Blüten und Ranken

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Nach dem Krieg bestanden alle nur noch aus Narben und zersplittertem Glas, eine Berührung entfernt vom zerbrechen, schon verletzt, verwundet und am bluten.
Luna schaute sich selbst im zerbrochenen Spiegel eines Badezimmers in Hogwarts an und berührte zart die dunklen Ringe, die sich unter ihren Augen abzeichneten - sie blühten auf durch all den Schmerz und Leid.

Sie ging, um sich um die anderen zu kümmern, ihre Fingerspitzen strichen über Wunden und Narben die nie ganz verheilen werden, und sie fragte sich, ob man jemals weiter machen kenn, wenn die Geschichte desjenigen, der man einst gewesen ist, in seine Haut eingraviert war. Sie strich Tränen weg und hörte gebrochenem Flüstern zu und fragte sich, welche Blumen nächstes Jahr auf dem Gelände von Hogwarts wachsen würden, ahnungslos von dem Blut, das diese Felder getränkt hatte.

Ginny war ihre erste Klientin, als die beiden auf dem Boden von Ginnys Zimmer saßen, die Morgensonne durchs Fenster schien und die in warmes gelbes Licht tauchte. Ginny beschwerte such darüber, ihr siebtes Jahr in Hogwarts anfangen zu müssen - das Schloss sieht ganz anders aus, hast du das gewusst? - und Luna summte zustimmend, während sie vorsichtig Ginnys Narben untersuchte und sie mit Pinselstrichen verband, eine Ranke mit Blumen und der ein oder anderen Dorne, eine einfache Zeichnung, die die Vergangenheit auf eine Weise verband, die Ginny zum Lächeln brachte.

"Ich sollte das permanent machen lassen."

"Denkst du?"

Als nächstes kam Harry. Er saß an ihrem Küchentisch als sie Blumen auf seine Haut malte, wo sich einmal ein paar Worte befanden, und sie redeten darüber, was diese Welt geworden war, nachdem sich der Sturm gelegt hatte. Harry redete davon, wie er sein ganzes Leben lang gegen den dunklen Lord gekämpft hatte, und Luna fügte ein weiteres Blütenblatt hinzu, während sie ihm sagte, dass es Zeit war, den Zauberstab wegzulegen und die Verkrampfungen gehn zu lassen. Er brauchte sie nicht mehr. Als Harry gehen musste, erwähnte sie dass Neville nach einem Job in Hogwarts suchte - sie hatten heutzutage so viele offene Stellen dort. Harry nickte mit einem Lächeln, aber er stand so versteift da und Luna wusste, dass sich der Rest langsam anschlich.

Hermine kam und Luna bedeckte ein abscheuliches Wort, das in ihren Arm geritzt war. Die Gryffindor schaute sie mit einer Zärtlichkeit an, die sie selten zeigte, und Luna erwähnte sie nicht, sondern fragte nur nach, was sie nach dem Krieg getan hatte. Hermine bestand immer noch aus großem Streben und Luna lächelte, hieß die Stille willkommen, die folgte.

Danach kam Lavender Brown und Luna überdeckte die Narbe an ihrem Hals mit einem Art Choker auf Blumen, der Lavender zum Lächeln brachte.
George Weasley kam und Luna zeichnete Nelken dorthin, wo mal ein Ohr war.
Neville bekam Mauerblümchen und Seamus Thymianzweige.
Ron kam und er war schüchtern, also malte Luna eine Ranke von Farn, einfach und stark, um seine Arme und Schultern.

Es war ein warmer Tag, als Luna in ihrem Garten saß und den Horizont malte, als sie vorbeikamen. Luna drehte sich zu den Neuankömmlingen und wusste genau, was sie wollten. Ohne ein Wort nahm sie ihr Werkzeug und streckte eine Hand aus.

Pansy Parkinson nahm sie an und setzte sich ihr gegenüber, die langen Beine überkreuzt. Luna war vorsichtig, als sie ihre Ärmel hochrollte, und als sie ihre Haut berührte, zuckte Pansy zusammen. Sie redeten nicht und Theodore Nott beobachtete Luna, als sie ein verblasstes Tattoo mit etwas blühendem überdeckte - schwarzweiße Stiefmütterchen, die den Arm der Frau hochkrochen.

Theo bedankte sich bei Luna, als sie gingen, und sie lächelte und sagte ihm, dass sie ihn bald wiedersehen würde.

Sie übermalte die Narben auf Parvati und zeichnete Sonnenblumen auf Blaise. Sie wurde besucht von Cho und Marietta Edgecombe, Zacharias Smith und Hannah Abbott, Daphne Greengrass und Cormac McLaggen. Percy Weasley kam mit Oliver Wood und sie hörte alles über deren Zeit in Hogwarts, im Krieg, und alles, was danach passierte. Andere kamen und blieben still, ihre Gedanken zu laut, als sie beobachteten, wie Blumen über den Rückbleibseln von Schlachten blühten, und kein Wort konnte sich seinen Weg aus ihrem Hals bahnen.

Eines Tages kam er und es war, als wäre der Krieg schon auf sein Gesicht gemalt. Er war unsicher, hereinzukommen, und da war ein Moment, in dem es nicht so aussah, aber irgendwann klopfte er an die Tür und Luna öffnete sie für ihn und bat ihn herein.

Theodore Nott war bei ihm, genau wie Luna gedacht hatte, und sie bot beiden einen Stuhl an ihrem Küchentisch an.

Er brauchte eine Minute, sich an diesem Ort zu orientieren, der so anders war, als alles, was er kannte, und Luna bat ihm eine Tasse Tee an. Er war kein Sprecher, aber er fühlte sich auch schuldig, wenn er nichts zu tun hatte - Malfoys taten nichts für gute Zwecke, nichtmal so etwas.

Luna studierte Draco für eine Minute und sie sah so viele Narben, dass sie nicht mal wusste, wo sie anfangen sollte. Aber er griff nach seinem Ärmel und sie lies ihn ihn hochrollen, sol langsam, als hätte er Angst vor dem, was darunter verborgen war.

Und seine Narbe war anders, als die von Pansy - schuppig und trocken und verbrannt; er hatte schonmal versucht, sie loszuwerden. Er hatte so lange vor alle dieser Wut gebrannt, aber als er hier saß, den Arm ausgestreckt, die grauen Augen ins Nichts schauend, wusste Luna, dass sein Feuer weg war. Alles, das übrig war, war Glas, beschädigt aber biegbar. Heiß, aber ohne etwas, das es am brennen hielt. Luna murmelte einen Zauberspruch und hoffte, dass er seine Haut beruhigen und ihr einen glattere Oberfläche zu arbeiten geben würde.

Die Haut war noch verbrannt, als sie anfing, aber es war besser als vorher. Zuerst formte sich eine Ranke, mit Dornen und Blüten und dann irgendwann Blumen, Rosen der dunkelsten Farbe mit den hellsten Highlights. Luna zeichnete sie, bis sie seine Narbe komplett bedeckten, und als sie aufschaute, schluchzte er.

Es tut mir leid."

Und sie wischte seine Tränen weg und hörte seinem gebrochen Flüstern zu und fragte sich, welche Blumen auf all diesen Menschen wachsen würden, die vom Krieg zerrissen wurden, ihre Narben tief genug, um Samen hineinzusetzen, ihre Zukunft hell genug, einen wunderschönen Garten am Leben zu halten.

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