Gnade und Vertrauen

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Obito stand plötzlich wieder entgegen der Sonne Atana gegenüber. Er hatte kein Kunai in der Hand und musterte die Umgebung für einen Moment verwirrt. War dies ein Genjutsu? Atana spürte schreckliche Kopfschmerzen und kein brauchbares Restchakra, sowie heißes Blut auf deiner Wange. Er griff sich an seinen Hals und erkannte, dass er mit seinem Mangekyou-Sharingan die Zeit zurück gedreht hatte. Obito stutzte, nahm sich die Maske vom Gesicht und starrte in Atanas Augen. Mit ungewöhnlich starker Machtgier lechzte er danach, dieses Sharingan in seinen Besitz zu bekommen.
»Du hast dein Mangekyou-Sharingan also schon entfaltet. Es ist sehr mächtig. Du kannst deine Fehler einfach wieder ausradieren. Dieses Sharingan ist wirklich interessant.«

»Der, dessen Leid und Qual die Illusion der Stärke vernichtet, den soll eine Kraft aus Liebe und Hass erhellen und ein Ritter mit seiner Seele beschützen.«

Atana versuchte mit aller Macht sich an ein Jutsu erinnern, was ihn jetzt noch retten könnte. Die Inschrift der Tafeln im Uchiha-Komplex hatte er mittlerweile deuten können. Es handelte sich um das Susanoo, doch sein Chakralevel war zu niedrig dafür. Atana benötigte wieder mal Zeit, sehr viel davon. Er hielt sich das stark pochende linke Auge und sagte:
»Du müsstest doch wissen, welche Kraft es besitzt. Schließlich hast du es mir eingesetzt.«
»Ich bin erstaunt. Du scheinst doch nicht ganz dumm zu sein. Deine Augen haben mich ein bisschen irritiert, das gebe ich zu. Sie schienen in gewisser Weise blockiert zu sein, deswegen musste ich sie zerstören.«

Bevor Atana entgültig bewusstlos wurde sah er zwei Wurfnadeln auf ihn zu fliegen und spürte einen brennenden Schmerz in seinen Augen.

Atana schnaubte missbilligend, doch Obito war noch nicht fertig. Er fügte mit betörender Gelassenheit hinzu:
»Die Augen, die du in dir trägst, sind die deines Vaters, Atana. Ich musste sie für dieses Experiment nutzen, und ich war von dem Ergebnis genauso überrascht wie du: Ich setzte dir das Sharingan ein, du bist aufgewacht und dabei war es in einem inaktiven Zustand. Du kannst das Sharingan deines Vaters hervorragend kontrollieren und hast es jetzt sogar zum Mangekyou weiterentwickelt.«

Das musste er sein. Der schlimmste Albtraum. Eisig kalt wanden sich Stränge aus Angst und Hass von Atanas Chakra-Kern in die entlegensten Ecken seines Körpers aus, schöpfte neue Energie aus den überlasteten Reserven seiner Zellen. Die Sonne, die eigentlich Wärme und Trost spenden sollte brannte auf seiner Haut wie Säure, während der Schmerz in seinem Kopf weit in den Hintergrund rückte. Alles was er sah, was er glaubte in der letzten Zeit gesehen zu haben, hatte er durch die blutrünstigen und machtgierigen Augen seines Vaters gesehen. Der Mann, der ihm die tiefen unzähligen Narben auf der Haut und der Seele hinterlassen hatte, bestimmte in der schwierigsten Zeit seines Lebens die ganze Welt um ihn herum. Das, worauf er Anfangs so stolz gewesen war erlangt zu haben, war nicht nur fremd, sondern auch ein Teil des schlimmsten Menschens den Atana jemals kannte.

Natürlich wusste Obito nicht, wie grausam diese Information für Atana war. Er hatte nur davon gehört, dass Atana als Reinerbe das Sharingan nicht erwecken konnte, was schon ziemlich ungewöhnlich war. Deshalb erschien ihm Atanas Reaktion ein wenig ungewöhnlich.
»Ich sehe die Welt durch die Augen meines Vaters.« fasste er zusammen und seine Stimme zitterte vor Wut. Am liebsten würde er sich die Augen aus dem Kopf reißen und den Kampf ohne diese verfluchten Dinger zuende bringen. »Mein Vater, der mich gequält und gefoltert hat, damit ich das Sharingan erwecke?«
»Seine Augen haben dich beschützt und dorthin gebracht, wo du jetzt stehst.«

»Wenn du mich hasst, warum tötest du mich nicht einfach?«
Das war der erste Satz, den der Vater von seinem Sohn hörte. Liebevoll strich er Atana durch das wellige Haar und antwortete:
»Ich hasse dich nicht. Ich liebe dich, ich bin dein Vater. Und genau deswegen muss ich dein Sharingan erwecken, Atana. Ich möchte, dass du in dieser Familie respektiert wirst.«
Atana verstand diese Aussage überhaupt nicht. Zitternd vor Wut und Angst hörte er seine bebende Stimme hallen:
»Fass mich nicht an. Du bist nicht mein Vater.«
Das Lachen, welches daraufhin durch den Raum schallte, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Der Mann zog quälend langsam die Nadeln aus Atanas Fingerkuppen. Der Schmerz war unerträglich, das wusste er, denn in den Fingerkuppen befanden sich die Nervenenden in einem Bündel. Der kleinste Reiz löste schon die heftigste Reaktion aus.

Blindfight - Die Fänge der AkatsukiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt