ZWEI

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Als ich am nächsten Morgen aus der Schule gehe und mir die frische Herbstluft in die Nase steigt, beschließe ich noch ins pétale de rose zu gehen, um mir einen Kaffee zu kaufen. Ich liebe dieses Café. Es ist der einzige Ort in ganz London, den ich vermissen würde, sollten wir hier wegziehen.

»Hey Maddy.«

Ich drehe mich um und entdecke Graham, der auf mich zugeeilt kommt. Er geht in meine Klasse und ist so ziemlich die einzige Person, die mich nicht für komplett irre hält. Hoffe ich zumindest...

»Hi Graham, was gibt's?«, frage ich. Schnell streiche ich mir meine Haare hinters Ohr.

Er kommt mit einem Grinsen vor mir zum Stehen. »Was machst du?«

Etwas überrascht von der Frage, muss ich ein paar Mal zwinkern. »Ich? Ähm ... ich wollte gerade ins pétale de rose gehen. Willst du mit?«

Hatte ich schon erwähnt, dass Grahams braune Locken und der vom Rugby durchtrainierte Körper mein Herz um mindestens zwei Oktaven höher schlagen lässt?

»Ja klar. Voll gerne.« Er grinst mich an und fast vergesse ich, warum wir eigentlich hier sind.

Schnell fange ich mich wieder und drehe mich um. »Cool dann komm.«

Im pétale de rose angekommen, öffnet Graham mir die Tür und wir treten in das Innere des Cafés. Es ist gemütlich eingerichtet. An der Außenwand entlang zieht sich eine Fensterfront über die ganze Seite. Davor stehen ein paar Tische, von denen aus man eine wunderbare Sicht auf die Tower Bridge hat. Ich komme gerne nach der Schule hierher, um zu lernen.

»Hallo Lillith.«, begrüße ich die Besitzerin des Cafés. Sie steht hinter der Theke und bereitet gerade einen Kaffee zu. Lillith helle Locken, die einen wunderbaren Kontrast zu ihrer dunklen Haut geben, hängen ihr dabei ins Gesicht.

Als sie aufsieht und mich erkennt, breitet sich ein Lächeln auf ihren Lippen aus. »Hallo Maddy meine Kleine. Wie geht es dir?«

»Gut und dir?«

»Auch. Wer ist denn deine Begleitung? Ist das dein Freund?«

Sofort werde ich rot. Oh mein Gott wie peinlich.

Graham, der immer noch neben mir steht, beginnt zu lachen. Er geht auf Lillith zu und reicht ihr die Hand. »Guten Tag, ich bin Graham, ein Schulfreund von Maddy.«

Lillith schüttelt Grahams Hand. »Da hast du dir aber einen netten Kerl ausgesucht Maddylein.« Sie grinst mich über Grahams Schulter hinweg an. Am liebsten würde ich im Erdboden versinken. Graham jedoch, dreht sich zu mir und strahlt mich an.

Gott, wo ist das nächste Loch in dem ich mich vergraben kann?

Lillith führt uns an einen kleinen Tisch am Fenster. Dann reicht sie uns die Karte. »Ich denke mal du möchtest einen Spezial-Cappuccino mit Zimt, Kleines?« Lillith Augen sind auf mich gerichtet! Lächelnd nicke ich ihr zu. »Und für Sie, junger Mann?« Nun richtet sie ihre Aufmerksamkeit an Graham und schaut ihn erwartungsvoll an.

»Ich hätte gerne einen schwarzen Tee«, beantwortet er ihre Frage. Lillith notiert sich die Bestellung und verschwindet dann in der Küche. Nun bin ich alleine mit ihm. Nervös knete ich meine Hände. »Das Café ist wunderschön Maddy«, bemerkt er.

Ich hebe daraufhin meinen Blick und schaue ihn an. »Findest du?«

Graham nickt. »Ja es ist so gemütlich.«

»Ja finde ich auch. Es freut mich sehr, dass es dir gefällt. Ich habe mich sofort verliebt, als ich hier zum ersten Mal war«, gestehe ich.

Genauso wie in dich. Doch das sage ich nicht laut, sonst würde er doch noch denken ich sei verrückt. Als ich mich dabei erwische, wie ich Graham einen ticken zu lange anstarre, werde ich rot. Also schaue ich schnell weg. Himmel! Madelaine Penelope Grey, reiße dich verdammt nochmal zusammen. Das ist nur ein Junge, kein dreiköpfiger Drache.

»Wie gefällt es dir auf unserer Schule Maddy?«

Ich überlege was ich sagen soll! Kann ich Graham überhaupt vertrauen? Immerhin kenne ich ihn kaum.

Also beschließe ich meine Antwort eher kurz zu halten. »Es ist noch etwas ungewohnt, aber bestimmt werde ich mich bald einleben«

»Lass dich nicht unterkriegen, aller Anfang ist schwer!« Wieder grinst er mich an. Ich lächle zurück.

Graham scheint es tatsächlich ernst zu meinen, also atme ich tief durch und beginne ihm über meine Cousinen, die vielen Umzüge und die Entscheidung von Elena, hier länger zu bleiben zu erzählen.

Graham hört mir zu, stellt an den richtigen Stellen Fragen und ich fühle mich in seiner Gegenwart immer wohler.

Nachdem es draußen beginnt zu dämmern, bezahlt Graham unsere Getränke und wir beschließen uns zu gehen.

Gemeinsam stehen wir draußen und warten auf die Bahn. »Es war heute wirklich schön, Graham. Danke dass du meine Getränke bezahlt hast, das hätte wirklich nicht sein müssen!«, bedanke ich mich bei ihm. Doch er winkt nur ab.

»Das macht man doch so beim ersten Date, oder nicht?«

Wie bitte?

Hat er gerade erstes Date gesagt?

Mein Herz beginnt wieder zu raßen und ich grinse ihn verlegen an. Zum Glück fährt in diesem Moment unsere Bahn ein und ich muss ihm nicht antworten.

Vielleicht ist es hier in London ja doch nicht soschlecht, wie ich anfangs dachte.

Hab ihr einen Lieblingsort?

Wenn euch das Kapitel gefallen hat, würde ich mich sehr über ein Vote freuen :)

AVER - fire & iceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt