Die Sehnsucht nach Verständnis

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Im dunklen Zelt lag Kakashi die ganze Nacht lang wach. Er hatte sonst immer sein Ziel vor Augen, doch auf dieser Mission ist ihm klar geworden, dass er keine Ahnung von Nichts hatte.

Die Informationen, die Kakusa beschaffen hatte, waren nur in einem direkten Kampf hilfreich, nicht beim Aufspüren seines Aufenthaltsorts. Es viel ihm schwer eine Strategie zu entwickeln, weil er ständig das Gefühl hatte, es würde ein Puzzleteil fehlen. Der Kellner nannte Atana ›Mumie‹, was ein Spitzname dafür war, dass er seine Hände und Brust, sowie den Mund früher mit Bandagen umwoben hatte. Das hatte Kakusa ihm ausführlich erklärt. Aber wenn die beiden jemals länger zusammengearbeitet hatten, dann müsste Kakusa auch sämtliche Informationen über sein Wesen haben.

Was war dieser Mensch für ein Typ?, fragte Kakashi sich oft. Vielleicht war er wirklich böse, durchtrieben von Hass und Mordlust. Doch das war unwahrscheinlich. Schließlich hatte er ein Jutsu entwickelt, das Erinnerungen löscht, um keine Menschen mehr töten zu müssen. Dann war er wohl eher ein Feigling. Aber wie zum Teufel war Kakashi mitten in der Nacht in einen Kampf mit ihm geraten, außerhalb von Konohagakure? Aus der ganzen Situation wurde der Jonin einfach nicht schlauer. Frustriert setzte er sich auf, öffnete das Zelt und gönnte sich ein paar Minuten frische Luft.

Iruka lehnte an einer Felswand und überwachte das Gebiet. Kakusa hatte seit drei Tagen nicht geschlafen, deshalb hatte er sich für diese Nacht freiwillig gemeldet. Er hörte Kakashi kommen, mit schweren Schritten, und freute sich über die Gesellschaft. Mittlerweile hatte er gelernt in seiner Nähe ganz er selbst zu sein, was ihm mit den ganzen Geheimnissen vorher schwer fiel. Jetzt war sein Lächeln natürlich, seine Freundschaft ehrlich und sein Herz, welches in der Nähe des Jonin immer schneller schlug, schmerzte nicht mehr.

Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen, als Kakashi neben ihm stehen blieb und ein wenig verloren in die Sterne sah. Noch nie hatte Iruka ihn so traurig gesehen.
»Kannst du nicht schlafen?« fragte er leise und ließ sein Bingo-Buch in die Tasche gleiten. Aus Langeweile las er manchmal darin. Doch ihm war nicht mehr langweilig. Kakashi trug seine Jonin-Hose und Sandalen wie gewohnt, aber dazu ein eng anliegendes, ärmelloses Shirt, das direkt mit der Maske verbunden war. Iruka hatte einiges zu bestaunen. Er setzte sich ins Gras, klopfte neben sich und sagte:
»Na komm. Erzähl mir, was dich bedrückt.«

Kakashi redete kaum über das, was ihn bedrückt. Im allgemeinen behielt er seine Probleme lieber für sich. Aber Iruka und Gai waren seine einzigen Freunde, die einzigen Menschen, denen er vertrauen konnte. Und manchmal redete er dann einfach drauf los, so wie jetzt. Seufzend setzte er sich, lehnte er sich gegen den harten Felsen und erklärte leise:
»Ich bin verzweifelt. Wir suchen einen Geist. Und ich habe das Gefühl, dass alles an mir vorüber zieht. Alle Informationen. Ich fühl mich wie Naruto, der eine Theorieprüfung absolvieren muss. Ich kann's einfach nicht und so langsam geht mir die Motivation aus. Ungeduldig bin ich wahrlich nicht. Aber - und das ist mir ein bisschen peinlich - ich bin es nicht gewohnt zu verlieren. Kann man das irgendwie verstehen?«

Iruka lachte. Das Lachen war sanft und leise und irgendwie musste Kakashi deswegen auch schmunzeln. Er strich sich verlegen durch sein weißes Haar.
»Tut mir leid. Das klang alles so egoistisch.«
»So bist du nunmal.« antwortete Iruka schulternzuckend. »Und ich kann dich verstehen. Dass du frustriert bist ist keine Schande. Es geht uns allen so. Seit Wochen sind wir auf der Suche und haben keinen Anhaltspunkt. Ich weiß, dass du Atana finden willst um deine Erinnerungen zurück zu bekommen. Das ist dein gutes Recht. Und ich werde dich dabei unterstützen. Deshalb bin ich bei dieser Mission dabei.«
»Nur für mich?« fragte Kakashi mit großen Augen. Iruka antwortete schmunzelnd:
»Für dich und für Konoha.«

Kakashi in Verlegenheit zu sehen war wahrlich ein Genuss für Iruka. Der Jonin konnte so cool sein wie immer, doch jetzt wich er seinem Blick aus und spielte verdächtig mit seinen Fingern. Ein Mann, der schon so viele Strapazen hinter sich hatte und dennoch ein kleines Kind war. Ein kleiner Junge mit einem Herz, dass hinter der harten Schale so leicht zu schmelzen war wie Butter.
»Du bist süß, wenn du dich schämst.«
Die Worte sprudelten einfach aus ihm heraus, und jetzt war er derjenige, der errötete. Kakashi lachte nur leise darüber, stupste Iruka an und antwortete:
»Du auch, glaub mir.«

Blindfight - Die Fänge der AkatsukiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt