7 || Arbeit

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Heute war echt mein Glückstag. Ich schaffte es nicht nur pünktlich zum Bus, sondern tatsächlich auch rechtzeitig zur Arbeit. Wirklich ein Wunder, wenn man bedenkt, dass ich die Unpünktlichkeit in Person war.

Aber von mir aus könnte sich das ändern.

Ohne Stress durchs Leben gehen, was wünschte man sich mehr.

"Ms Cain" mein Chef schien ziemlich überrascht, als er auf die Uhr schaute. "Na das ist ja mal was ganz Neues. Sogar noch zu früh."

Ich grinste stolz: "Ich stecke eben voller Überraschungen."

Er wollte etwas erwidern, ließ es aber dann doch bleiben und stand auf: "In ein paar Minuten kommt eine Lieferung. Halten Sie hier die Stellung?"

"Sicher" innerlich freute ich mich, ihn für eine kurze Zeit los zu sein. Unter ständiger Beobachtung zu stehen, machte mich nervös.

Mein Chef, Mr Kelvan hieß er übrigens, bedankte sich aus Höflichkeit, obwohl ich eigentlich keine andere Wahl hatte, wenn ich meinen Job behalten wollte, und ging dann nach draußen.

Kurz atmete ich tief durch. Irgendwas an seiner Art ließ mich wachsam sein, er war komisch, zwar nett, aber auch ein wenig zu aufmerksam. Keine Ahnung ob das einfach seine Art war, aber es beunruhigte mich.

Ach hör schon auf, Faye.

Ich schüttelte den Kopf. Ich brauchte diesen Job, ich brauchte das Geld, um zu verschwinden. Ich sollte mir keine Gedanken über meinen Chef machen.

Du bildest dir das nur ein.

Bestimmt.

Ich sah wie die ersten Kunden eintrudelten. Es würde bestimmt voll werden diesen Nachmittag. Es war gutes Wetter, nicht zu warm und nicht zu kalt. Die Leute trafen sich gerne an solchen Tagen, gerade in Cafés.

"Guten Tag, was darf's denn sein?" begrüßte ich freundlich eine Frau in Business Kleidung. Ich vermutete, dass sie gerade wohl Pause hatte.

Sie rieb sich die Schläfe: "Ein Cappuccino bitte. Aber mit Soja."

"Natürlich" ich bereitete ihren Wunsch zu und kassierte. "Hier bitteschön."

Sie nahm das Wechselgeld und den Cappuccino: "Danke."

Ich warf einen schnellen Blick nach draußen und sah meinen Chef. Er redete mit jemand, ich vermutete es war der Typ mit dem Lieferwagen.

Dann wendete ich mich wieder an die Frau, die dabei war zu gehen: "Anstrengender Tag, hab ich Recht?"

Sie nickte langsam und kam zurück: "Ja, das stimmt. Seh ich so fertig aus?"

Ich legte den Kopf schief und lächelte sie an: "Ein wenig müde vielleicht, aber nur wenn man genauer hin sieht."

"Ich fühle mich schlimmer" sie seufzte und wärmte ihre Hände an dem Becher, dabei löste sich eine ihrer kastanienbraunen Haarsträhnen aus ihrem Dutt, den sie tief im Nacken trug, doch sie beachtete es nicht weiter.

"Nehmen Sie sich doch den restlichen Tag frei" schlug ich ihr vor.

Sie schüttelte den Kopf: "Ich habe heute noch ein Meeting, das kann nicht aufgeschoben werden."

"Darf ich fragen als was Sie arbeiten?"

Sie lachte kurz: "Ich bin Anwältin, aber noch nicht sehr lange. Mein Chef nimmt mich unter Beobachtung."

Ich nickte: "Das ist anstrengend, ich weiß. Ist bei mir zur Zeit dasselbe."

Zwei Mädchen betraten das Café, sie waren ein paar Jahre jünger als ich.

Dear heart, why him? ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt