Kapitel 14

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Das erste, was Fred bemerkte, als er sich der Wohnung näherte, war das Paket, welches einfach vor der Haustür abgestellt worden war.
Er war etwas sauer über die Sorglosigkeit des Lieferanten. Es wäre doch wohl nicht zu viel verlangt gewesen, das Paket bei den Nachbarn abzugeben, um sicher sein zu können, dass es von niemandem geklaut wurde.

Ein Glück, dass Fred es rechtzeitig nach Hause geschafft hatte.
Immerhin hatte er fünfundzwanzig Euro für das Kleid bezahlt.

Er klemmte sich das Paket unter den Arm und betrat die Wohnung.
"Schatz, rate mal, was endlich angekommen ist!"
Er wartete eine Weile ab, doch es kam keine Antwort.
"Schatz?"
Immer noch keine Reaktion.
Offensichtlich war Gwendolyn nicht zu Hause. Wahrscheinlich hing sie wieder einmal bei Emily rum.

Emily war Gwendolyns beste Freundin. Die Beiden kannten sich seit der siebten Klasse und waren seitdem unzertrennlich, auch wenn sie sich in völlig verschiedene Richtungen entwickelt hatten.
Während Emily sich in ein hübsches Modepüppchen verwandelte, wurde Gwendolyn zu einer niedlichen Gothic-Prinzessin.
Was die Mädchen verband, war vor allem ihr Humor und die vielen schönen Erinnerungen, die sie miteinander teilten.

Fred konnte Emily nie besonders gut leiden, was hauptsächlich daran lag, dass sie Gwendolyn damals davon abgeraten hatte, eine Beziehung mit ihm einzugehen.
Emily war dabei gewesen, als er sich zum ersten Mal mit Gwendolyn getroffen hatte.
Das war vor etwa drei Jahren gewesen.
Schon damals hatte Fred sie unausstehlich gefunden.
Sie redete viel zu laut und dann auch noch über total belangloses Zeug.
Und sie durfte eine grässliche Lache ihr Eigen nennen, von dem sie leider viel zu oft Gebrauch machte.

Fred hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Emily aus dem Weg zu gehen, so gut es möglich war.

Er stellte das Paket im Wohnzimmer ab.
Erst jetzt fiel ihm auf, dass seine Adresse mit einem Kugelschreiber auf den Karton gekritzelt worden war.
Auch das Paket selbst sah leicht demoliert aus, so als ob es schon öfter benutzt worden war.

Etwas merkwürdig war das schon und Fred konnte nicht leugnen, dass seine Neugier langsam anstieg.
Er beschloss, das Paket ohne Gwendolyn zu öffnen. Nur um sicherzugehen, dass das Kleid tatsächlich da drin war.

Er holte ein Küchenmesser, womit er das Klebeband, welches das seltsame Paket umgab, durchtrennte.
Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte seinen Körper.
Das Kleid war da.

Als er es heraus nehmen wollte, um es genauer zu betrachten, hörte er, wie etwas Leichtes auf den Boden fiel.
Etwas Leichtes, wie etwa ein Foto.
Zu Freds Verwunderung handelte es sich tatsächlich um ein Polaroidfoto, welches eine junge Frau zeigte.

Lana stand in der rechten Ecke des Fotos in Schönschrift geschrieben.

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