Nachdem die erste Stunde endlich vorbei ist, drehe ich mich zu Damian um. ,,Wann hast du Zeit? Wir müssen wieder lernen!" Sage ich bestimmt und schaue ihn fragend an. Verwirrt zuckt er die Schultern. ,,Bist du sicher, dass du schon soweit bist? Wir müssen nicht sofort anfangen zu lernen, gönn dir die Pause." Wütend schaue ich ihn an und schlage mit meiner Faust auf seinen Tisch. ,,Die Pause gönne ich mir, wenn ich unter der Erde liege. Ich habe keine Zeit für so eine Verschwendung." Schnaube ich und drehe mich wieder um. Idiot. Nichts ist im Moment wichtiger, als meine Noten! Das ist wichter als alles andere. Den Rest kann ich nachholen.
Kate ignoriere ich heute so gut wie möglich, denn sie schaut mich immer mit ihrem mitleidenden Blick an. Als wäre jemand gestorben. Außerdem fragt sie ständig wie es mir geht und ich kann das alles echt nicht mehr hören. Auch Nikolas, dieser Idiot, lässt mich nicht in Ruhe. Er kommt circa jede Pause in unsere Klasse und bittet um Vergebung. Aber ich kann nicht. Ich kann ihm nicht verzeihen, dass er mit meinen Gefühlen gespielt hat, dass er mich betrogen hat und, dass er mich vor allen anderen Schülern als Schlampe bezeichnet hat. Solche Sachen passieren nicht einfach so, man entscheidet sich dazu, und solche Taten sich unverzeihlich.
Vor der letzten Stunde flüchte ich in die Bibliothek. Das ganze Gestarre der anderen Schüler nervt mehr als nur ein wenig. Es ist fast schlimmer als damals mit der Sache mit Damian. Ich setze mich in die Leseecke und lese. Shakespeare. Romeo und Julia, eines meiner Lieblingsbücher. Toatal vertieft in das Buch bemerke ich nicht, dass mich Damian beobachtet. Als ich ihn endlich wahr nehme zucke ich zusammen. ,,Seit wann stehst du schon da?" frage ich genervt. Man kann in dieser Schule nirgends alleine sein, unglaublich. ,,Eine Weile. Du liest Romeo und Julia?" fragt er erstaunt und zieht die Augenbrauen hoch. Ich zucke bloß mit meinen Schultern. Langsam stehe ich auf und gehe auf ihn zu. Ich stelle mich auf Zehenspitzen, um ihm ins Ohr flüstern zu können. ,,Es gibt viele Sachen, die du nicht über mich weißt." Mit dem Buch in der Hand gehe ich zu dem Regal, wo ich es her habe. Ich stecke es wieder in die Lücke, für welche es vorgesehen ist.
,,Du heißt Mia Whit, bist 17 Jahre jung und verliebst dich viel zu schnell." sprich er nachdenklich. Ich habe nicht erwartet, dass er mich verfolgen würde. ,,Und du denkst das ist alles? Es gibt so viel mehr. Das ist nur ein sehr kleiner Bruchteil und der macht mich nicht zu dem was ich heute bin." Damian fährt sich mit seinen Händen durch die Haare. Er wirkt nervös.
,,Ich habe versucht es dir zu sagen. Ich wollte das verhindern." platzt es aus ihm heraus und ich starre ihn mit großen Augen an. Von was redet er schon wieder? Manchmal ist er ein echtes Rätsel für mich. ,,Nikolas." gibt er mir bedrückt einen Denkanstoß. Traurig nicke ich. Mittlerweile verstehe ich was er meint. Es ist besser so, ich hätte es sowieso irgendwann gemerkt. Besser jetzt als in ein paar Monaten. Niko ist ein widerlicher Idiot, ich hoffe für ihn, dass er irgendwann lernt, was Liebe ist, denn offensichtlich weiß er das nicht.
,,Damian du kannst nichts dafür. Ich habe mit ihm geredet und er hat mir das blaue vom Himmel erzählt. Es ist seine Schuld." So verletzlich kenne ich Damian gar nicht. Normalerweise ist er eher arrogant und ab und zu auch hilfsbereit. Aber so niedergeschlagen wie er jetzt aussieht, habe ich ihn noch nie gesehen. Gerade als ich noch etwas sagen will ertönt die Klingel. Unbeirrt gehe ich wieder zur Leseecke und mache es mir auf den ganzen Deecken und Kissen bequem.
,,Falls du wieder in den Unterricht gehst, sag den anderen, dass ich schon gegangen bin. Ich möchte gerade keinen von ihnen sehen, weder Lehrer noch unsere Mitschüler." Mit zusammengebissenen Kiefer nickt er und verlässt stumm die Bibliothek. Wieso er anscheinend sauer ist weiß ich nicht. Die ganze letzte Stunde machte ich das einzig produktive, das mir in den Sinn kam. Nämlich schlafen.
***
Zu Hause lasse ich mich erschöpft auf einen Sessel im Esszimmer fallen. Susan ist heute zu Hause und hat für mich essen gemacht. Müde lasse ich mich von ihr bedienen und gehe danach in mein Zimmer. Hausaufgaben werde ich nicht machen. Den Aufsatz in Englisch kann sich Frau McCoy selber schreiben. Auf eine 500 Wörter Interpretation habe ich keine Lust. Müde falle ich auf mein Bett und schlafe kurz danach wieder ein.
Ein klopfen an meiner Zimmertür weckt mich. Verwirrt richte ich mich auf nur um Susan zu sehen. Stöhnend will ich sie gerade wieder hinaus schicken aber dann entdecke ich Damian. Was will er denn jetzt? Er kommt herein und Susan geht wieder nach unten. Ich lasse mich wieder zurück auf mein Bett fallen. ,,Deine Mum scheint echt nett zu sein." unterbricht Damian die Stille. Unfähig etwas zu sagen starre ich ihn ienfach nur an. Als ob Susan meine Mum sein könnte. Sie sieht nicht einmal so aus wie ich. Langsam richte ich mich auf und lehne mich an mein Bettende an. ,,Sie ist nicht meine Mum. Susan ist meine Stiefmutter." sage ich und schaue auf meine Hände.
,,Das... das hast du mir nie erzählt. Was ist mit deiner richigen Mama passiert?" fragt er. Nach all den Jahren tut diese altbekannte Frage immer noch weh. Sofort schießen mir die Tränen in die Augen. ,,Sie ist weg. Tot." flüstere ich und meine Sicht war nun komplett verschwommen. Damian kommt unbeholfen zu mir und setzt sich neben mich. Zögernd nimmt er mich in seine Arme und streichelt meine Schultern. ,,Ich kann mir gar nicht vorstellen wie sehr du darunter leidest. Es tut mir so leid." Flüstert er eher zu sich selbst als zu mir. ,,Ist okay. Ich werde mich nie damit abfinden können. Sie hatte so eine reine Seele. Sie hat nie jemandem etwas zuleide getan. Sie hat mich bei allem untersützt. Sie war perfekt." Meinen Tränen lasse ich freien Lauf. Ich bin froh, dass Damian gerade auf mich aufpasst und für mich da ist. Ich kann den Verlust immer noch nicht verkraften. Meine Eltern sind das wichtigste in meinem Leben. Viel zu oft war ich mit dunklen Gedanken alleine seit meine Mum weg ist. Zu meinem Vater wollte ich nicht gehen, da ich ihn nicht noch mehr belasten wollte.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Finally wieder ein Kapitel
1.065 Worte
Update: 22:02; 05.02.2020

DU LIEST GERADE
Nachhilfe von einem Bad boy (Pausiert)
Genç KurguMia ist eigentlich eine relativ gute und tüchtige Schülerin. Außer in Mathe. Davon versteht sie nämlich nur Bahnhof. Doch wenn sie dieses Jahr und ihren Abschluss nicht schafft, dann platzt ihr Traum eine Lehrerin zu werden, denn dafür muss man stud...