SIEBEN

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Ich öffne meine Augen und möchte sie am liebsten sofort wieder schließen. Beißende Helligkeit bringt meine Augen zum Stechen und eine Übelkeit macht sich in meinem Magen breit. Vorsichtig zwinkere ich ein paar Mal, um mich an das Licht zu gewöhnen und kann erkennen, dass wir uns in einer kleinen Gasse befinden.

Das muss die Winkelgasse sein, von der Kathi vorhin gesprochen hatte.

Die kleinen Backsteinhäschen sind so nah aneinandergereiht, dass es schier unmöglich ist, sich irgendwo dazwischen zu verstecken. Lediglich kleine Gassen, die links und rechts vereinzelt sichtbar sind, können genutzt werden um die Winkelgasse wieder zu verlassen.

»Wie ist das möglich?«, frage ich, mehr zu mir selbst, weil ich es einfach nicht begreifen kann, was gerade passiert ist.

»Wir sind appariert.«, erklärt Kathi, ich verstehe jedoch nur Bahnhof.

»Wir sind was?«, frage ich, doch Elena und Kathi sind bereits weiter gegangen und haben mich einfach stehen gelassen.

Schnell schnappe ich mit meinem Koffer, den ich bei der Landung scheinbar fallen gelassen haben und laufe den beiden hinterher.

»Wir müssen dir noch einige Sachen für die Schule kaufen.«, erklärt Elena, nachdem ich die beiden eingeholt habe. »Zuerst sollten wie uns um deine Bücher kümmern und im Anschluss um deinen Zauberstab!«, fügt sie noch hinzu.

»M-meinen Z-Zauberstab?«, frage ich, doch in dem Moment, wo die Frage meinen Mund verlassen hat, merke ich wie unnötig sie eigentlich ist. Ich bin eine Hexe natürlich brauche ich einen Zauberstab -ich Dummerchen...

Elena und Kathi schauen mich an, doch ich winke nur ab. »Schon gut.«

Wir kaufen mir Bücher, einen Kessel, einige Fläschchen und eine Feder, mit der ich ab sofort all meine Notizen aufschreiben kann. »Wie soll ich mir denn bitte etwas markieren, wenn ich gar keinen Textmarker habe.«, jammere ich. Elena und Kathi lachen mich daraufhin beide aus.

»Glaub mir, das wirst du nicht brauchen.«

Ich seufze und möchte gerade all meine Sachen in einer Tasche verstauen, als Kathi mir diese aus der Hand reist. »Warte!« Sie fasst in die Innentasche ihrer Jacke und zieht einen langen hölzernen Stab heraus.

Ich kann meinen Augen kaum trauen. »Ist das e-ein...?«

»Zauberstab!«, beendet Elena meinen Satz, als wäre es das Normalste auf der Welt, dass deine Cousinen zaubern können.

Ich kann es immer noch nicht glauben, dass sie mir das Jahrelang verschwiegen hatten.

Schnell schlucke ich meine Wut hinunter und beobachte Kathi dabei, wie sie mit ihrem Zauberstab über meine Tasche fährt und irgendwas auf Lateinisch murmelt.

Nachdem sie fertig ist, steckt sie ihren Stab wieder in die Innentasche und reicht mir die Tasche zurück.
Vorsichtig nehme ich sie.

»Ich habe sie mit einem Zauber belegt, der sie innen größer werden lässt, so kannst du alles Mögliche darin transportieren.«

»Ähm... Danke?!« Ich öffne die Tasche und verstaue darin, die gekauften Utensilien. Fasziniert merke ich, dass sich die Tasche dabei nicht füllt. »Wie ... wie ist das möglich?«, frage ich mehr mich selbst.

Kathi legt einen Arm um meine Schulter. »Du wärst begeisterst, wenn du wüsstest was alles möglich ist.«

Wir betreten gemeinsam einen ziemlich staubigen Laden. Hinter der Theke gegenüber vom Eingang sitzt ein älterer Mann mit grauen Haaren und einer Brille, durch die er uns anstarrt. Er mustert uns und keine Sekunde später weiten sich seine Augen. »Wenn das nicht die beiden Smith Schwerstern sind.«, ruft der Mann begeistert und springt auf.

AVER - fire & iceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt