10 || Überredet

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Ach verdammt.

Ich hätte niemals zusagen sollen. Das war der dümmste Fehler meines Lebens - und ich hatte schon viele Fehler gemacht.

Auf Partys passierten doch immer dieselben Dinge. Erst tanzen alle wie verrückt, dann werden Partyspiele gespielt und später wird rumgeknutscht, gefummelt und weiß Gott was sonst noch alles miteinander getrieben wird.

Tja, ich würde da nicht mitmachen. Mein Aufenthalt würde bei Anbruch von Stufe 2, den Partyspielen, direkt abgebrochen werden. Denn das musste ich mir wirklich nicht geben.

"Tschau, bis heute Abend" ich ging Richtung Ausgangstür.

"So willst du gehen?" Anges kam aus der Küche und sah an mir herunter.

Ich tat dasselbe, fand aber nichts, was irgendwie komisch wirkte: "Was ist an einer Löcherjeans, einem Top und einer leichten Jacke so schlimm?"

Anges lachte: "Wieso kein Kleid? Du kannst ruhig mehr von dir zeigen."

Ich verzog das Gesicht: "Danke, nein."

Damit verließ ich das Haus und ging durch den Garten Richtung Bushaltestelle. Anges erlaubte mir wirklich viel, viel mehr, als normale Eltern ihren Kindern erlauben. Aber sie war ja nicht meine richtige Mutter, das wusste sie selbst. Bei Jay war sie um einiges strenger.

Ich erreichte die Bushaltestelle, pünktlich. Innerlich klatschte ich mir einen Applaus und grinste breit. Der Bus kam fünf Minuten später und ich nahm wieder hinten Platz. Aber da es Samstag war, stieg heute kein Levin in den Bus und duellierte sich mit mir.

Schade eigentlich.

An der Schule stieg ich wieder aus und würde am liebsten wieder einsteigen und zurückfahren, weil ich erstens, kein Bock auf die Party hatte, und zweitens, meine Schule sah, obwohl ich frei hatte.

Schreckliches Gefühl.

Zum Glück kam Hope nur wenig später. Sie saß auf dem Beifahrersitz eines Audis, ein altes Modell in schwarz, am Steuer eine Frau, wahrscheinlich ihre Mutter.

"Hey Faye" begrüßte mich Hope und nickte nach hinten. "Steig ein."

Ich tat was sie sagte und wir fuhren weiter. Sie stellte mir kurz ihre Mom vor, die Frau die fuhr, und erklärte dann wo die Party stattfand.

"Die Party findet im Obergeschoss eines Hochhauses statt, dritter Stock oder so. Alex ist der Gastgeber, er hat mit mir zusammen Deutsch. Vielleicht hast du ihn ja schonmal gesehen" sie warf mir einen Blick durch den Außenspiegel zu.

"Keine Ahnung" ich zuckte mit den Schultern. "Und wir wurden eingeladen?"

"So mehr oder weniger" Hope grinste. "Aber bei jeder Party kommen unerwünschte Gäste, von dem her, mach dir nichts drauß."

Ja klasse.

Ich würde mich direkt noch unbeliebter bei anderen Mitschülern machen.

"Von wem weißt du überhaupt von der Party, Schatz?" Hope's Mutter sah sie von der Seite misstrauisch an. Mir lag dieselbe Frage auf der Zunge.

"Ich war so lange der unscheinbare Teil des Hintergrundes, Mom, da bekommt man mehr mit als du denkst. Und wenn man The six einlädt, dann ist es jawohl logisch, dass plötzlich mehr kommen, als erwartet."

"The six kommt?" platzte es aus mir heraus.

"Ja, natürlich. Ohne die wäre es keine richtige Party."

Dear heart, why him? ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt