Amegakure

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Man erzählte sich viele Geschichten über die verschollene und isolierte Stadt, in der es immer nur regnet. ›Das weinende Land‹ wurde es von der Bevölkerung anderer Länder getauft. Zerfressen von den Kriegen und Bürgerkonflikten hatte kein Ansässiger eine Identität, kein Shinobi eine Stimme, kein Mensch einen Namen. So trostlos das Dorf von anderen immer dargestellt wurde, so war es wohl in Wirklichkeit. Umgeben von kilometerbreiten dunkelgrauen Seegräben ragten die Industrietürme der Nordstadt so hoch in die Höhe, dass Abazure beim Schwimmen beinahe ertrank, beim Versuch zur Spitze des höchsten Turmes zu sehen.

Atana roch nur den unangenehmen, und doch beruhigenden Geruch von nasser Erde und Kohlenstoff, der sich stark angereichert in der Luft befand. Er spürte kleine, lauwarme Tropfen auf seiner Haut und war glücklich darüber, dass die Temperaturen im Regenreich angenehm waren. Nicht nur das erweckte seine Aufmerksamkeit, auch die riesige Menge Chakra, die flächenartig über der ganzen Stadt verteilt war, machte ihn neugierig. Er lächelte.
»Hier ist eine Chakrakuppel. Sie registrieren alle Eindringlinge.«
»Sollen wir trotzdem eintreten?«
»Ich bin nur ein blinder Mann auf der Suche nach etwas Essen,« antwortete Atana, »man wird mich nicht verhaften.«
»Du bist Atana Uchiha. So fern ich weiß sind Konohagakure und Amegakure verfeindet und du stehst als Psycho-Ninja rot angestrichen in ihrem Bingobuch. Wenn sie nicht sowieso schon wissen, dass du zur Akatsuki-Organisation gehörst.«

Seufzend musste Atana eingestehen, dass Abazure Recht hatte. Er musste wohl vorsichtig sein. Seine Kapuze bedeckte fast sein gesamtes Gesicht, so sollte ihn niemand erkennen. Das Band um seinen Oberschenkel löste er und vergrub es in seiner Tasche.
»Ich bezweifle, dass sie in diesem abgeschottetem Zustand irgendwas wissen.«
»Sieh dich vor,« warnte die Raubkatze vor seinem Übermut, »du kannst dich im Notfall nicht wehren. Sie werden dich zurück nach Konoha schicken, direkt ins Gefängnis.«
»Ich gehe nie mehr zurück nach Konoha. Schon gar nicht ins Gefängnis.«

Auch ohne Augen musste Atana nach passieren der Barrikade feststellen, dass Amegakure ein sehr ruhiges und stählernes Dorf war. Abazure lieferte ihm die Informationen, dass es wohl sehr groß sei und alle Shinobi ein zerstrichenes Stirnband trugen. Waren sie etwa alle Schwerverbrecher und Verräter?
»Da kann man sich ja glatt wohlfühlen.« sagte Atana und ließ sich von seinem Gefährten in eine Kneipe führen, die genauso schäbig roch und ruhig war, wie das ganze Dorf. Zigarrenqualm und billiger Sake wanderten im Raum umher. Atana hörte das verräterische Gemurmel im ganzen Raum. Ungewollt war der Fremde nun Gesprächsthema Nummer eins.

»Ich würde mich nicht dahin setzen, Fremdling.« brummte der Barkeeper und schickte Atana einen Hocker weiter. »Der ist reserviert.«
Ungewohnt nervös spielte Atana mit dem Saum seiner Kapuze. Ruhig antwortete er:
»Ich entschuldige mich. Ich zahle für einen Becher Sake.«
»Das geht klar.«
Das Gemurmel wandelte sich langsam wieder zurück in die zwielichtigen Gespräche von vorher, sodass Atana ein wenig entspannen konnte. Die Menschen hier waren angespannt, das gefiel ihm nicht. Irgendwas war an diesem Dorf nicht richtig.

»Es kommen selten Fremde her.« begann der Mann das Gespräch leise. »Wo kommt ihr her? Was treibt euch in diese Stadt?«
»Ich komme aus den Tigerlanden, im Westen. Bin auf der Durchreise nach Onagami.«
»Ein Jammer. Du begibst dich in die ganz falsche Richtung, mein Guter. Dreh um und kehre zurück. Du willst nicht wissen, was Lady A mit Fremden macht.«
»Zuro!« zischte eine Frau, die sich auf den reservierten Barhocker gesellte. »Nun rede doch nicht so viel!«
Schnaubend knallte er den Becher mit Sake vor Atanas Nase.
»Ich sage was ich will! Es ist doch wahr. Kein Fremder kommt hier rein. Und wenn doch, dann kommt er keinesfalls wieder raus.«

»Wer ist Lady A?« fragte Atana und nimmte vorsichtig an dem milchigen Gebräu. Die Frau schwärmte voller Dankbarkeit:
»Lady Angel, der Engel, der uns allen den Frieden in der Nordstadt gebracht hat!«
»Frieden brachte uns der Lord, das Federvieh kontrolliert uns bloß.«
»Was faselst du für eine Scheiße? Der Engel beschützt uns vor sämtlichen Kriegen und Räubern, wie Hanzo! Halt bloß deinen dreckigen Mund.«
Die Frau wurde ungemütlich, das machte Atana zu schaffen. Zuro schien aber keine Anstalten zu machen die Diskussion abzubrechen.
»Lord Pain ist ein Gott. Er hat das sagen, aber Lady A kommt und geht wann die will.«

Blindfight - Die Fänge der AkatsukiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt