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Flashback 3 Tage vor Yeosangs Tod


Gerade erst hatte ich mich ins Bett gelegt und war kurz davor einzuschlafen, als ich durch einen lauten Knall wieder voll und ganz geweckt wurde und mich erschrocken aufsetzte, dann knallte die Haustür und ich hörte Schluchzen aus dem Nebenzimmer. Nicht schon wieder... ich konnte es nur schwer ertragen, Jimin und Yeosang hatten sich wieder gestritten, was in den letzten Wochen leider öfters vorkam. Immer rannte Yeosang dann weg und kam manchmal zwei Tage nicht mehr nach Hause und Jimin weinte bitterlich. So konnte das doch nicht weitergehen. Jedes mal war ich zu dem Älteren gegangen und hatte ihn getröstet, doch er wollte mir nie sagen, was genau los war. 

Es machte mich fertig, ich wollte ihn nicht immer weinen sehen, doch auch Yeosang blockte mich immer ab, wenn ich versuchte mit ihm darüber zu reden, dabei erzählten wir uns sonst doch alles...

Auch diese mal stand ich auf und wollte zum Nebenzimmer laufen, doch als ich die Tür öffnete, stand Jimin schon davor, da er gerade klopfen wollte. Mit einem traurigen Lächeln zog ich ihn sofort in meine Arme und führte ihn zu meinem Bett, wo er sich unter die Decke kuschelte und wartete, bis ich ihn in die Arme nahm. Sofort schlüpfte ich zu ihm und knuddelte ihn an mich. 

"Kann ich erst mal bei dir schlafen, die nächste Zeit? Ich kann nicht mehr bei ihm im Zimmer bleiben..." fragte er schniefend und ich nickte.

"Natürlich, Hyung..." ich beschloss, ihn nicht auszufragen, da er mir die letzten male schon nichts gesagt hatte. Stattdessen hielt ich ihn einfach und wartete, bis er aufgehört hatte zu weinen. Als er ruhig atmete, dachte ich schon, er wäre eingeschlafen und erschrak fast, als ich plötzlich wieder seine Stimme hörte.

"Er betrügt mich..." sagte er dann leise in die Stille und ich spürte sofort einen Stich in meinem Herzen. Was? Wie konnte mein Bruder so etwas tun? Wie konnte er ihm das antun? Jimin war die liebenswerteste Person, die ich kannte. Das hatte er einfach nicht verdient. Ich presste ihn fester an mich, versuchte ihm den Halt zu geben, den er brauchte, da ihm wohl gerade der Boden unter den Füßen weg gezogen worden war. Er drehte sich zu mir um, so dass wir uns anschauen konnten und erwiderte meine Umarmung.

"Jimin Hyung... ich weiß nicht was ich sagen soll... seit wann? Was passiert jetzt?" fragte ich selbst den Tränen nah, da ich nicht wollte, das Jimin wegging. Er bedeutete mir so viel, ich wollte nicht, dass er jetzt auszog, weil die beiden sich trennten.

"Seit einer Weile schon... ich hab es geahnt und ihn immer wieder darauf angesprochen, doch er hat es geleugnet... bis heute. Er ist bestimmt jetzt wieder bei ihm... Wenn er wieder da ist, sage ich ihm, dass es aus ist." antwortete er mir und meine schlimmsten Befürchtungen wurden wahr, weswegen ich mein Gesicht an seinem Hals vergrub und mir stille Tränen runterliefen.

"Bitte geh nicht, Hyung..." ich ertrage es nicht wenn du gehst..." jammerte ich gegen seine nun von meinen Tränen feuchte Haut.

"Ach San, ich verlasse doch nur ihn, dich doch nicht. Ich kann erst mal sowieso nirgendwo anders hin, ihr seid doch meine Familie... ich kann nur nicht mehr in seinem Zimmer bleiben. Wahrscheinlich wird Yeosang jetzt eh fast nur noch bei seinem neuen Freund sein." tröstete er mich direkt und ich merkte, dass hier was falsch lief, denn eigentlich sollte doch ich ihm Trost spenden. 

"Versprich es mir, dass du mich nicht zurück lässt." verlangte ich und sah ihn wieder an.

"Ich verspreche es. Ganz egal was mit Yeosang und mir passiert, ich lass dich niemals im Stich." sagte er ernst und strich mir ein paar Tränen von der Wange. Lange sahen wir uns in die Augen und wie immer dachte ich nur, wie schön seine Augen waren, bis mein Blick zu seinem Mund wanderte und ich diesen mindestens genauso schön fand. Als ich ihm wieder in die Augen schauen wollte, sah ich dass er meinen Mund mindestens genauso fasziniert betrachte und mein Herz begann heftiger zu klopfen. 

Ich leckte mir kurz über die Lippen, da sie sich plötzlich so trocken anfühlten, was dazu führte, dass sich Jimins Augen weiteten. Dann sah auch er mich wieder an und ich konnte genau die unausgesprochene Frage in seinem Gesicht ablesen. Es war die gleiche Frage, die durch meine Gedanken geisterte. Wie würden sich unsere Lippen wohl aufeinander anfühlen?

Ohne groß darüber nachzudenken, kam ich dem Älteren mit meinem Gesicht näher und er überbrückte dann das letzte bisschen Abstand damit wir uns auf halbem Weg zu einem Kuss zusammenfanden.

Im nächsten Moment dachte ich, ich wäre im Himmel gelandet, solch ein wundervolles Glücksgefühl hatte ich noch nie gespürt, unsere sanften Bewegungen waren nahezu synchron und ich konnte nicht genug von seinem süßen Geschmack bekommen. Es war als hätte ich mein Leben lang darauf gewartet ihn zu küssen und war endlich daheim angekommen. 

Ghost ChasersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt