FÜNF

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Nachdem ich die Küche betreten habe, entdecke ich Kathi und Elena stillschweigend am Tisch sitzen. Schon jetzt kommt mir die Situation mehr als seltsam vor und mein Herz beginnt unweigerlich zu rasen. Panik steigt in mir auf. Ich weiß noch, wie sie mir gesagt hatten, dass meine Eltern gestorben waren. Es war exakt dieselbe Stille und auch wenn ich damals gerade mal drei war, kann ich mich noch erinnern, wie schlimm es war.

Es muss etwas schreckliches Passiert sein. Und das Gefühl, dass ich etwas damit zu tun habe, lässt mich einfach nicht los.

»Setz dich doch bitte zu uns Madelaine!«, bittet mich Elena mit ernstem Ton. Die Tatsache, dass sie mich bei meinem vollen Namen nennt, macht es nicht besser. Sofort tue ich was man mir sagt und nehme auf einem der Stühle Platz. Gerade möchte Elena das Wort ergreifen, doch ich komme ihr zu vor.

»Was stimmt nicht mit mir?«, frage ich mit bebender Stimme und versuche dabei die Tränen, welche immer mehr an die Oberfläche rücken, zu unterdrücken.

Kathi senkt den Kopf, um meinem Blick zu entweichen, also schaue ich Elena an. Diese scheint verzweifelt nach den richtigen Worten zu suchen. »Es stimmt alles mit dir Maddy, aber...«

»Aber was??«, zische ich und sofort tut mir der scharfe Ton leid.

»Du bist nun mal etwas anders, als die anderen Kinder auf deiner Schule.«

Ich schnaube. Danke, da wäre ich jetzt selber nicht drauf gekommen...

Also hatte ich von Anfang an Recht, ich bin verrückt und vermutlich werde ich in irgendeine Anstalt gebracht.

»Es ist dir vererbt worden! Kathi und ich haben diese Gabe auch.«, erklärt sie weiter.

Jetzt bin ich verwirrt. »Welche Gabe?«, frage ich.

Doch ehe Elena weitersprechen kann, ergreift Kathi plötzlich das Wort. »Wir sind Hexen, Maddy!«

Zuerst schaue ich die beiden abwechselnd an, doch dann kann ich mich nicht mehr halten und pruste los. Klar habe ich mir ein Buch aus der Bibliothek geholt und schon mit diesem Gedanken gespielt. Ernst habe ich es aber nicht wirklich gemeint.

Ich lache mir förmlich die Seele aus dem Leib und warte darauf, dass sich die beiden mir anschließen. Doch nichts dergleichen passiert, also versuche ich mich wieder zu beruhigen.

»Das war ein Witz oder?«, frage ich vorsichtig. »Ich meine, sowas wie Hexen und Magie gibt es doch gar nicht.«

Elena findet als erstes ihre Stimme wieder. »Ich weiß es hört sich echt verrückt an Maddy, aber ...«

»VERÜCKT?«, unterbreche ich sie. »Verrückt ist echt untertrieben! Ihr wollt mir allen Ernstes sagen, dass es das alles wirklich gibt, also Magie und sowas??«

Elena nickt vorsichtig und ich fasse mir an meine Stirn. Das darf doch alles nicht wahr sein. All die Jahre dachte ich, dass ich verrückt sei und nun? Nun wollen mir meine beiden Cousinen doch tatsächlich verklickern, dass ich eine Hexe bin.

Ich springe auf und wende mich ab.

»Maddy warte bitte, lass uns darüber reden.«, bittet mich Kathi.

Ich schnaube, zwinge mich aber dazu, mich noch einmal umzudrehen. »Findet ihr nicht, dass es zum Reden etwas zu spät ist?«

»Es war nur zu deinem Besten Madelaine.«, entgegnet mir Elena, mit einem strengen Blick.

Normaler weise würde ich mich jetzt ergeben, würde mich setzten und mir anhören was die beiden zu sagen haben, doch ich bin zu verletzt, zu sauer und zu stur, als dass ich auch nur daran denke ihnen weiter zu zuhören.

AVER - fire & iceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt