"Ich wusste, dass du es nicht lange aushalten würdest, mich zu ignorieren", sagte Fred in einer selbstgefälligen Tonlage.
"Das ist leider so gut wie unmöglich."
"Ich dachte echt, du würdest das länger durchziehen."
"Ich bin im Moment sowieso nicht in der Lage, den Ausführungen des Professors zu folgen."Tatsächlich hatte Oskar den ganzen Tag noch nichts zu Papier gebracht.
"Bist du krank oder was?"
"So ähnlich."
"Wieso bist du dann nicht zu Hause geblieben? Ich hab keine Lust, mich anzustecken."
"Es ist nichts Ansteckendes."
"Da bin ich ja beruhigt."
"Schön für dich."
"Hey, wieso bist du jetzt so angepisst? Ich bin eigentlich derjenige, der sauer sein sollte. Immerhin warst du gestern mit Gwendolyn Eis essen und ihr seid nicht mal auf die Idee gekommen, mich auch einzuladen."
"Dein Ernst? Das ärgert dich?"
"Schon ein wenig, wenn ich ehrlich bin. Aber genug davon. Sag schon, was ist zwischen dir und Charlotta vorgefallen?"Oskar wurde stutzig.
"Woher weißt du...?"
"Glaub mir Kumpel, ich weiß wie Liebeskummer aussieht. Damit hatte ich früher auch oft zu kämpfen."
"Verstehe. Das muss schrecklich gewesen sein."
"Das war es. Aber ich habe gelernt, damit umzugehen, bis ich endlich die Richtige gefunden hatte."Oskar stieß einen resignierten Seufzer aus.
"Ich dachte, Charlotta ist die Richtige für mich."
"Denkst du das jetzt etwa nicht mehr?"
Er warf einen prüfenden Blick in Charlottas Richtung, als ob er sicher gehen wollte, dass sie ihn nicht belauschte, was aus der Entfernung sowieso unmöglich war.
Sie war wieder fleißig damit beschäftigt, sich Notizen zu machen."Ich hab gestern Abend mit ihr geschrieben und gefragt, ob wir uns nochmal treffen wollen. Sie meinte dann, dass sie nie wieder mit mir auf ein Date gehen wird", erklärte Oskar mit leiser Stimme.
"Hä? Das ist doch bescheuert. Bei dem Date im Restaurant hat man doch eindeutig gesehen, dass sie auf dich steht. Sogar Gwendolyn war davon überzeugt und sie hat echt ein Auge für sowas."
"Ich weiß. Mich hat es auch total überrascht."
"Hat sie danach noch was geschrieben?"
"Ja, dass es besser wäre, wenn wir uns erstmal voneinander fernhalten."
"Oh Mann. Du fängst aber nicht gleich an zu heulen, oder?"
Oskar ignorierte die Frage.
"Vielleicht ist sie sich unsicher, ob sie wirklich schon bereit für eine Beziehung ist und braucht deswegen etwas Bedenkzeit?"
"Nein, sie hat doch gesagt, dass sie sich nicht mehr mit dir treffen will. Das ist unmissverständlich. Vielleicht hat sie schon einen Neuen gefunden, für den sie sich interessiert."
"Danke, dass du jegliche Hoffnung in mir zerstörst."Wahrscheinlich wäre es wirklich besser gewesen, wenn Oskar heute zu Hause geblieben wäre.
Dann müsste er jetzt nicht dieses unangenehme Gespräch mit Fred führen, der offensichtlich überhaupt nicht verstand, wie er sich fühlte."Dafür sind Freunde doch da."
"Vergiss es, Fred. Wenn du nichts Nettes zu sagen hast, halt einfach die Klappe."
"Wieso? Ist doch besser, die Wahrheit zu sagen, als falsche Hoffnungen zu wecken, oder?"
Oskar sagte nichts.
Er wusste, dass Fred recht hatte.
Trotzdem ärgerte er sich darüber, dass er seine Probleme scheinbar nicht ernst nahm."Irgendwann wirst auch du die Frau fürs Leben finden, glaub mir."
"Ich möchte Charlotta aber nicht einfach so aufgeben. Ich muss es wenigstens versuchen."
"Na gut. Meine Unterstützung hast du. Wenn du willst, frage ich sie mal, was auf einmal mit ihr los ist."
"Ich weiß nicht, ob das so viel bringt. Bestimmt denkt sie dann, ich hätte dich geschickt."
"Einen Versuch ist es wert. Oder hast du einen besseren Vorschlag, wie wir die Sache angehen sollen?"
"Schon gut, dann rede halt mit ihr.
Ich hab sowieso nichts mehr zu verlieren."Was jedoch wirklich hinter Charlottas merkwürdigem Sinneswandel steckte, hätten sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht vorstellen können.
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Verlangen
Mystery / ThrillerNachdem Fred etwas auf einer ominösen Internetseite bestellt hat, bekommt er seltsame Pakete zugeschickt, deren Inhalt ihn zuerst an einen Scherz glauben lässt. Als der Absender jedoch androht, seine Freundin zu ermorden, erkennt er den Ernst der La...