5 || Unberechenbar

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"Wir hätten es beinahe nicht geschafft" sagte Jay keuchend zu mir.

Ich verdrehte die Augen. Beinahe war nur beinahe. Mir war schon schlimmeres passiert.

"Ja ja" stöhnte ich genervt und stieg in den Bus ein. "Wir haben es aber geschafft."

Natürlich mussten wir wieder zu dem Bus rennen, was auch sonst. Und ja, es war meine Schuld gewesen. Ich hatte es nicht geschafft mich zu überwinden, aus dem Bett zu kommen.

Typisch.

Jay dagegen war super früh fertig und hatte mich dann gestresst. Aber fairerweise musste ich zugeben, dass ich es ohne ihn nicht geschafft hätte.

Im Bus ging ich wie gewohnt nach hinten durch, Jay folgte mir brav. Erst dachte ich nach, wo ich mich hinsetzen wollte, dann grinste ich.

Bisschen provozieren gehen.

Ich nahm wieder dort Platz, wo ich gestern gesessen hatte, ließ Jay aber diesmal ans Fenster. Und ich freute mich auf Levin's Gesicht. Denn wie gesagt, ich war nicht hier, um Freunde zu finden.

Ich kannte diese Clique zwar nicht und ich wusste auch nicht, zu was sie fähig waren, aber sie tyrannisierten die anderen Leute auf der Schule und es schien sich niemand zu wehren. Und weil ich ahnte, dass ihnen Neuankömmlinge sowieso gegen den Strich gingen, hatte ich kein Problem ihnen das letzte Jahr noch auf die Nerven zu gehen.

Ihr werdet euch noch wünschen, ihr hättet mich nie kennengelernt.

"Wieso werden wir so komisch angeschaut?" Jay sah mich misstrauisch von der Seite an, ich überflog den Bus mit den Schülern. Tatsächlich wurden wir von einigen beobachtet.

"Ach ignorier das einfach" winkte ich ab. "So war das bei mir gestern auch. Ich glaube das liegt einfach daran, dass wir neu sind."

"Wenn du meinst..."

Wir hielten an der nächsten Haltestelle an, genau an der, an der Levin gestern eingestiegen war. Und auch heute war er der Erste, der den Bus betrat. Er kam direkt auf uns zu.

"Du willst echt nicht hören" zischte er wütend in meine Richtung. "Man sollte dich mal ordentlich durchnehmen, damit du nicht so widerspenstig und ungezogen bist!"

Tz, ich verzichte.

"Hab dich nicht so, ist doch nur ein Sitzplatz" entgegnete ich unbeeindruckt, obwohl ich ein wenig nervös wurde. Levin konnte schon jemanden einschüchtern, das musste man ihm lassen.

"Was sagst du?" er schien nicht super gelaunt zu sein an dem Morgen. Lag das vielleicht an mir?

Ach. Bestimmt nicht.

Hust.

Er verlor die Geduld als ich mich nicht rührte und packte mich am Arm, um mich wegzuziehen, nur hatte er die Rechnung ohne Jay gemacht.

"Hey was soll das" er griff sofort ein, sodass Levin mich losließ. Ich sah ihn böse an. "Lass meine Schwester in Ruhe, du Idiot."

Engelchenkrone auf den Kopf, bitte.

"Aha und du bist wer?" er beäugte ihn nur kurz, sah mich dann wieder an. "Ich hab es dir gestern schon gesagt: Leg dich nicht mit uns an, Kleine. Versuch erst garnicht, Widerstand zu leisten."

Ich schnaubte abfällig: "Du kannst mich mal."

"Was hast du gesagt?" er funkelte mich an und griff blitzschnell in mein offenes Haar, das er am Hinterkopf nach unten zog. Schmerzhaft stöhnte ich auf.

Dear heart, why him? ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt