Kapitel 39

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Emily nippte genüsslich an ihrem Schokoladen Milchshake.
"Du willst also vorübergehend bei mir einziehen?"
"Ja, wenn es dir nichts ausmacht."
"Natürlich nicht. Du bist jederzeit willkommen."
"Danke."

"Was hat Fred eigentlich angestellt, dass du Abstand von ihm brauchst?"
Gwendolyn starrte auf ihr bereits geschmolzenes Erdbeereis.
"Seit ein paar Tagen verhält er sich richtig merkwürdig."
"Noch merkwürdiger als sonst? Wie ist das überhaupt möglich?"
Sie ignorierte Emilys zynischen Kommentar.

"Er ist total paranoid. Ständig begleitet er mich überall hin. Er lässt mich nicht mal alleine einkaufen gehen. Außerdem besteht er darauf, die Rollläden in der Wohnung tagsüber unten zu lassen."
"Wieso sollte er so etwas tun?"
"Ich weiß es nicht, das ist ja das Schlimme. Er will mir einfach nicht erzählen, was in seinem Kopf vorgeht."
"Das muss ein schreckliches Gefühl sein."
Gwendolyn nickte.

Ihr Eis war inzwischen nicht mehr als Solches zu erkennen.
"Hast du vor, dich von Fred zu trennen?"

Diese Frage kam so unerwartet, dass ihr Körper seltsam zu zucken begann.
"Ich denke nicht, aber ehrlich gesagt macht er mir schon ein bisschen Angst. Heute morgen, da hat er..."
Gwendolyn zögerte. Sollte sie Emily wirklich von dem jüngsten Vorfall erzählen?
Sie war ja so schon nicht gut auf Fred zu sprechen, aber wenn sie davon erfahren würde, würde sie womöglich nie wieder auch nur ein Wort mit ihm wechseln.
Andererseits wollte Gwendolyn nichts lieber, als sich mit jemandem über die Vorfälle austauschen zu können.
Und wer eignete sich dafür besser, als die beste Freundin?

Ob sich das Verhältnis der beiden noch weiter verschlechtern würde oder nicht, tat eigentlich nichts zur Sache.

"Also... Heute morgen hat er mir ganz stolz seine neueste Errungenschaft gezeigt."
Gwendolyn holte einmal tief Luft, bevor sie weiter sprach.
"Eine waschechte Schusswaffe. Unglaublich, oder?"
Emily blieb der Mund offen stehen.
"Was...? Du machst Witze, oder?"
Gwendolyn schüttelte den Kopf.
"Leider nicht."
"Okay, das reicht. Du bleibst keinen Tag länger bei diesem Psychopathen. Wer weiß, was er als nächstes vor hat?"

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