Ghost Chasers

16

San

Nachdem wir uns wieder etwas gesammelt hatten, gingen wir weiter.
Taehyung hatte demonstrativ meine Hand genommen und Taemin hatte amüsiert geschnaubt.
"Vor mir musst du ihn nicht beschützen." informierte ihn der Geist.
"Da bin ich mir nicht so sicher." behauptete mein Exfreund stur.

Hongjoong und Hobi schüttelten immer wieder fassungslos mit den Köpfen, als könnten sie nicht glauben, wie Taehyung ständig mit einem Geist diskutieren konnte. Den beiden war es sichtlich nicht geheuer, sie zuckten immer wieder zusammen, wenn sie Taemins Stimme hörten.

"Braucht ihr noch mehr Material? Ich kann für euch erkunden, wo es noch andere harmlose Geister gibt." bot er uns nun an und während Hongjoong und Hobi entsetzt aufblickten, nickte ich. Taehyung seufzte genervt, er wollte Taemin im liebsten eher früher, als später loswerden.

Hongjoong begann wieder zu filmen, während ich Taemin nach lief und die anderen, die ihn immer noch nicht sehen konnten, einfach mir folgten.
"Hier oben ist niemand mehr. Aber ich höre sie von weiter unten flüstern." sagte er ruhig und als wir an einem weiteren Treppenhaus ankamen, liefen wir die im dunkeln versteckten Stufen wieder runter.

Das spärliche Licht, der Kamera und der Taschenlampe, half uns gerade mal, zu verhindern, dass wir uns gegenseitig über die Füße stolperten.
Nach zwei Treppenabsätzen, hörte ich leises Gekicher und spürte kleine Hände an meinem Rücken. Jemand wollte mich herunter stoßen.

Doch bevor ich fallen konnte, hielt mich Taehyung fest und man konnte einen empört protestierenden Kinderschrei hören.
"Du kleiner Rotzlöffel, lass deine klebrigen, kleinen Gespensterhände von meinem Süßen. Sonst sperr ich dich in den Keller zum bösen Mann!" hörte ich Taemin schimpfen und drehte mich zu ihm.

Er hielt den Geist eines kleinen Jungen am Kragen hoch, seine Beine baumelten in der Luft, während er sich zu befreien versuchte.
"Nein! Bitte nicht, ich will doch nur spielen... der rothaarige ist so schön runtergepurzelt... aber dann sind die weggerannt und wollten nicht mehr spielen." sagte er weinerlich.

"Mingi..." flüsterte Hobi erschrocken.
"Wenn er noch rennen kann, ist alles gut." meinte Taehyung trocken, während Hongjoong, die Szene mit aufgerissenen Augen filmte.
"Warum sind sie weggerannt?" fragte ich alarmiert.

"Sie haben die Leute im Keller geweckt... und der gruselige Mann, mit dem nackten Hintern, hat den einen die ganze Zeit angetatscht. Aber nicht nur due sind gerannt... die anderen sind auch gerannt, die haben den bösen Mann wütend gemacht." erzählte der Kleine freimütig. Irgendwie tat er mir Leid.

"Warum bist du noch da? Kannst du nicht ins Licht?" fragte ich mitleidig.
"Ich warte auf meinen Papa. Wir hatten diesen Autounfall und da ist er gestorben, ich dann erst hier... aber meine Mama hat überlebt. Ohne Papa geh ich nicht weg..." meinte er trotzig.
"Wo war denn der Unfall? Vielleicht ist dein Papa ja noch dort." wollte ich wissen.

"An der Kreuzung, neben dem Wald, wenn man von der Schule Richtung Flughafen fährt. Da steht noch eine Kirche." erklärte er, mir war sofort klar, das würde knifflig, aber ich würde es versuchen zu finden.

"Ich werde ihn suchen und zu dir schicken. Wie heißt du?"
"Mein Name ist Kisung." er lächelte leicht, doch dann änderte sich sein Gesichtsausdruck zu geschockt.
"Ihr müsst auch gehen... der böse Mann, er kommt her. Er will euch hier nicht."

Mit diesen Worten verschwand er, löste sich vor unseren Augen in Luft auf. Taemin wirkte sichtlich angespannt.
"Beeilen wir uns hier raus zu kommen. Die bösen und wütenden Schwingungen kommen immer näher..." drängte Taemin uns zum weiter gehen.

Je weiter wir runter kamen, umso lauter wurde es. Es schien, als würden im ersten Stockwerk, alle Türen gleichzeitig auf und zu schlagen, aber um ins Erdgeschoss zu kommen, mussten wir da vorbei. Auch die Tür zum Treppenhaus flog auf und schepperte gegen die Betonwand, bevor sie mit lautem Knall wieder zu schlug.

Mittlerweile rannten wir, mussten uns immer wieder vorm stolpern abfangen, ein Wunder, dass es noch keinen hingehauen hatte. Voller Panik passierten wir die Tür, die ein wildes Eigenleben entwickelt hatte und waren heilfroh, im Erdgeschoss angelangt zu sein.

Mit wild schlagenden Herzen, kamen wir erleichtert bei dem Fenster an, durch das wir hereinkamen. Hongjoong und Hobi stiegen als erstes raus, dann Taehyung, der mir von außen die Hand hinhielt, um mir rauszuhelfen. Gerade, als ich danach greifen wollte, wurde es auch hier laut, ein Schrank fiel neben mir um und Papier wurde aufgewirbelt. Ich hörte ein entsetzliches Knurren, als ich an den Füßen gepackt wurde, der Länge nach auf dem Boden aufschlug und zurück ins Innere, des Krankenhauses geschleift wurde...