17 || Ich heiße Jack

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Und wieder war es Samstag. Mittlerweile wohnte ich nun schon einen ganzen Monat hier in Pitney, dennoch kam ich mir immernoch wie eine Außenstehende vor, die sich einfach nicht in das Gesamtbild einfügen konnte.

Ich kannte zwar die Stadt nun etwas besser und traf viele Leute bei meiner Arbeit, aber ich fühlte mich hier nicht willkommen. Etwas ließ mich wachsam sein. Ich durfte mich nicht vom Schein trügen lassen, etwas machte mich unsicher, bloß hatte ich keine Ahnung was es war.

Es war als versteckten die Menschen um mich herum etwas hinter ihrer Maske, etwas über das lieber nicht gesprochen wurde, als wäre es ein Tabuthema. Sie hatten alle zusammen diesen Schein der Perfektion aufgelegt, aber irgendwann bröckelte jede Fassade, soviel war klar. Es war eine Frage der Zeit, ich musste also nur abwarten.

Und in dieser Zeit konnte ich mich anderen Dingen stellen. Die Sache mit dem verschwundenen Mädchen brachte mich immer öfter zum Nachdenken und auch aus Hope wurde ich ab und zu nicht ganz schlau. Wieso sprach niemand über sie? Und wieso war meine neue Freundin zuvor so unbeliebt gewesen?

"Faye, Liebes, kommst du? Ich nehm dich mit zur Arbeit" Anges stand schon fertig angezogen im Flur und schaute mich ungeduldig an.

Ich versuchte meine Gedanken loszuwerden: "Ich komm sofort."

Ich hastete nochmals die Treppe hoch, um mein Handy aus meinem Zimmer zu holen. Angezogen war ich schon.

"Bringst du bitte eine Einkaufstasche mit?" rief Anges noch hinter her, dann hörte ich wie die Haustüre ins Schloss fiel.

Hastig ging ich wieder nach unten, zog mir eine dünne Jacke über und nahm einen Korb aus dem Regal im Flur gegenüber der Gaderobe. Dann folgte ich ihr nach draußen.

"Danke dir" Anges legte den Korb auf den Rücksitz, dann stiegen wir ein und sie startete den Motor. "Brauchst du noch was Bestimmtes wenn ich eh schon einkaufen gehe?"

Ich schüttelte den Kopf: "Nein ich glaube nicht."

"Über was denkst du nach?" fragte sie mich und sah mich kurz von der Seite her an. "Du bist abwesend."

"Nichts" log ich reflexartig.

"Du weißt, dass du mir alles erzählen kannst?"

"Ja" bestätigte ich, änderte meine Meinung jedoch nicht.

War es nicht sowieso egal ob ich mich dazugehörend fühlte? Ich würde sowieso gehen, ganz gleich was hier vor sich ging. Mein Platz war nicht hier, ich passte nicht hierher.

Anges setzte mich in der Stadt ab, sodass ich nur noch zum Marktplatz laufen musste. Ich sah das Starbucksgebäude schon vor mir und schielte kurz auf die Uhr.

Uh, schon wieder pünktlich.

Wurde das jetzt zur Gewohnheit?

Fast nicht zu glauben.

Ich betrat das Café mit guter Laune. Mr Kelvan war diesmal allerdings noch nicht zu sehen, weshalb ich beschloss einfach schonmal zu öffnen und meinen Posten einzunehmen.

Es dauerte aber tatsächlich nicht lange, da kam er aus dem Lager und war sichtlich überrascht, dass ich schon da war.

"Ms Cain" begrüßte er mich grinsend. Er wirkte etwas außer Atem, als hätte er gerade etwas Schweres verräumt.

"Guten Morgen" strahlte ich zurück.

"Tut mir leid, dass ich noch im Lager war" er rieb sich kurz die Hände. "Ich musste noch die Lieferung von gestern verräumen."

Dear heart, why him? ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt