27 || Planänderung

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Der Termin für meine Aussage ließ tatsächlich nicht lange auf sich warten. Am nächsten Tag bekam ich Post, in der es hieß, der Gerichtstermin fände am Freitag statt, direkt um drei Uhr nachmittags.

Also morgen.

"Mach dir kein Kopf, Liebes" hatte Anges gesagt, als ich ihr den Brief mit besorgter Miene gegeben hatte. "Wir sind doch auch da. Du stehst das nicht alleine durch."

Doch das tue ich.

Am liebsten hätte ich das gesagt.

Ich fühlte mich nicht dazugehörigend, nicht zu hundert Prozent, wenn ich ehrlich war. Seit zwei Jahren war ich nun bei ihnen und ich kam super mit ihnen klar. Ich fühlte mich echt wohl und es fühlte sich gut an, ein Zuhause zu haben. Aber sie waren nicht meine Familie. Nicht meine echte. Und das konnte irgendwie Niemand ersetzen.

Ich unterdrückte den Impuls dies zu sagen. Anges meinte es nur gut. Sie wollten mir alle helfen und mich ein Teil von ihnen werden zu lassen. Doch sie würden es nie verstehen. Ich war zu oft alleine gewesen, als dass ich mich jetzt geborgen fühlen könnte.

Als ich nach der Schule nach Hause kam, war Anges schon dabei hektisch durch die Gegend zu laufen. Sie hatte sich für den Basar in Schale geworfen, trug ihre Haare zusammengebunden und hatte sich sogar etwas geschminkt.

Ich half ihr die Kuchen und die Kekse ins Auto zu bringen und versprach, später in die Stadt nachzukommen, wo Damian und Jay schon waren. Sie bestand darauf, dass wir endlich wieder etwas zusammen unternahmen.

Als ich alleine war, atmete ich erstmal erleichtert durch. Stress war das Letzte, was ich gebrauchen konnte.

Ich machte mir schnell etwas zu essen und setzte mich dann kurz an die Schulaufgaben. Doch irgendwie konnte ich mich überhaupt nicht konzentrieren, weshalb ich nach einer halben Stunde aufgab und mich in mein Bett kuschelte.

Meine Gedanken schweiften zu dem Gerichtstermin morgen. Ich wollte nicht darüber nachdenken, aber irgendwie tat ich es dann doch.

Jack würde sicherlich gegen mich aussagen, ich musste also glaubwürdig klingen. Bestimmt hatte die Polizei schon all meine Daten und mein Leben durchforscht. Bei der Geschichte, die ich hatte, war es wohl schwieriger, zu überzeugen.

Ich hatte an dem Abend nur kurz mit den Polizisten gesprochen, den größten Teil hatte Ethan glücklicher Weise übernommen. Sollte ich ihm von dem Termin erzählen? Er könnte ein wichtiger Zeuge sein, schließlich hatte er die Zwischenfälle mitbekommen. Trotzdem wollte ich ihn nicht noch mehr in die Sache mit reinziehen.

Hm.

Es war keine leichte Entscheidung, ich entschied also, dass ich es spontan entscheiden würde.

Schlechte Idee.

Egal.

Zwei Stunden später hatte ich mich umgezogen und nahm den Bus in die Innenstadt, um Anges' Wunsch zu erfüllen. Der Basar war größer als die, die ich bisher in Erinnerung hatte. Trotz der Kälte waren viele Leute gekommen und stöberten auf dem Flohmarkt herum.

Zu meinem Pech hatte Anges mir nicht gesagt, wo ich sie finden würde, also musste ich wohl oder übel alles ablaufen.

Super.

Ich entschied mich zuerst Richtung Rathaus zu gehen, was, wer hätte es gedacht, die falsche Richtung war. Also ging ich zurück und lief in die entgegengesetzte Richtung.

Anges stand hinter einem Stand mit vielen Kuchen und Muffins und unterhielt sich mit einer älteren Dame, die ebenfalls hinter dem Tisch stand. Ich sah mich nach Damian und Jay um, doch beide waren nicht zu sehen.

Dear heart, why him? ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt