Und schon wieder lag ich mit meinen Kopfhörern im Bett. Aber diesmal wollte ich mich nicht entspannen. Diesmal lag ich da, weil ich schlicht und einfach nicht wusste, was ich sonst tun sollte. Heute morgen hatten Juli und ich einen riesen Streit. Mama musste ihn sogar von mir runterziehen und jetzt hatten wir beide das blaue Auge, von dem Willi ganz am Anfang dieser bescheuerten Ferien gesprochen hatte.
"Johanna!", rief meine Mutter. Sie stand in der Tür meines Zimmers und sah mich einfach nur an.
Ich nahm die Kopfhörer ab und fragte: "Was ist?"
"Ich gehe einkaufen. Kann ich euch hier alleine lassen, ohne dass ihr euch umbringt, oder muss einer mitkommen?", fragte sie besorgt.
Aber auf sowas hatte ich heute keine Lust: "Keine Sorge. Ich wollte eh gerade raus gehen." Ich nahm meine Musik mit und lief an ihr vorbei und die Treppe runter. Dort saß Juli auf der Couch und wir schnauften uns kurz wütend an, bevor ich das Haus verließ.
Ich hatte kein richtiges Ziel, ich würde einfach dahin fahren, wo mein Rad mich hinführte.
Seit zwei Stunden fuhr ich planlos durch die Stadt. Ich sah aus, wie ein ausgesetzter Hund. Vor einer halben Stunde wurde mir klar, dass ich irgendwann wieder nach Hause müsste. Es wurde immerhin schon dunkel. Also tat ich das Richtige und machte mich auf den Weg in den Fasanengarten. Ich fuhr an Fabis Haus vorbei und sah ihn am Fenster, aber anstatt zu winken fuhr ich einfach weiter. Zuhause wartete immerhin meine Familie auf mich: Der kleine Bruder, den ich verstoßen hatte. Der große Bruder, mit dem ich mich geprügelt hatte. Und die Mutter, die ich ohne ein weiteres Wort in meinem Türrahmen stehen lassen hatte.
Ich atmete tief ein und öffnete die Haustür. Sofort kroch mir der Geruch von Pizza in die Nase.
"Jojo, da bist du ja. Ich hab schon befürchtet, du hättest dich verfahren.", grinste mich meine Mutter an.
Ich fand das aber nicht so lustig: "Was soll das, Mama?"
"Wieso? Ich dachte das Leben ist vorbei und die Welt ist untergegangen. Naja und wenn das so ist, dann kann man doch Witze machen. Dann bleibt einem doch gar nichts Anderes mehr übrig, oder?", quasselte sie los.
"Was meinst du damit?", fragte ich verwirrt nach.
Sie sah mich enttäuscht an: "Jetzt denk doch mal nach. Wenn alles vorbei ist, was gilt denn dann?"
Ich zuckte mit den Schultern: "Dann kann man aufgeben."
Dann schlug sie mit der Faust auf den Tisch und ich zuckte zusammen.
"Das ist nicht meine Tochter. Das habe ich dir nicht so beigebracht.", sagte sie ernst.
Ich zuckte erneut: "Und was hast du mir beigebracht?"
Dann nahm sie meine Hand und guckte mir entschlossen in die Augen: "Wenn alles vorbei ist, hast du nichts mehr zu verlieren."
"Du meinst..", fragte ich geistesabwesend.
"Mutprobe.", grinste sie mich an.
Ihr Grinsen steckte mich an und nicht mal eine Minute später riss ich die Tür des Zimmers gegenüber von meinem auf.
"Was willst du, Johanna?", kam mir die abwertende Stimme meines älteren Bruders entgegen.
Ich ignorierte ihn und ging zum Schrank. Dort kramte ich durch die Schubladen, bis ich zwei Rucksäcke fand. Die schleuderte ich Juli und Joschka aufs Bett, was mit Flüchen beantwortet wurde.
"Ihr habt genau fünf Minuten und dann treffen wir uns vor der Tür.", sagte ich und wollte den Raum verlassen.
An der Tür machte ich aber nochmal kehrt: "Ach ja. Ihr braucht Badehosen, Handtücher und Decken." Dann knallte die Tür hinter mir zu.
Fünf Minuten später kamen die Beiden tatsächlich mit ihren Rucksäcken raus und wir fuhren los.
"Und was soll das werden?", fragte Juli immer noch beleidigt hinter mir, als ich Steine gegen Fabis Fenster warf.
"Wirst du schon sehen.", sagte ich als sich das Fenster öffnete.
Fabi sah verschlafen zu uns: "Was soll der Mist? Es ist mitten in der Nacht."
"Dann beeil dich lieber, statt so rumzumeckern. Je schneller du hier unten bist, desto schneller kannst du wieder schlafen gehen. Badehose, Handtuch und Decke. Und vielleicht nimmst du dir auch noch was warmes zum Trinken mit.", flüster-schrie ich hoch zu seinem Fenster.
Er versuchte Antworten bei Juli und Joschka zu finden, die ihn aber genauso Ratlos ansahen, wie er sie.
Gemeinsam holten wir noch Markus und Maxi ab und trafen dann auf Vanessa, Raban, Leon und Marlon. Während meine Brüder ihre Sachen gepackt haben, habe ich mit Vanessa telefoniert, deren Oma einen ähnlichen Vorschlag hatte. Also teilten wir auf, wer wen holen würde und kurze Zeit später waren wir an der Monster-Höllen-Klippe.
"Was wollt ihr denn hier?", fragte Leon verwirrt.
Marlon schubste ihn leicht: "Das siehst du doch. Die wollen springen."
"Habt ihr ne Meise?", fragte Juli entgeistert.
Ich schüttelte den Kopf und Vanessa sagte: "Ne, und wir springen ganz bestimmt nicht alleine."
"Und ob ihr das tut.", sagte Leon.
"Das werden wir nicht.", sagte Vanessa.
Dann schmiss Fabi sein Rad hin: "Genau. Ich springe mit ihnen."
Leon war geschockt: "Ihr seid ja verrückt."
"Und ihr seid absolut feige.", entgegnete Vanessa.
Ich stieg mit ein: "Na, wer hat jetzt Angst, Torwart?"
Markus sah mich genauso wütend an, wie Leon Vanessa.
Wir gingen zum Rand der Klippe und die Anderen folgten uns.
"Was habt ihr gesagt? Wie hoch ist das hier?", fragte Fabi ängstlich.
Ich schluckte: "Über zehn Meter."
"Wie viel über zehn Meter?", fragte der Blonde.
Vanessa zuckte: "Hundert oder vielleicht Tausend? Verflixt, woher soll ich denn das wissen?"
Fabi atmete tief ein und aus und sprach: "Dann ist es ja halb so schlimm. Und wenn ihr sterbt, erzähle ich jedem, wie mutig ihr wart und wie feige die Anderen."
"Das ist nett, Fabi. Aber wenn wir sterben, stirbst du wahrscheinlich auch.", sagte ich trocken.
Vanessa hätte mich gehauen, wenn wir nicht an einer Klippe stehen würden.
"Halt, wartet!", rief...Maxi?
Leon meckerte ihn sofort an: "Maxi, das werde ich dir nie verzeihen. Wieso musst du ausgerechnet jetzt mit dem Reden anfangen?"
"Verflixt, Maxi hat Recht. Oder wollt ihr ab jetzt als Feiglinge dastehen?", fragte er und zog seine Jacke aus.
Wir bildeten eine Reihe und gaben uns die Hände. Maxi stand neben mir.
"Hey, Maxi. Schön deine Stimme zu hören. Jetzt muss ich nicht mehr raten, über wen du dich lustig machst. Jetzt kannst du es mir sagen.", grinste ich meinen besten Freund an.
Er grinste zurück und antwortete: "Was ist, wenn ich mich über dich lustig mache?"
"Dann kriegst du ein Problem.", lachte ich.
"Okay. Eins. Zwei. Und...", zählte Vanessa und wir sprangen in die Tiefe.
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Jojo Reik und die wilden Fußballkerle
FanfictionJojo Reik und ihre Brüder Juli und Joschka sind Teil der wildesten Fußballmannschaft der Welt: den wilden Kerlen. Die Osterferien stehen an und der ewige Winter ist immer noch nicht vorbei. Als die meisten der Kerle dann auch noch Hausarrest bekomm...