30 || Im Zweifel für den Angeklagten

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Die Leute im Gerichtssaal waren angespannt und diskutierten aufgebracht durcheinander. Ich sah zu meiner Pflegefamilie. Anges umklammerte Damian mit Tränen in den Augen und auch Jay schien sehr mitgenommen zu sein.

Die übrigen Leute warfen mir mitleidende Blicke zu, aber sie fühlten nicht das, was ich fühlte. Sie hatten es auch nicht durchgemacht.

Gerade als ich den Blick wieder vor mich richten wollte, bemerkte ich Jemanden in der letzten Reihe, abseits der anderen, sitzen. Ich kniff die Augen zusammen, obwohl der Raum nicht so groß wie eine Kirche war.

Erschrocken setzte mein Verstand kurz aus. War das tatsächlich Ethan, der da saß? Ich schaute nochmal hin, was meine Vermutung nur bestätigte.

Verdammt.

Was machte er hier?

"Ms Cain, wir würden Ihnen gerne ein paar Fragen stellen" sagte einer der Richter ernst. "Sie müssen nicht antworten, es würde aber vieles vereinfachen."

Ich nickte: "Okay."

"Sie nannten den Angeklagten Mr Kelvan zuerst bei seinem Vornamen. Wieso?"

Mir war bewusst, dass diese Frage kommen würde: "Er kam Tage zuvor zu mir und sagte, dass er Jack hieße. Von da an sprachen wir uns mit Vornamen an."

"Gab es vor dem Abend schonmal solche Vorfälle oder andere Andeutungen?" der kritische Blick des Richters entging mir nicht.

Wieder brauchte ich eine Weile: "Ja. Es waren nur kleine Dinge. Einmal war ich im Weg und er hatte mich an der Hüfte zur Seite geschoben. Solche Sachen halt."

"Frage" kam es vom gegenüber. Jack's Anwalt war aufgestanden.

"Gestattet" sagte der Richter zu ihm.

"Wieso haben Sie, Ms Cain, das nie bei ihm angesprochen, beziehungsweise gemeldet?"

Eine berechtigte Frage: "Ich habe mir nichts dabei gedacht. Es waren kleine Dinge, mehr ist nie passiert. Und ich wollte meinen Job unter jedem Preis behalten."

"Was war ihnen den an dem Job so wichtig?" eine weitere Frage von Mr Hill.

Ich schob mein Kinn nach vorne: "Darauf möchte ich nicht antworten."

Das geht in die falsche Richtung.

"Und wieso nicht?"

"Einspruch" nun war auch Mr Dawnhold aufgestanden.

"Gestattet" kam es vom Richter.

"Ich sehe nicht, wie diese Frage in den Ermittlungen helfen soll" sagte mein Anwalt fest. "Sie wollen Ms Cain nur verunsichern."

Mr Hill wollte daraufhin etwas erwidern, aber er wurde daran gehindert.

"Wir würden nun gerne den Angeklagten, Mr Kelvan bitten, seine Sichtweise darzulegen."

Ich durfte meinen Platz endlich verlassen und setzte mich neben meinen Anwalt. Jack nahm auf meiner Position Platz und funkelte mich böse an. Ich wich seinem Blick nicht aus.

"Nun, Mr Kelvan, Sie haben die Anschuldigungen gehört. Was haben Sie zu ihrer Verteidigung zu sagen?" der Richter sah zu ihm.

Auch Jack ließ sich Zeit: "Ich beschreite die Anschuldigungen. Diese Geschichte ist eine Lüge. Sie hat sie nur erfunden."

Wieder ging ein Raunen durch den Saal. Instinktiv sah ich zu Ethan. Ich spürte seine Anspannung und seine Wut bis zu mir nach vorne.

"Was ist deiner Ansicht nach passiert?"

Dear heart, why him? ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt