Kapitel 33

718 17 7
                                    

Alec und ich betreten zusammen den nächsten Laden. Zielstrebig läuft er zu einem Kleiderabteil fast am Ende des Geschäfts. „Wieso hilfst du mir eigentlich?" Somit unterbreche ich die angenehme Stille zwischen uns. Alec sucht unbeirrt weiter Klamotten, die mir stehen könnten. „Weil ich auch einmal in deiner Situation war. Welche Größe brauchst du? 34 oder 36?" Verlegen kratze ich meinen Oberarm. „Äh, ich weiß nicht so recht. Ich glaube 36 oder so." Genervt verharrt Alec in seiner Bewegung und starrt mich an. „Welches Mädchen kennt den seine eigene Kleidergröße nicht? Hier probier die Hose und das Top dazu." Beide Kleidungsstücke drückt er mir in die Hand und schiebt mich in die Umkleidekabine.

Die Zeit vergeht wie im Flug und schon ist es auch schon dunkel, als wir das Geschäft verlassen. Ich trage in beiden Händen große Tüten mit verschiedenen Hosen, T-Shirts, Pullover, Rücke und vieles mehr. Der Nachmittag hat echt Spaß gemacht. Ich hätte nicht erwartet das Alec so entspannt ist und so hilfsbereit. Trotzdem stellt sich immer wieder eine Frage in den Vordergrund. Will er eine Gegenleistung dafür? Klar gibt es viele Menschen die einfach nur hilfsbereit sein wollen aber so Leute wie Alec wollen immer etwas im Gegenzug für ihren Gefallen.
Weiter kann ich den Gedanken aber nicht ausführen, denn Alec unterbricht meine innere Diskussion mit mir selbst. „Mir gefallen deine Haare nicht. Sie passen nicht zu deinem neuen Look, deswegen gehen wir hier noch hinein und statten Mary einen Besuch ab." Verwirrt schaue ich vor und sehe, dass wir vor einem Friseur stehen. Wie bitte was? Will er mir jetzt auch noch meine Haare abschneiden?
„Nein, ich gehe da nicht hinein. Du schneidest mir auf keinen Fall meine Haare ab." aufgebracht bleibe ich stehen und bewege mich keinen Zentimeter mehr. „Ich werde dir nicht die Haare schneiden, versprochen. Komm mit." Widerwillig lasse ich mich von Alec in den Salon hineinziehen und bereue es kurze Zeit später auch schon.
Eine braunhaarige junge Dame kommt auf uns zu und umarmt Alec. „Hey Alec, wen hast du da den mitgebracht? Deine Freundin?" fragt sie energisch, doch ich schaue sie nur etwas verstört an. Sie scheint unglaublich gut gelaunt zu sein. „Nein Mary, wir sind keine Freunde. Das ist Mia, ich hab sie in einem Laden aufgegabelt und sie brauchte eine Veränderung." Alec drückt mich auf einen der Stühle und fährt mir einmal durch meine offenen blonden Haare. Ich habe jetzt schon furchtbare Angst was sie damit anstellen werden.
„Okay Mia, vertraust du mir?" fragt mich Alec und dreht den Stuhl zu sich, damit ich ihm in die Augen schauen kann. „Nein." antworte ich wahrheitsgemäß. „Das musst du jetzt aber. Du wirst mir später noch dafür danken. Mach einfach deine Augen zu und entspann dich." Kurz schließe ich meine Augen und atme kurz ein und wieder aus. Wieso tue ich mir das an? Ich hätte einfach gehen sollen. Alec hängt ein Tuch vor den Spiegel der vor mir steht, damit ich nicht sehen kann was diese Mary mit mir macht. Wenn ich am Ende aussehe wie Pumuckl dann beiße ich alle seine Finger ab!
Alec flüstert irgendetwas seiner Freundin zu, die sich dann wieder zu mir wendet. „Okay, du wirst danach sehr anders aussehen aber ich bin mir sicher das es dir gefallen wird. Die Frisur wird zu deinem neuen Look passen und du wirst kaum wiedererkennbar sein. Vertrau mir, bei mir bist du in sehr guten Händen." Das ist das einzige was mir Mary sagt bevor sie anfängt meine Haare zu frisieren und zu schneiden.

Mit pochendem Herz sitze ich nun schon eine Weile hier und hab das Zeitgefühl auch schon verloren. Ich habe keine Ahnung wie lange ich schon hier sitze oder wie spät es ist.
Das einzige was ich hier so mitbekommen habe war, dass mir Mary meine Haare geschnitten hat und eine Farbe hineingeklatscht hat. Ich hoffe so sehr das es keine unnatürliche Farbe ist. Schon der Gedanke daran, dass sie mir blaue oder lila Haare verpasst lässt mich erschaudern.
Gerade wäscht Mary auch schon die Farbe aus und föhnt sie anschließend.

„Okay Mia. Bist du bereit deinem neuen ‚ich' entgegen zu schauen?" fragt mich die nette Friseurin und schaut mich abwartend mit einem Grinsen im Gesicht an. „Mir bleibt wohl nichts anderes über." Antworte ich verlegen, da ich mich noch nicht so richtig freuen kann. Immerhin weiß ich immer noch nicht was die zwei mit mir gemacht haben.
„Okay... 1,...2,....3!" Alec zieht das Tuch vom Spiegel und mir klappt augenblicklich mein Mund auf. Oh mein Gott. Was ist das? Überrascht greife ich in meine Haare, die sich unfassbar weich und geschmeidig anfühlen. „Schwarz. Meine Haare sind schwarz!" Tränen kullern meine Wangen hinunter. Ich weiß nicht ob es Tränen aus Trauer oder aus Freude sind. Meine Haare sind schwarz und reichen gerade einmal bis zu meinen Schultern.

Ich habe aber ehrlich gesagt schlimmeres erwartet

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Ich habe aber ehrlich gesagt schlimmeres erwartet. Jetzt habe ich meine Typ-Veränderung. Jetzt habe ich das, was ich die ganze Zeit wollte - ein neues ‚ich'.
Dankend falle ich Mary und dann Alec in die Arme. „Danke, dass ihr mir geholfen habt. Ich seh so anders aus, das ist der Wahnsinn." Alec fährt durch meine Haare und grinst stolz.

Zusammen verlassen wir wieder Mary und gehen still schweigend nebeneinander durch die Stadt. Wieder drängt sich der eine Gedanke in meinen Kopf. Was wenn er eine Gegenleistung erwartet? Nur weil er auch schon in so einer Situation war, heißt das noch lange nicht, dass er mir freiwillig hilft. Immerhin wusste er am Anfang nicht einmal, dass ich seinen Namen kenne. Generell kennen wir und kein Stück. Wir wissen den Namen vom jeweils anderen aber im Grunde sind wir uns trotzdem fremd. Ein weiteres Mal packe ich heute meinen Mut zusammen und spreche ihn darauf an.
„Alec... ich danke dir das du mir geholfen hast, aber wieso? Du wusstest vorhin nicht einmal, dass ich die kenne. Wieso hilfst du mir dann? Immerhin haben wir sonst auch nichts miteinander zu tun." Seufzend legt er deinen Kopf in den Nacken. „Ist es so schwer zu glauben, dass ich es aus Nächstenliebe getan habe?" Stellt er mir wieder eine Gegenfrage. Genervt verdrehe ich meine Augen. „Hör auf mir immer mit einer Frage zu antworten. Alec Walker tut nie jemandem einen Gefallen, nur weil er gut gelaunt ist. Also sag mir wo der Haken ist." Ich bleibe stehen und schaue ihn an. Vielleicht weiß ich nicht was seine Lieblingsfarbe ist oder was er am Liebsten isst. Aber ich weiß, dass Alec nie nur aus purer Nächstenliebe handelt. Möglicherweise sind alle Gerüchte über ihn falsch, aber nichtsdestotrotz ist immer etwas dran an solchen Gerüchten. Kein Mensch erfindet so viele Lügen über eine Person. So kreativ sind die Schüler auf unserer Schule nicht.

Nachhilfe von einem Bad boy (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt