Fred hatte keine Zeit darüber nachzudenken, was das Foto einer jungen Frau in seiner Bestellung zu suchen hatte, denn in diesem Moment klingelte es an der Haustür.
War Gwendolyn etwa schon wieder zurück?
Das war ungewöhnlich. Normalerweise hielt sie es bis spät in die Nacht bei Emily aus.Fred öffnete die Haustür, nur um festzustellen, dass es gar nicht Gwendolyn war, die geklingelt hatte.
"Amalia...?"
Ihm blieb der Mund offen stehen, als er direkt vor sich seine Schwester erblickte.
Er hatte sie seit mehr als sechs Jahren nicht mehr gesehen und wenn es nach ihm ginge, hätte es sein ganzes Leben so weitergehen können.
Er hatte ihr nichts mehr zu sagen.
Doch nun stand sie direkt vor ihm.Sie hatte sich über die Jahre kaum verändert.
Für Fred war sie immer noch das selbe dreckige Miststück wie damals.
Amalia wollte etwas sagen, doch sie brachte keinen Ton hervor.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
Fred war schon im Begriff, die Tür wieder zu schließen.
Was immer Amalia von ihm wollte, es könnte nichts Gutes sein."Warte, ich möchte mit dir reden", sagte sie schließlich.
"Worüber denn?"
"Darf ich rein kommen?"
Fred stieß einen unechten Lacher aus.
"Kannst du mir auch nur einen guten Grund nennen, wieso ich dich in meine Wohnung lassen sollte?"
"Ich bin deine Schwester. Wir sind eine Familie."
"Das ist eher ein Grund, dich sofort wieder wegzuschicken."
"Ich will doch nur sehen, wie es dir nach all der Zeit geht."
"Bevor du aufgetaucht bist, ging es mir super."
"Freut mich für dich. Sag mal, du hast eine Freundin, oder?"
"Ja, hab ich. Na und? Was geht's dich an? Wo hast du diese Information überhaupt her? Du hast mir nach spioniert, oder?"
"Ich kann in deinen Hausflur sehen. Die Menge an Schuhen spricht für sich."
Fred musste ja nicht wissen, dass sie ihm tatsächlich hinterher spioniert hatte."Schön. Kannst du mich jetzt bitte alleine lassen?"
"Soll ich an einem anderen Tag nochmal vorbeikommen?"
"Du verstehst mich echt nicht, oder? Ich will dich nie wieder sehen, verdammte Scheiße."
"Aber ich hab mich geändert, glaub mir. Was ich damals getan habe, tut mir leid. Wir haben uns immer so gut verstanden. Ich will doch nur, dass alles wieder so wird wie früher."Fred merkte, wie die Wut immer mehr in ihm hoch kochte.
Glaubte Amalia allen Ernstes, dass eine einzige Entschuldigung wieder alles gerade biegen würde?
Nicht einmal tausend Entschuldigungen würden dafür ausreichen.
Was Amalia damals getan hatte, bereitete Fred bis heute schlaflose Nächte."Verschwinde endlich", befahl er mit zitternder, tonloser Stimme.
Als Amalia daraufhin immer noch nicht ging, schlug Fred ihr einfach die Tür vor der Nase zu.Er wollte nicht, dass sie mitbekam, wie er weinte.

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Verlangen
Mystery / ThrillerNachdem Fred etwas auf einer ominösen Internetseite bestellt hat, bekommt er seltsame Pakete zugeschickt, deren Inhalt ihn zuerst an einen Scherz glauben lässt. Als der Absender jedoch androht, seine Freundin zu ermorden, erkennt er den Ernst der La...