Kapitel 25

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Zielsicher ging Fred auf die Mensa zu.
Er wusste, dass er Charlotta dort antreffen würde.

Es waren nun bereits zwei Tage vergangen, seitdem er Oskar das letzte Mal gesehen hatte.
Er war sich sicher, dass sie etwas darüber wusste.
Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass er Oskar so sehr vermissen könnte.
Ohne ihn war es hier aber auch sterbenslangweilig.

Fred erkannte Charlotta schon von Weitem.
Sie saß alleine am Tisch und stocherte in dem lieblos angerichteten Essen herum.
Offensichtlich bedrückte sie irgendetwas.
Ohne um ihre Erlaubnis zu bitten, setzte sich Fred einfach neben sie.

"Fred, was willst du denn hier?"
Ihre Stimme klang ein wenig genervt.
Wenn Charlotta ehrlich war, konnte sie Fred noch nie besonders gut leiden.
Es war ihr immer ein Rätsel gewesen, wieso Oskar sich so gut mit ihm verstand.

"Ich versuche herauszufinden, was mit Oskar los ist. Ich bin mir sicher, dass du mir da weiter helfen kannst."
"Und wie kommst du zu dieser Annahme?"
"Ich bin überzeugt davon, dass du der Grund für sein plötzliches Verschwinden bist."
Charlotta zog fragend eine Augenbraue hoch.
"Wirklich? Hast du schon mal daran gedacht, dass er vielleicht krank ist oder einfach keine Lust hat, zu kommen? Hier herrscht keine Anwesenheitspflicht, weißt du?"
"Das erklärt aber nicht, warum er nicht auf meine Nachrichten antwortet."
"Vielleicht will er mal ein paar Tage Ruhe vor dir haben?"
"Ich schwöre, wenn er wegen dir den Freitod gewählt hat, verzeih ich dir das nie."

Charlotta sah Fred mit entsetztem Blick an.
Sie brauchte eine Weile um zu merken, dass das ein Witz sein sollte.
"Scherzkeks. Du musst dir keine Sorgen um Oskar machen."
Charlotta kramte ihr Handy aus ihrem Rucksack hervor.
"Vor einer Stunde habe ich noch mit ihm geschrieben. Er ist also am Leben."

Sie öffnete den Chat mit Oskar auf "Para.Secrets".
Dort stand eindeutig, dass er zuletzt vor dreißig Minuten online gewesen war.

"Ihr schreibt wieder miteinander?"
"Wieso wieder? Wir schreiben so gut wie jeden Tag im Forum."
Fred stand die Verwirrung ins Gesicht geschrieben.
"Aber Oskar hat mir erzählt, dass du nichts mehr von ihm wissen willst. Er war völlig aufgelöst deswegen."
"Soll das etwa wieder ein Scherz sein? Oskar und ich verstehen uns super. Wieso sollte ich so etwas zu ihm sagen?"

Das konnte nicht sein.
Hatte Oskar etwa gelogen?
Aber was hätte er davon?
Außerdem passte das überhaupt nicht zu ihm.
Aber auf Charlottas Handy war der Beweis.

Im Chat hatten sie ihre Theorien über den Untergang der Erde ausgetauscht.
Für die Beiden war dies ein völlig normales Thema.
Dennoch wirkte Oskar in dem Chatverlauf irgendwie anders als sonst.

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