Kapitel 31

43 10 6
                                    

Juli 1998

Susan Goldmann saß gemütlich auf der Gartenterrasse und blätterte in einer Frauenzeitschrift.
Auf nahezu jeder Seite wurden absurde Tricks zum schnellen und effektiven Abnehmen vorgestellt.
Frauen, die ernsthaft daran glaubten, taten ihr Leid.

Warum hatte sie dieses Magazin überhaupt abonniert?
Früher bestand die Zeitschrift zum Großteil aus ergreifenden Schicksals Geschichten.
Vermutlich war dies der eigentliche Grund gewesen.

Gelangweilt legte sie das Heft beiseite und wandte sich nun ihren Kindern zu, die fröhlich im Garten spielten.
Kinder wirkten immer so unbeschwert.
Sie mussten sich keine Sorgen darüber machen, immer ausreichend Geld auf dem Konto zu haben.

Das war für Susan schon immer ein Problem gewesen.
Ihr Einkommen reichte kaum aus, um alleine davon zu leben. Mit zwei Kindern gestaltete sich das ganze noch schwieriger.
Trotzdem versuchte sie sich ihnen gegenüber nichts anmerken zu lassen.
Wahrscheinlich wäre es doch besser gewesen, wenn die Beiden damals zu ihrem Vater gezogen wären.
Er hätte ihnen ein besseres Leben bieten können. 

Die Beziehung war nach acht gemeinsamen Jahren an Susans Untreue gescheitert.
Sie hatte ihren Mann mehr als einmal betrogen.
Schlussendlich war ihm der Kragen geplatzt, als er sie mit seinem besten Freund erwischt hatte.
Susan zog daraufhin mit den Kindern in eine kleine Wohnung am Stadtrand.
Amalia und Fred mussten sich ein Zimmer teilen.
Ein paar Jahre würde das wohl noch gut gehen, aber spätestens wenn sie das Teenager alter erreichten, würde dies unweigerlich zu Problemen führen. 

Susan warf einen Blick auf die Armbanduhr.
Kurz vor neunzehn Uhr.
Es wurde langsam Zeit, Fred ins Bett zu bringen.
Das gestaltete sich meistens ziemlich schwierig, da er nicht einsah, wieso er früher schlafen sollte, als seine Schwester, die drei Jahre älter war als er. 

Hoffentlich schlief er heute schnell ein.
Gegen zwanzig Uhr erwartete Susan nämlich Besuch. 

Marco, einer ihrer früheren Liebhaber, wollte ihr ein Angebot vorschlagen, mit dem sie in kürzester Zeit zu viel Geld kommen würde.
Worum es sich bei diesem Angebot genau handelte, hatte er noch nicht verraten.
Heute Abend wollte er alles genauestens mit ihr besprechen.  

Marco war schon immer etwas seltsam gewesen.
Er musste ständig um jede noch so kleine Sache ein großes Geheimnis machen.
Trotzdem war Susan dankbar dafür, dass er ihr aus der finanziellen Not heraus helfen wollte.
Hätte sie gewusst, was wirklich hinter diesem Angebot steckte, hätte sie dem heutigen Treffen niemals zugesagt.

VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt