Letzter Schultag

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Als es klingelte, sprangen alle Kinder in der Klasse auf. Alle bis auf uns. Denn wir hatten nichts, worauf wir uns freuen konnten. Den ganzen Schultag über hatte keiner von uns auch nur ein Wort gesagt. Wir mussten es nicht. Wir wussten alle Bescheid. 

Am Morgen hatte Mama uns Hausarrest für drei Tage aufgebrummt und damit waren wir noch gut dran. Leon und Marlon hatten Fußballverbot und Hausarrest für fünf Tage, Fabi hatte Fußballverbot für sechs Tage und Maxi traf es wie immer am schlimmsten. Er hatte zwei Wohnzimmerfenster zerschossen und einen Globus auf den Kopf seines Vaters geschossen und dafür bekam er die Höchststrafe: Zwei Wochen Hausarrest und Fußballverbot. Sein Vater hatte seine komplette Fußballkollektion weggeworfen und Maxi hatte die größte Kollektion von uns allen.

Aber es war nicht alles grau heute. Es war auch nicht weiß. Ganz im Gegenteil. Wir hatten den Winter endlich besiegt. Aber wir hatten auch Hausarrest und Fußballverbot. Alle bis auf Raban, der gestern von seinen Cousinen gequält wurde und nicht mitgespielt hatte. Deswegen war er auch der Einzige, der gute Laune hatte: "Hey, Jungs. Was soll den das? Wir haben Ferien und die Sonne scheint und der Winter ist vorbei und..." 

Ich hielt ihm den Mund zu: "Und, und, und. Und wir haben Hausarrest, Raban."

"Und Fußballverbot!", rief Joschka. 

"Ganz genau. Und deshalb ist alles aus. Was bringt uns das Wetter, wenn wir alle in unseren Zimmern sitzen müssen.", meldete sich Leon zu Wort.

"Spinnt ihr jetzt total? Wir haben Ferien! Wir können verhandeln. Wir...wir...wir haben Fabi!", rief Raban auf einmal.

Fabi sah ihn verwirrt an. Aber bei Leon machte es Klick: "Ja, genau! Raban hat Recht. Wenn uns einer aus dieser Situation befreien kann, dann Fabi. Marlon und ich kriegen Papa schon überzeugt und Juli, Jojo und Joschka überreden ihre Mutter und Fabi seine Mutter und dann....dann treffen wir uns bei Maxi."

Leon sprang auf: "Na, kommt schon. Worauf wartet ihr noch? Soll der Winter wieder anfangen, bevor wir Fußball spielen können?" 

Damit hatte er alle überzeugt. Alle bis auf Maxi, welchem die Panik nur ins Gesicht geschrieben war.

"Komm schon, Maxi. Wir kriegen das hin. Fabi holt dich da schon raus.", sagte ich zu meinem besten Freund.

Er antwortete mit einem leichten Nicken und einem halbherzigen Lächeln, denn Maxi - das müsst ihr wissen - redete nicht. Er redete nie. Maxi war ein Mann der Tat und seine Taten waren die härtesten Schüsse der Welt.

Nach einer kurzen Besprechung fuhren wir alle nach Hause. Nach Hause, wo unsere Mutter uns schon sehnsüchtig erwartete. 

"Okay, Juli, du redest.", sagte ich und schubste meinen Bruder nach vorne. 

Aber Juli fand das gar nicht so lustig: "Ich? Wieso ich? Wer hatte denn den Ball als Letztes?"

Ich gab ihm einen scharfen Blick: "Aber ich hab Mama nicht gefoult. Das war Joshi."

"Willst du Joschka mit ihr reden lassen? Dann sitzen wir drinnen bis wir 100 sind.", argumentierte Juli.

Joschka meckerte Juli an, während ich überlegte: "Okay, okay. Du hast Recht. Wir machen es alle zusammen. Quassel-Taktik. Vielleicht können wir sie so verwirren, dass sie ja sagt."

Juli fasste sich an die Mütze und nickte dann: "Ja. Das könnte funktionieren."

Im Haus stand Mama schon in der Küche und wartete auf uns: "Ihr seid spät dran. Hab ich nicht gesagt ihr sollt sofort nach Hause kommen?"

Juli stieß Joschka vor. 

"Hallo Mama.", sagte dieser fröhlich.

"Wir müssen dringend über was reden.", ergänzte Juli.

Ich kam dazu und sagte: "Aber nicht über das, was du denkst."

"Ach ja, und an was denke ich nicht?", fragte sie belustigt.

"Na, an die Ferien.", sagte Joschka.

Ich machte weiter: "Ja und den Sieg gegen den Winter." 

"Deswegen müssen wir auch sofort trainieren.", nickte Juli.

Ich setzte wieder an: "Genau. Und Fabi kümmert sich um Maxis Vater."

"Und dann geht es los.", freute sich Juli.

"Einen Moment mal. Wer hat gesagt, dass ihr trainieren dürft?", fragte sie mit verschränkten Armen.

"Ach, bitte Mama. Der Winter hielt schon viel zu lange an und jetzt ist er endlich vorbei. Das kannst du uns nicht antun.", sagte ich traurig.

"Die Anderen dürfen auch alle raus.", sagte Joschka.

Zum Glück konnten wir Mama letztendlich überzeugen und waren damit gesichert. Jetzt lag alles an Fabi...

Jojo Reik und die wilden FußballkerleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt