VIER

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Durch meinen Kopf kreisen Bilder.

So viele Bilder.

Der Vogel, die Eule, die Glühbirne, die Briefe, die ich nie lesen durfte als ich ein Kind war. Elena, Kathi, der Unfall meiner Eltern... Das kann doch alles kein Zufall sein...

Eines der Mädchen neben Stella fängt an zu kreischen. Doch sie selber hat es bis dato noch gar nicht bemerkt.

Kleine Flammen breiten sich auf ihrem Kopf aus und als Stella endlich versteht was los ist, fängt sie an, sich hysterisch auf den Kopf zu schlagen. »Macht, dass es aufhört«, kreischt sie. Ich starre sie an, wie in Trance.

Da rennt Graham zu den Toiletten. Zurück kommt er mit seiner aufgefüllten Wasserflasche. Er schüttet den kompletten Inhalt über Stella drüber. Sofort sind die Flammen weg und eine klitschnasse Stella steht regungslos da.

Ihr Blick wandert zu mir. Sie funkelt mich an. »Du!« Mit ihrem Finger zeigt sie auf mich. »Du warst das, du kleine Hexe!», kreischt sie. Alle Augen richten sich auf mich.

Mir wird übel. »Ich war das nicht!«, stottere ich.

»Das wirst du mir büßen Madelaine Grey, das verspreche ich dir« Mit diesen Worten dreht sie sich um und rennt zum Büro des Direktors. Die anderen Schüler schauen mich noch eine Weile irritiert an, doch dann verteilen sich langsam wieder. Was bleibt, ist der Schock, der noch immer tief in meinen Knochen sitzt.

War ich das?

Nein das kann doch nicht sein... ich wollte das nicht!

Immer mehr Zweifel drängen sich in mein Gedächtnis.

Ich bin eine Hexe.

Sie haben recht.

Graham rüttelt an meinen Schultern und holt mich so in die Realität zurück.

»Maddy, hey! Ist alles ok?«, frägt er mich sanft.

Ich schüttle den Kopf. Nichts ist ok.

Ich höre ein kleines Piepsen, ein Zeichen, dass es gleich eine Durchsage geben wird. »Miss Madelaine Grey bitte zum Büro des Direktors!«, erklingt die Stimme der Sekretärin. Mein Herz rutscht mir in die Hose.

»Soll ich mitkommen?«, frägt mich Graham sanft, doch ich schüttele meinen Kopf.

»Nein alles gut!« Diesen Kampf muss ich selber führen. Also drehe ich mich um und mache mich auf den Weg zum Büro von Direktor Griffin. Noch einmal schaue ich über die Schultern zu Graham. Dieser lächelt mich ermutigend an.

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Seit ungefähr fünfzehn Minuten sitze ich nun schon vor dem Büro des Direktors, als ich zwei, mir allzu bekannte Gestalten mit schnellen Schritten den Gang raufgehen sehe. »Maddy, was ist passiert, dein Direktor hat uns angerufen?!«, frägt mich Kathi, in deren Stimme ich Sorge erkenne.

Gerade als ich ihnen alles erklären möchte, geht die Tür zum Büro auf. »Mrs Wilson und ... Mrs Wilson, Mrs Grey, kommen Sie doch bitte zu mir rein«, fordert uns Direktor Griffin auf. Mein Körper beginnt zu zittern, so sehr fürchte ich mich, vor dem was mir bevorsteht.

Wir betreten den Raum und nehmen vor seinem Schreibtisch Platz.

»Es kam heute zu einem Vorfall, in dem Madelaine mit involviert war«, fängt der Direktor an zu sprechen. »Miss Stella Williams behauptet, dass Madelaine ihre Haare in Brand gesetzt hat!«, erklärt er weiter.

»Wie bitte?«, fragen Elena und Kathi gleichzeitig und schauen mich geschockt an.

»Habe ich nicht! Ihr müsst mir glauben!«, versuche ich mich zu verteidigen.

AVER - fire & iceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt