Fred hatte sich diese Nacht schon häufig hin und her gewälzt.
So sehr er es auch versuchte, er schaffte es einfach nicht, einzuschlafen.
Es waren Gwendolyns Worte, die ihn so lange wach hielten.Dies war die letzte Gelegenheit, um mit seinem Vater zu sprechen.
Sobald er aus dem Krankenhaus entlassen wurde, würde er direkt in den Knast gehen, was auch absolut gerechtfertigt war.
Aber wieso beschäftigte ihn das so sehr?
Er wusste doch nicht einmal, worüber er mit ihm reden sollte.
Außerdem wollte er ihn sowieso nie wieder sehen, nach dem, was er Gwendolyn angetan hatte.Ein letztes Mal drehte er sich auf die linke Seite.
Nach wenigen Minuten beschloss er jedoch, dass es keinen Zweck hatte.
Er war viel zu aufgewühlt, um jetzt an Schlaf zu denken.
Vorsichtig richtete er sich in seinem Bett auf.
Er spürte einen stechenden Schmerz in der Brust. Das Aufstehen fiel ihm mehr als schwer.
Er brauchte schon allein zehn Minuten, um seine Beine über die Bettkante zu hieven.
So eine verdammte Scheiße, warum mache ich das überhaupt?Während er sich endgültig aus dem Bett erhob, fluchte er weiter leise vor sich hin und hielt sich dabei die Brust, welche mit mehreren Verbänden umwickelt war.
Mit langsamen, schwerfälligen Schritten bewegte er sich in Richtung Tür.
Kurz überlegte er, ob er sich den langen Weg bis Zimmer 82 wirklich zumuten wollte, doch er verwarf den Gedanken so schnell wie er gekommen war.
Er wusste selbst, dass er es sein ganzes Leben bereuen würde, wenn er die Chance jetzt nicht nutzte.Der Flur kam ihm endlos lang vor.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er endlich vor der Tür stand, hinter der sich sein Vater befand.
Sollte er es wirklich wagen?
Immerhin war sein Vater ein gefährlicher Mörder. Sollte er ihn angreifen, wäre er ihm schutzlos ausgeliefert.
Andererseits wäre er wahrscheinlich gar nicht in der Lage, irgendetwas zu tun. Schließlich war er ebenfalls verwundet.
Fred fasste sich ein Herz und klopfte dreimal an die Tür.
Keine Reaktion.
Wahrscheinlich war er tief und fest am Schlafen.
Kein Wunder, es war schließlich mitten in der Nacht.
Fred klopfte noch einmal gegen die Tür. Dieses Mal etwas fester.
Immer noch nichts.
Also gut.Er entschloss sich kurzerhand, das Zimmer einfach zu betreten. Völlig egal, ob sein Vater wach war oder schlief.
Er hatte doch sowieso keine Ahnung, was er zu ihm sagen sollte.
Als er die Tür öffnete, sprang ihm eine eisige Kälte entgegen.
Das Deckenlicht brannte.
Um die Glühlampe hatten sich Motten und andere Geschöpfe der Nacht versammelt.
Das Fenster stand sperrangelweit offen.
Der kalte Wind ließ die gelben Vorhänge sanft hin und her schaukeln.
Freds Blick fiel auf das zerwühlte Bett, auf dessen Bezug sich eine kleine Blutlache gebildet hatte.Er wusste sofort, was hier passiert war.
Alles deutete darauf hin, dass sein Vater sich das Leben genommen hatte.
Er war zu spät gekommen. Nicht, dass er seinen Erzeuger von dieser Tat hätte abbringen wollen.
Ohne irgendeine Gefühlsregung ging er auf das Bett zu und drückte den Notfall-Knopf.
Anschließend verließ er das Zimmer, ohne das Eintreffen des Pflegepersonals abzuwarten.
DU LIEST GERADE
Verlangen
Mystery / ThrillerNachdem Fred etwas auf einer ominösen Internetseite bestellt hat, bekommt er seltsame Pakete zugeschickt, deren Inhalt ihn zuerst an einen Scherz glauben lässt. Als der Absender jedoch androht, seine Freundin zu ermorden, erkennt er den Ernst der La...