Der Brief der Hokage

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Iruka wachte in seinem Zelt auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Wie viel Uhr war es wohl? Er hörte nur den Regen, der auf das Zeltdach trommelte, aber draußen war es schon hell. Neben ihm war der Schlafsack leer. Wo war Kakashi?
Seufzend zog er sich die Kapuze seines Regenmantels über den Kopf, schlüpfte aus der Schlafhose in seine normale Uniform und späte nach draußen in die Kälte. Jeder Morgen war wie der andere. Er fühlte sich langsam wie ein Nomade.

»Kakashi?«
Seine morgentliche Stimme war noch dunkel und rau. Iruka stieg aus dem Zelt, verschloss die Tür und das Vorzelt, bevor er sich nach Kakashi umsah. Aus der kleinen Holzhütte, die sie nicht weit vom Treffpunkt entfernt gefunden hatten, qualmte Rauch. Iruka floss das Wasser im Mund zusammen. Frühstück war jetzt genau das richtige. Besonders etwas warmes, denn obwohl es eigentlich Sommer war fror er hier im Wasserreich schon die ganze Zeit.

Iruka öffnete die Holztür spärlich und erkannte, dass Kakashi auf einem Feuer irgendwas anbriet, das verdächtig nach Spiegeleiern aussah. Ein Grinsen konnte er sich nicht verkneifen, denn Kakashi hielt bei der Zubereitung tatsächlich sein Flirtparadies in der linken Hand.
»Guten Morgen.« brummte er und lächelte, wie jeden Morgen. Es versüßte Iruka den Tag. Es konnte draußen regnen, stürmen, Minusgrade konnten das Land vereisen... Aber dieses kleine Lächeln taute alles wieder auf.
»Guten Morgen. Was bereitet der Chefkoch denn zu?«

»Das weiß ich auch noch nicht so genau.« gestand Kakashi und kratzte sich am Kopf. »Die Eier habe ich noch aus der letzten Stadt, die waren noch gut... Den Fisch habe ich gefangen. Magst du Fisch zum Frühstück?«
»Man nimmt, was man kriegen kann.« antwortete Iruka mit einem gequälten Lächeln. Er hasste Fisch. Deswegen füllte Kakashi ihm die Spiegeleier auf dem Teller. Gott, er war Irukas Held.
»Ich habe mir übrigens was überlegt: Wir gehen ins nächste Dorf und schlafen im Hotel. Mir reicht das Zelten.«
»Das geht mir auch so, aber was ist mit Kakusa? Außerdem habe ich nurnoch zehn Ryo in der Tasche. Damit komme ich nicht weit. Aber wenn du willst, kannst du gehen. Ich würde hier warten.«

Kakashi schüttelte den Kopf, als wäre Iruka ein Idiot. In seinen Augen war er auch einer.
»Wir lassen Kakusa eine Nachricht da. Ich bezahle. Nach den Strapazen brauchen wir eine Pause. Dringend.«
Iruka dankte für das Essen, band sich die Haare hoch und liebte Kakashi für diesen Vorschlag. Ein Hotel mit Bett und richtigem Frühstück brauchte er dringend. Als verwöhnt hätte er sich nicht bezeichnet, aber so langsam verging ihm der Spaß an der ganzen Sache.
»Weißt du, ich bin froh, dass ich Lehrer bin.« erzählte er Kakashi. »Ich hatte Mal einen Freund in der Anbu-Einheit. Wenn er zu Langzeit- Missionen gerufen wurde und er genau wusste, dass er nach zwei Wochen in der Natur nur mit Nahrungspillen vollgepumpt und blutverschmiert zurück kehren würde, dann machte ihm das einfach nichts aus. Er hat es geliebt in der Anbu zu sein.«

»Von diesen Menschen gibt es nicht viele. Ich finde, man wird zum Anbu geboren. Fälschlicherweise gelangt man nicht mir Stärke dort hinein, sondern mit Durchhaltevermögen und Konsequenz. Man weiß zu jedem Zeitpunkt ganz genau wer Freund oder Feind ist. Man ist nur eine Schachfigur. Ein Soldat ohne Leben. Viele kommen damit gut klar.« antwortete Kakashi leise. »Was ist mit deinem Freund passiert?«
»Er ist verschwunden. Vermutlich tot.« sagte Iruka und redete sich ein, dass das keine Lüge war. Kakashi nickte mitfühlend und wich Irukas Blick unbemerkt aus.
»Das passiert den Besten. Das Jutsu, mit dem man sich in Chakra auflöst... Es macht selbst den Tod anonym.«

Bei dem Gedanken an seine eigene Anbu-Zeit schämte sich Kakashi immer ein bisschen. Es gab eine Zeit, in der es Mal besser und besser wurde. Er kam mit Vorfreude zurück nach Hause. Zwar erinnerte er sich nicht daran, dass Atana der Grund deswegen war, aber er wusste, dass diese Vorfreude schlagartig verging. Von einem Tag auf den nächsten war er in einem Loch aus Depressionen gefangen. Wieder einmal. Die Erinnerung von der Nacht, in der Atana das Dorf zum ersten Mal verlassen hatte, könnte ihm das erklären, wenn sie nicht versiegelt wäre.

Blindfight - Die Fänge der AkatsukiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt