eine Sache noch

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„Tatze, kann ich dich noch eine Sache fragen, bevor du gehst?", sprach Remus sanft, spielte mit seinen Fingern, als er im Türrahmen ihres - nein, seines - Schlafzimmers stand.

Was", schnappte Sirius durch zusammen gepresste Zähne, als er einen Koffer zuschlug.

Die Spannung knisterte fast hörbar zwischen ihnen, als sich ihre Blicke trafen und beiden einen Schauer über den Rücken lief. Aber der finstere Blick auf Sirius' Gesicht ließ nicht nach und der Dolch in Remus' Herz wurde nie rausgezogen.

Das wars. Es war vorbei. Sie waren fertig miteinander.

All die Jahre, all die Erinnerungen.

Das Gelächter. Die Urlaube. Das Händchenhalten. Die Filmmarathons. Die Ausflüge nach Hogsmeade. Die schrecklichen abgepassten Pullover. Die idiotischen Pärchen-Schlüsselanhänger. Das Kuscheln vorm Kamin. Die verbrannten Toasts. Die vergessenen Regenschirme. Die kitschigen Post-Its. Die niedlichen Baby-Photos. Die Ich-liebe-dich's.

Es war alles vorbei.

Vielleicht war das der Grund, warum Remus fragte. Vielleicht wusste er ganz tief drin, dass, sobald Sirius aus dieser Tür trat, er niemals noch einmal die Chance haben wird, es zu fragen. Also stand er hier - Augen geschwollen und rot, Hände am zittern, Hals trocken und rau - und fragte die aller letzte Fragen, die er Sirius je fragen würde.

„Kannst du mich küssen?"

Und Sirius hatte Remus nie etwas abgeschlagen, also nickte er, die Falte zwischen seinen Brauen glättete sich ganz wenig. Seufzend ging zu Remus, angespannt und ausgelaugt und komplett und vollkommen gestresst.

Er platzierte seine Hand an der Seite des Halses seines Liebhabers - nein, Ex-Liebhabers - so, wie er es immer tat. Als er sich näher zu ihm lehnte, ließ er seinen Dauen entlang der weichen Haut gleiten und plötzlich fühlte es sich so an, als würde Remus' Hals sich ein für alle mal schließen.

Dann, als sich Sirius' Lippen mit Remus' verbanden, überkam ihn eine Welle der Erleichterung und tauchte seinen Körper in eine schmerzhafte Trance. Er versuchte gegen den Drang anzukämpfen, nach vorne zu greifen und Sirius am Kragen zu packen, den Kuss zu vertiefen und einfach zu betteln und zu flehen, dass er bleibt, dass er ihn nicht verlässt.

Aber das hätte er sowieso nicht tun müssen.

Denn sobald sich Sirius zurückzog, er hatte Remus' Geschmack noch auf der Zungenspitze, war da kein Funke von Hass mehr in seinen Zügen. Er stieß einen flachen Seufzer aus und seine Augen flackerten zwischen Remus' Lippen und Augen hin und her.

„Moony, kann ich dich noch eine Sache fragen, bevor ich gehe?", fragte Sirius mit tiefer Stimme und versuchte die Tränen in seinen Augen zurückzuhalten.

„Natürlich. Alles", antwortete Remus schnell und hob die Hand, um Sirius eine Haarsträhne hinters Ohr zu streichen. Als er seine Hand wegziehen wollte, umgriff Sirius sein Handgelenk und lehnte sein Gesicht gegen Remus' Handfläche.

„Kann ich bleiben?"

Remus antworte einfach mit einem Kuss.

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