DREI

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Triggerwarnung: Mobbing


Ich öffne die Türe unseres kleinen Hauses. Drinnen ist es stockfinster. Kathi und Elena sind also noch unterwegs.

Ich ziehe Jacke und Schuhe aus und verstaue beides im Schrank, bevor ich es nachher vergesse. Anschließend gehe ich hinunter in den Keller, um mir eine Pizza aus der Gefriertruhe zu holen.

Da ich es hasse, den dunklen Keller alleine zu betreten stehe ich vor der geöffneten Tür und kämpfe gegen die aufsteigende Panik in mir an. Ok Madelaine, es ist nur ein Keller. Dir kann nichts passieren. Ich atme tief durch, laufe hinunter, schnappe mir die Pizza und stürme mit rasendem Herzen nach oben.

Nachdem ich mich beruhigt habe, gehe ich in die Küche, um mir die Pizza warm zu machen. Ich lege sie auf die Ablage und beginne die Verpackung zu öffnen. Dabei denke ich an den wunderschönen Tag, den Graham und ich hatten. An sein Lächeln und seine wunderschönen grünen Augen. Wieder beginnt mein Herz zu rasen und ich beiße mir unweigerlich auf meine Lippen...

Da spüre ich plötzlich einen Luftzug hinter mir. Ich erschrecke und fahre herum, doch ich sehe nichts. Ok, bloß keine Panik, es ist alles gut.

Ich drehe mich zurück zur Pizza und schiebe diese in den Ofen. Wieder spüre ich den Luftzug hinter mir. Doch auch dieses Mal erkenne ich niemanden. »Wenn das ein Scherz sein soll, finde ich es nicht lustig!« Meine Stimme zittert ein wenig.

Wie schon erwartet antwortet mir keiner.

Gerade als ich mich wieder umdrehen möchte, fängt die Lampe an zu flackern. Ich starre sie an und schlucke. Langsam bekomme ich wirklich Panik. Ich ziehe vorsichtig die Schublade neben mir auf und ziehe ein Messer heraus. »Ok das ist wirklich nicht lustig.«, rufe ich in die Stille hinein.

Keiner antwortet.

Ok nicht durchdrehen Madelaine. Das ist bestimmt nur der Strom. Oder die Birne ist kaputt. Ja es ist bestimmt die Birne!

Auf einmal geht die Haustür auf und meine Cousinen kommen herrein. Ich erschrecke und lasse das Messer fallen. Mit einem lauten klirren fällt es zu Boden. Sofort hört die Lampe auf zu flackern und alles ist wieder normal.

»Hey Maddy, wir sind wieder da«, sagt Kathi während sie in die Küche kommt.

»Hi«, antworte ich ihr ohne den Blick von der Lampe zu lösen.

»Ist alles in Ordnung? Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen?!«, frägt Elena, die mittlerweile auch in der Küche gekommen ist.

Ich zwinge mich den Blick von der Lampe losreißen und schauen meine beiden Cousinen an. Ich setze ein künstliches Lächeln auf. »Es ist alles gut, ich dachte nur die Glühbirne ist kaputt!«, lüge ich.

Die beiden schauen erst mich und dann die Lampe an. Doch diese leuchtet, als wäre nie etwas passiert. Zweifel kommen in mir auf. Vielleicht habe ich mir das ganze nur eingebildet. Oder ich fange langsam wirklich an verrückt zu werden.

Fast fühlt sich das ganze wie Magie an.

Aber sowas wie Magie gibt es doch nur im Märchen. Oder?

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Am nächsten Morgen wache ich früher auf als sonst. Draußen ist es noch düster und der Mond erhellt mein Zimmer mit kaltem Licht. Ich schaue auf meinen Wecker und bin irritiert. Es ist gerade mal 05:00 Uhr, ich könnte also noch über eine Stunde schlafen.

Ich ziehe mir meine Decke bis unter die Nase und schließe nochmal meine Augen. Doch so sehr ich es auch versuche, ich schaffe es nicht noch einmal einzuschlafen. Ständig muss ich an den Vorfall von gestern denken und versuche mir einzureden, dass es nur ein Stromproblem war. Doch irgendwie lässt mich das Gefühl nicht los, dass es nicht so ist. Aber was sollte es sonst sein?

AVER - fire & iceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt