Kapitel 29

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Entgegen ihrer Erwartung war das Restaurant diesen Abend beinahe wie leer gefegt.
Von innen sah es viel nobler aus, als die äußere Fassade es vermuten ließ.
Das Ambiente erzeugte schon fast den Eindruck eines Drei-Sterne Restaurants.

Gwendolyn warf Fred einen verunsicherten Blick zu.
"Das sieht aber teuer aus", flüsterte sie.
"Egal. Jetzt, wo wir schon hier sind, sollten wir auch hier essen."
"Das Running Sushi wäre auch noch eine Option."
"War klar, dass du das sagst."

Fred griff nach Gwendolyns Hand und führte sie zu einem freien Tisch.
Es dauerte nicht lange, bis jemand kam, um die Bestellung der Beiden aufzunehmen.
Der Kellner war mindestens so schick wie das Restaurant selbst.
"Haben Sie sich schon entschieden?", fragte er mit italienischem Akzent.

"Ja, für mich eine große Pizza Salami", antwortete Fred wie aus der Pistole geschossen.
Gwendolyn entschied sich für Spaghetti mit Bolognese Soße.
Erleichtert stellten sie fest, dass die Preise gar nicht so überteuert waren wie vermutet.

Fred wusste, dass er besser gar nichts bestellt hätte.
Das unwohle Gefühl in seinem Bauch war immer noch nicht abgeklungen.
Wahrscheinlich würde er keinen Bissen herunter bekommen.
Wieso musste ausgerechnet heute ein weiteres Paket auftauchen?
Hätte der Trottel nicht noch bis morgen damit warten können?

Gwendolyn würde bestimmt Verdacht schöpfen, wenn er nichts oder nur wenig aß.
Am liebsten hätte er das Paket direkt geöffnet, dann würde er nicht ständig darüber nachdenken, was dieses Mal für eine schreckliche Überraschung auf ihn wartete.

"Alles okay? Du siehst irgendwie niedergeschlagen aus."
Gwendolyn war ihre Sorge deutlich anzusehen.
"Ja, alles gut. Ich bin nur etwas müde."
"Wieso das denn?"
"Schlecht geschlafen."
"Hattest du einen Albtraum?"
Fred zögerte einen Moment, bis er schließlich eine Antwort gab.
"Kann man so sagen."
"Willst du darüber reden?"
"Nein. Ich weiß leider kaum noch Details von dem Traum. Ist vermutlich auch besser so."

Fred fühlte sich überhaupt nicht wohl dabei, seine Freundin schon wieder zu belügen.
So viele Lügen in so kurzer Zeit.
Vielleicht reichte es bald für einen Rekord?

"Du hättest auch sagen können, dass es dir heute nicht so gut geht. Dann hätten wir das Date halt um ein paar Tage verschoben."
"Ich hab doch schon gesagt, dass ich bloß müde bin. Ansonsten geht's mir gut."
"Fred, ich kenne dich jetzt lange genug, um zu wissen, dass etwas nicht stimmt. Dich beschäftigt irgendwas."

Mist.
Sollte er Gwendolyn etwa noch einmal anlügen?
Aber was sollte er ihr denn erzählen?
Ihm wollte ums Verrecken keine Ausrede einfallen.

Sein Blick wanderte suchend über den Tisch.
An einem Flyer des Restaurants blieb er plötzlich haften.
Darauf war ein Bild zu sehen, das alle Mitarbeiter fröhlich lächelnd vor der Eingangstür zeigte.
Es war die junge hübsche Frau, die seine Aufmerksamkeit erregt hatte.
Lana.
Die übel zugerichtete Frau von den Polaroidfotos.
War sie es wirklich, oder wurde Fred langsam paranoid?

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