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"Aber warum ist dann niemand in dem Krankenhaus erwacht, die Situation dort war doch auch extrem angsteinflößend?" fragte Jongho plötzlich und unterbrach meinen verwirrten Augenkontakt mit Jimin, da seine Frage berechtigt war und mich auch interessierte.

"Naja, als Menschen vielleicht, aber glaubst du auch nur ein Dämon hätte Angst vor einem Geist? Geister sind doch total harmlos, die könnten wir mit einem Fingerschnipsen ins Jenseits zurück befördern." meinte Wooyoung schmunzelnd und seine Antwort leuchtete mir tatsächlich ein. 

"Warum hat mich denn keiner zu der Party hier eingeladen?" hörten wir Taemin belustigt fragen, der gerade mit Yeosang zur Tür herein kam und sich interessiert umschaute. 

Jin schaute ungläubig zu seinem jüngeren Bruder, sprang auf und nahm ihn in die Arme. Es dauerte nicht lang, dann weinte und schluchzte er Yeosangs Oberteil nass, während er immer wieder vor sich hin murmelte. Was genau es war, konnte man nicht verstehen, aber ich konnte mir schon denken, dass er ihn sein kleines Baby nannte oder sowas. Während der ganzen Erklärungen hatte Jin eher so gewirkt, als würde er uns alle bald in die Klapse einweisen lassen, doch nun da er mit Yeosangs Anwesenheit einen klaren Beweis hatte, wirkte er total durcheinander.

Taemin stellte sich nah neben mich und lächelte mich an, was mich etwas verwirrte, da ich doch nun wusste, dass er zu Yeosang gehörte. Aber wahrscheinlich wusste er das nicht. Jimin zog seine Augenbrauen zusammen und drängte sich dann zwischen mich und Taemin, wo er besitzergreifend meinen Arm nahm und Taemin vorwurfsvoll ansah.

"Du kannst sie nicht beide haben." sagte er mit fester Stimme zu ihm und ich musste Schmunzeln. Wir erinnerten uns noch nicht einmal, aber Jimin verteidigte mich direkt vor möglichen Konkurrenten und ich konnte nicht sagen, dass es mir nicht gefiel. 

Taemin sah überrascht zu Jimin, da er ihn sonst immer nur sanft und zurückhaltend kannte und nickte dann anerkennend.
Erst nach all meiner Beobachtungen, merkte ich, wie nah der Ältere neben mir stand und als er dann nach meiner Hand griff, wie so oft schon, fragte ich mich ob es wahr war. Schon immer standen wir uns sehr nah und ich liebte ihn wirklich. Nur hatte ich diese Liebe nie hinterfragt und sie einfach hingenommen, er war halt der Freund meines Bruders und mehr als unschuldig durfte ich ihn nie lieben, doch stimmte das? War es wirklich so unschuldig? Hatte ich mich deswegen von Taehyung getrennt? Oder war Tae damals schon nur eine Ablenkung, weil ich mir einredete nichts für Jimin zu empfinden, was über Freundschaft hinausging. 

Jimin hatte recht gehabt, ich hatte nach Yeosangs Tod so vieles einfach verdrängt und wusste nichts mehr. Frustriert schüttelte ich den Kopf, warum konnte ich mich nicht wenigstens an alles aus diesem Leben erinnern, wenn ich schon meine eigentliche Existenz vergessen hatte? Wie sollte ich mit all dem umgehen? Was für ein Sohn Satans war ich eigentlich, wenn ich doch total das Weichei war? Dann sah ich zu Jin und Yeosang rüber, aber auch die beiden waren eher sanfte Menschen, voller Liebe und Güte, keiner von uns Dreien hatte auch nur eine Spur böses an sich. Würde sich das ändern, wenn wir erwachen würden? Dann betrachtete ich meine Freunde und auch, wenn sie Dämonen waren, auch sie wirkten nicht böse... 

Mein Vater kam mir in den Sinn und vielleicht hatte ich zu Klischeehaft über ihn geurteilt, aber er hatte uns in Sicherheit gebracht, uns Freunde und Schutz mitgegeben, das war nicht das Bild, das ich von Luzifer im Kopf hatte, das war eher das, was ein liebender Vater tun würde. Jimin drückte meine Hand um meine Aufmerksamkeit zu erregen und ich schaute ihn fragend an. 

"Wir müssen dringend was klären, ich habe Tae gefragt, ob er uns in unser Zimmer bringt." sagte er dann und ich nickte zustimmend. Wir folgten Taehyung, der uns sicheres Geleit bis zu unserem Zimmer gab und dann draußen vor der Tür stehen blieb und uns grinsend nachsah.

"Ich bleib hier stehen, aber keine Sorge, ich höre einfach nix" informierte er uns und wackelte mit den Augenbrauen, woraufhin ich nur augenrollend, den Kopf schüttelte.

Kaum hatte ich die Tür geschlossen, wurde ich von Jimin sanft zur Wand gedrängt, gleich darauf spürte ich seine weichen Lippen auf meinen und fühlte ein Flattern in meinem Magen. Dann kam die Erinnerung... doch war es nicht die auf die ich gewartet hatte...
































Ghost ChasersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt