Der Abend vor Halloween

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James blieb bei dem Anblick von Peter, der Harry wiegte, stehen.

Sie saßen am Kamin, goldene Flammen erleuchteten den dunklen Raum. Peter hatte eine Hand auf Harrys Rücken gelegt, die andere hinter seinem Kopf, der Klang von Harrys ruhigem Atem füllte den Raum.

„Danke", sagte James; er hatte Peter selten so gesehen, wie er Harry mit solcher Sorgfalt hielt. Sonst waren es eigentlich Sirius oder Remus - Peter war viel mehr der unbeholfene Cousin als der fürsorgliche Onkel. Trotzdem hatte die Weise, wie er Harry hielt, etwas schönes an sich, als wäre es das letzte Mal, dass er ihn sehen würde.

Peter schenkte ihm ein kleines Lächeln; er schien fast melancholisch, etwas wie Reue ging in Wellen von ihm aus. James griff nach vorne, streifte Harry sanft über den Kopf und lehnte sich zurück ans Sofa.

„Alles klar bei dir?", fragte er. Peter schreckte auf, als wäre er erschrocken.

„Was meinst du?"

James zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht. Du wirkst... traurig heute."

„Ah." Peter schmunzelte. Harry brabbelte im Schlaf und Peter fuhr mit den Fingern sanft durch Harrys feine Haare. „Nein. Alles gut."

James nickte; er wusste, dass er nicht drängen sollte. Sie hatten alle eine andere Art, mit dem Krieg umzugehen; Sirius' Wut, Remus' Stille, Lilys Tränen. Er fuhr sich mir der Hand durchs Gesicht, sein Hals tat etwas weh. „Gott", sagte er. „Ich wünschte einfach, dieser Krieg wäre vorbei."

Peter nickte - er schaute James nicht an, sein Blick war auf den schlafenden Harry fixiert. „Vielleicht solltet ihr gehen", sagte er plötzlich. „Urlaub machen oder so. Etwas Stress lindern."

James runzelte die Stirn. „Peter, wovon redest du? Der Fidelius -"

Peter schien fast in sich zusammen zu fallen, seine Hand fiel auf die Lehne des Sessels und klammerte sich daran. James beobachtete, wie seine Knöchel weiß wurden; Peter sah auf eine Art so angespannt aus wie noch nie. „Ist alles okay bei dir?"

Peter zuckte die Schultern. Er schaute James an und schaute dann auf seine Füße. „Was würdest du tun?", flüsterte er. „Was würdest du tun, um deine Familie zu beschützen?"

„Alles", sagte James sofort; er musste nichtmal darüber nachdenken. „Alles. Folter, Tod, egal. Ich würde alles für euch tun."

Peter schnaufte. Seine Augen sahen im Schein des Feuers feucht aus. „Euch?"

„Harry. Lily. Remus. Sirius. Du", James lächelte. Peter weinte eigentlich nicht mehr, obwohl er es in ihrem ersten Schuljahr immer getan hatte. „Ihr seid meine Familie. Ich liebe euch mehr als mein Leben."

„Oh", sagte Peter sanft. Sein Gesicht verzog sich, nur für einen Moment, voll von etwas Qualvollem und Traurigem. James biss sich auf die Lippe; er war sich nicht sicher, was Peter heute Abend plagte.

„Also", flüsterte er und schaute runter zu Harry. „Halloween. Sein Lieblingsfeiertag."

Peter grinste. „Ich frag mich wie's ihnen ohne uns geht."

„Hogwarts?" James lachte. „Keine verzauberten fliegenden Kürbisse oder Fledermäuse -"

„Orangene Haare -"

„Explodierende Kuchen -"

„Falsche Geister -"

„Geisterhäuser."

Peter sah fast andächtig aus. Er starrte wieder runter zu Harry, dann hoch zu James. „Werden Sirius und Remus morgen hier sein?"

„Ja", sagte James, und er hatte schwören können, dass ein qualvoller Blick über Peters Gesicht huschte. „Sicher, dass du's nicht schaffst? Wir haben genug Essen und Harry würd's lieben -"

„Nein", sagte Peter. Er stand langsam auf - es wurde spät, die Uhr schlug 11 in der Ecke des Raumes. „Ich gehe jetzt besser", sagte er und übergab Harry vorsichtig an James.

James nickte. Er drückte Harry an seine Brust, lächelte als er im Schlaf gähnte. „Ciao. Danke fürs kommen, Wormy. Und für... alles. Ich weiß nicht, ob ich das oft genug gesagt hab. Danke."

Peter nickte. Er griff nach vorne, zog James in eine Umarmung und strich mit den Fingern über Harrys Gesicht.

„Auf Wiedersehen, James", sagte er und dann schloss sich die Tür hinter ihm.

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