Die Kneipe »Zum Knochen«

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Kakusa bemerkte die gespannte Stille zwischen ihren beiden Teamkameraden. Sie umschlichen sich bildlich wie Katzen, trauten sich aber nicht wirklich näher zu kommen und bei jedem noch so harmlosen Blick, den Kakashi Iruka schenkte, glichen die Wangen des Jüngeren einem roten Tuch. Die Kunoichi ignorierte die Männer beharrlich. Sie konnte an der Liebe nichts ändern, und das wollte sie auch nicht. Die Eigenschaft zu lieben machte die besten Shinobi aus und gegen die Natur konnte sie sich nicht wehren. Solange die Konoha-Nin die Mission nicht gefährdeten konnten sie so lange sie wollten ineinander verliebt sein. Es war auch schließlich nicht ihre Bürde.

Sie erreichten nach einiger Zeit einen Gasthof, der von außen mehr als nur zwielichtig erschien. Kakashi war sich sicher hier schon einmal den ein oder anderen Kopfgeldjäger verfolgt zu haben. Als er noch in der Anbu war, hatte Tenzo, einer seiner Teammitglieder, die Anlaufstelle für Kriminelle infiltrieren wollen, was jedoch weitestgehend scheiterte. Die Menschen in diesem Gasthof waren vorsichtig und ächteten Shinobi aus jedem Dorf, jedem Land. Die A-Mission, die er damals erfüllen musste konnte er erfolgreich abschließen, doch er verfeindete sich mit unzähligen Ninjas und Assassinen.

Kakusa kannte den Gasthof und die Leute in und auswendig. Sie war praktisch darin aufgewachsen, deshalb stoppte sie kurz vor dem Eingang und sah ihre Begleiter prüfend an. Iruka, der nichts ahnte, runzelte verwirrt die Stirn.
»Verdeckt euren Stirnschutz.«
Kakashi nahm sein blaues Stirnband und drehte es um, sodass das Konoha-Symbol nicht zu sehen war. Wie Kakusa zog er sich noch die Kapuze seines Mantels über den Kopf. Beide sahen Iruka auffordernd an.
»A-aber warum? Wo gehen wir denn hin?«
»Hier wimmelt es von Verbrechern.« erklärte Kakusa ungeduldig. »Das ist die Kneipe ›Zum Knochen‹, man. Wenn die raus kriegen, dass wir Shinobi sind, war's das.«
»Aber warum hält sich Meister Jiraiya in so einer Anstalt auf?« fragte Iruka, während er seinen Stirnschutz in die verdeckte Tasche steckte. »Das könnte doch gefährlich für ihn werden, oder nicht?«
Kakashi erklärte:
»Es ist gefährlich für uns alle, aber es gibt kaum einen sichereren Ort für einen Informationsaustausch. Hier achtet niemand auf niemanden.«

Nachdem die Tür sich hinter ihnen geschlossenen hatte, mussten sich ihre Augen erst an die schmierige Dunkelheit gewöhnen. Die Lautstärke war annehmbar, doch der Geruch durchzogen von den Alkoholfahnen einiger Trunkenbolde und gefälschten Geldscheinen. Iruka wollte nicht als einziger sein Unwohlsein zeigen, deshalb lief er gespielt gelassen vor Kakashi her und zeigte keine Unsicherheit. Im Augenwinkel sah er, wie zwei Männer, die zwischen zwei offensichtlich gekauften Frauen rauchten, unauffällig Schriftrollen austauschten. Iruka hasste diesen Ort mehr als alles andere und wollte schleunigst hier weg. Auf Kakashis Fürsorge konnte er auch nicht zählen, denn wenn er in seinem Arbeitsmodus war, konzentrierte er sich bloß auf die Mission.

»Hier hin. Setzt euch und redet nicht.« befahl Kakusa genervt und drückte die Konoha-Nin unsanft auf eine Holzbank. Sie konnte die Langsamkeit der beiden Ninja nicht ertragen und wurde unter den Blicken der anderen leicht nervös. Ein kühler Kopf musste her. Sie atmete tief durch und zog dann ihre Kapuze vom Kopf, was Iruka und Kakashi ihr bewusst nicht nach taten. Sie spähte durch den Raum, misstrauisch, bis der Kellner sie bemerkte und erkannte. Iruka drängte sich noch ein bisschen näher an Kakashi, als der dickbäuchige, schwarzhaarige Kellner mit einem Spültuch in der Hand auf sie zu watschelte. Das Tuch wirkte in seinen riesen Pranken wie eine tödliche Waffe, fand er.

»Lady Kaku,« brummte der Kellner und beäugte sie verächtlich. »Was führt dich zurück in unsere Abgeschiedenheit? Man munkelt viel auf den Straßen.«
»Nur Gerüchte.« antwortete sie ruhig, obwohl ihr Puls sich erheblich beschleunigte. »Ich bin hier hin eingeladen worden.«
»Hm. Das ist es auch nur ein Gerücht, dass du dich mit Sunagakure zusammengetan hast? Eigenartig. Du weißt, was mit Verrätern passiert. Und bei dir werde ich keine Ausnahme machen, nur, weil du eine Frau bist.«
Noch bevor der Kellner das letzte Wort aussprechen konnte hielt ihm Kakusas Doppelgänger ein Kunai an den Hals. Iruka wollte seine Hand erschreckt gegen sie erheben, doch Kakashi fing sie ab und behielt sie in seiner, fest und doch beruhigend. Unter dem Tisch verborgen sah niemand, dass er mit dem Daumen über Irukas Handrücken strich.

Blindfight - Die Fänge der AkatsukiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt