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San

Taehyung wollte uns zurück zu den anderen bringen, da wir uns immer noch überlegen mussten, wie wir Asmodaeus aufhalten sollten, wie Jin und ich erwachen konnten und wieviel Yeosang wusste. Sein Erwachen war durch seinen Tod unterbrochen worden, erinnerte er sich überhaupt daran? Im Flur war Niemand zu sehen und so waren wir auch schnell ohne Zwischenfall in der nächsten Etage, doch als ich mich zu Jimin umdrehte, war er weg...

"Tae... Jimin ist nicht mehr da." machte ich ihn besorgt aufmerksam und er sah sich suchend um.

"Shit, hoffentlich hat Asmodaeus ihn nicht in die Finger gekriegt, aber ich habe keine Gefahr gepürt. Vielleicht hat er sich verirrt... oder." überlegte er doch ich sah plötzlich panisch hoch.

"Er wird doch nicht..." ich rannte die Stufen zur obersten Etage förmlich hoch, da ich ein ganz schlechtes Bauchgefühl bekam, dass er etwas dummes tun würde um sein Erwachen zu provozieren, da ich ihm ja von Yeosangs fast Erwachen beim Sturz erzählt hatte, doch hier oben war er nicht. Zumal die Höhe ja bei Yeosang schon nicht ausgereicht hatte. 

"Tae ich glaube er versucht was ziemlich leichtsinniges, um zu erwachen, gibt es hier irgendwo noch einen höheren Punkt, an dem man runterspringen könnte?" fragte ich schon langsam halb hysterisch, denn ich hatte große Angst um ihn, wollte ihn nicht direkt wieder verlieren.

"Die Klippen hinterm Haus, da geht es über 100 m runter." meinte Taehyung und seine Augen weiteten sich, als er realisierte, dass Jimin sich dort runter stürzen könnte. Also verschwendeten wir keine Zeit und rannten die Treppe direkt wieder runter, sprinteten durch die Haustür raus und umrundeten das Haus, bis wir zum hinteren Garten kamen, an dessen Ende die steinigen Klippen zum See herunter abfielen. Wir kämpften uns durch den verwilderten Garten, der anscheinend noch nicht renoviert worden war. Schoben immer wieder Büsche und Äste zurück, kletterten über umgefallene Marmorfiguren, die wohl Engel darstellen sollten, bis wir freie Sicht auf die Klippen bekamen, wo wir Jimin am Rande stehen sahen. Das Mondlicht war die einzige Lichtquelle, trotzdem konnte ich sehen, wie er mit sich haderte und tief ein und aus atmete.

"Jimin... tu das nicht." rief ich verzweifelt, denn ich hatte bemerkt, wie sich sein Gesichtsausdruck von unsicher zu entschlossen verändert hatte. Er drehte sich zu mir und lächelte mich an.

"Keine Sorge... wir sehen uns gleich wieder." versprach er mir und sprang im nächsten Moment einfach runter, meinen panischen Schrei ignorierend. In meinem Kopf setzten sich sofort Bilder fest, ich sah meinen toten Bruder wieder vor mir liegen, dann änderte sich das Bild zu Jimin, der zerschmettert auf nassen kalten Felsen lag. Ich wollte zum Rand laufen und runter schauen, doch Tae hielt mich zurück.

"Lass mich zuerst nachsehen... sicherheitshalber." meinte er und schob mich mit seiner Hand auf meinem Oberkörper wieder zurück hinter sich, ehe er zur Klippe lief und runter sah.

Ich hörte, wie er scharf die Luft einzog und mir liefen sofort die Tränen an den Wangen herunter. Jimin konnte doch jetzt nicht wirklich tot sein, oder? Dann mussten wir halt in diesem dummen Haus bleiben, denn ich würde ihn auch als Geist noch weiter lieben...

"San... komm her." hörte ich Taehyung sanft rufen, der meine Tränen bemerkt hatte und zögernd machte ich ein paar Schritte auf ihn  zu, hielt den Blick dabei auf den Boden gerichtet, wollte nicht sehen, wie Taehyungs Ausdruck war, da ich mich vor dem Entsetzen darin fürchtete. Als ich bei ihm angekommen war, hob er sachte meinen Kopf an. 

"Schau hin." forderte er mich liebevoll auf und dann spürte ich einen leichten Luftzug an meiner Wange. Langsam hob ich meinen Kopf und sah vor mich. Staunend blieb mir der Mund offen stehen...

Direkt vor mir schwebte Jimin in der Luft, mit mächtigen schwarzen Schwingen, die sich leicht hin und her bewegten, seine Augen leuchteten in einem unwirklichen Blau, während seine gesamte Erscheinung einfach nur erhaben wirkte.

"Ich sagte dir doch, wir sehen uns gleich wieder." meinte er ruhig und landete wenige Zentimeter vor mir, um mich sofort in seine Umarmung zu ziehen.






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