Kapitel 46

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Langsam ließ das penetrante Dröhnen in Gwendolyns Kopf nach. Sie spürte den kalten Boden unter ihrem Rücken, der sich auf seltsame Weise zu bewegen schien.
Sie selbst war allerdings immer noch nicht in der Lage, auch nur den kleinen Finger zu knicken.

Wann würde sie wohl endlich aus diesem Alptraum erwachen?

Plötzlich hielt der Boden in seiner Bewegung inne.
Gwendolyn vernahm eine Stimme, die offensichtlich zu einem Roboter gehörte.
Merkwürdiger Traum.
Wenn sie aufwachte, musste sie Emily davon erzählen.  

„Sag mal, was macht dieser Junge in meinem Hobbykeller? Hast du den etwa hergebracht? Du weißt doch, dass ich mir meine Opfer selbst aussuche.  Dass ich den Nerd von neulich gegen dieses Grufti-Mädchen ausgetauscht habe, war eine einmalige Sache. Du kannst hier nicht einfach wahllos irgendwelche Leute anschleppen, hast du verstanden?"
Die Roboterstimme klang leicht erzürnt.

„Ich war das nicht, glaub mir. Ich bin ebenso ratlos wie du."
Als Gwendolyn die zweite Stimme antworten hörte, wurde ihr schlagartig bewusst, dass dies kein Traum war.
Sie kannte die Stimme irgendwo her. Eine sanfte, weibliche Stimme...

„Was soll das? Willst du mir damit sagen, dass dieser Junge meinen Keller aus freien Stücken betreten und sich selbst gefesselt hat?"
„Ich kann mir das auch nicht erklären."
„So? ich werde schon rauskriegen, wie der hier her gekommen ist. Charlotta, bring das Mädchen erstmal nach unten, danach sehen wir weiter."

Natürlich! Die Stimme gehörte Charlotta! Dem Mädchen, für das Oskar so sehr schwärmte.
Aber was war hier überhaupt los?
Wer war der Junge, von dem die Roboterstimme gesprochen hatte?
Und wo sollte Charlotta sie hinbringen?
Und was meinte der Roboter damit, dass er sich seine Opfer selbst aussuchte?

Charlotta entfernte Gwendolyns Fesseln und die Augenbinde.
Gwendolyn wurde von dem grellen Licht geblendet, das ihr plötzlich in die Augen fiel.
Darauf war sie nicht vorbereitet gewesen.  

Charlotta nutze ihre Verwirrtheit, um eine Falltür im Boden zu öffnen.
„Charlotta, was geht hier vor sich...?"
Anstatt ihr eine Antwort zu geben, packte Charlotta sie am Arm und stieß sie den metertiefen Schacht hinunter. Der Aufprall war erst nach mehreren Sekunden zu hören.

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