SIEBZEHN

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Als wir Hand in Hand aus dem pétale de rose gehen, hat es bereits begonnen zu dämmern. Wir waren tatsächlich fast den ganzen Tag hier.
Dicke Schneeflocken fallen vom Himmel und ich ziehe meinen Mantel fest zusammen.
Graham greift an meinen Schal und bindet mir diesen fest um den Hals, dann nimmt er wieder meine Hand. Seine fühlt sich herrlich warm an und ein Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus.

»Hast du noch Lust, dass wir über den Weihnachtsmarkt gehen?«
Wie romantisch kann man bitte sein?
Sofort nicke ich. »Ich muss nur noch kurz Elena und Katie Bescheid geben.«
Ich lasse Grahams Hand los und hole mein Handy aus der Tasche. Es ist ziemlich ungewohnt es wieder zu benutzen.

Schnell tippe ich eine Nachricht an Katie und stecke es wieder weg.
»Es kann losgehen.«
Graham legt einen Arm um mich und zieht mich fest an sich.
Als wir den Weihnachtsmarkt erreichen, schießt mir sofort der Duft von gebrannten Mandeln, Punsch und Zuckerwatte in die Nase.
Die kleinen Häuschen sind mit Lichterketten geschmückt und auf den kleinen Tischchen davor stehen Kerzen.

Einige Menschen stehen herum, unterhalten sich und trinken Glühwein.
Irgendwie hat das Ganze einen total magischen Vipe.
Wie viele von ihnen wohl Zauberer oder Hexen sind? Es ist irgendwie ein unheimliches Gefühl, dass es schon immer so war. Dass wir schon immer mit der Zauberwelt zusammengelebt haben, ohne dass ich es wusste. Und nun bin ich tatsächlich ein Teil davon.
Wir gehen an einen der Stände und Graham bestellt uns Punsch.
Er reicht mir eine Tasse und wir stoßen an.
»Auf eine schöne Zeit zu zweit.«
Ich lächle. »Auf uns!«

+++++

Ich sitze vor unserem geschmückten Baum und lasse das Leuchten auf mich wirken. Schon als kleines Kind habe ich Weihnachten geliebt und den Tag schon Wochen zuvor herbeigesehnt.
Ich liebe den Tag nicht aufgrund der Geschenke, dem Essen oder dem Schmuck. Ich liebe ihn, weil es an diesem Tag einmal nur um die Familie geht und für diesen Augenblick alles gut zu seien scheint.

Als meine Eltern noch am Leben waren, haben sie Weihnachten zu etwas ganz Besonderem gemacht. Jedes Jahr merke ich, wie die Erinnerung daran immer mehr schwindet, und das macht mir eine Heidenangst.

Traurig fahre ich mit meinem Finger über das Foto in meiner Hand. Meine Mom, mein Dad und ich sind darauf abgebildet. Wir sitzen vor unserm Weihnachtsbaum. Dad grinst wie ein Honigkuchenpferd, ich sitze auf dem Schoß und halte eine Puppe in meiner Hand. Vermutlich hatte ich sie an dem Tag geschenkt bekommen. Mom sitzt neben uns und streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht. Auf ihren Lippen liegt ein sanftes Lächeln. Sie war wunderschön mit ihren blauen Augen und den blonden Haaren.
Es war unser letztes gemeinsames Weihnachten.

Ich spüre wie meine Nase zu kribbeln beginnt -ein Zeichen, dass ich gleich zu weinen beginne-.
Sanft legt sich eine Hand auf meine Schulter.
»Hey, ist alles gut?«, frägt Katie. Beim Klang ihrer Stimme, weiß ich sofort, dass der Tag auch für sie hart ist.

Nicht nur ich habe meine Eltern verloren. Auch die beiden sind schon so lange Weisen.
Ich nicke und stecke das Foto weg. »Ja, ich habe nur gerade an Mom und Dad gedacht.«
»Das tun wir alle, Liebling.« Sie streicht mir eine Strähne auf die Seite. »Deine Mom wäre so unfassbar stolz auf dich, weist du.«
»Wirklich?«

Katie nickt. »Ja, mehr als du dir vorstellen kannst. Und jetzt komm ich habe eine Überraschung für dich.«
Katie zieht mich nach oben.
»Eine Überraschung? Und was?«
Katie lacht. »Stell dir vor, Teil einer Überraschung ist es, dass man im Vorfeld nicht weiß was es ist!«

Ich verdrehe die Augen und gemeinsam gehen wir in die Küche, wo bereits der Tisch gedeckt ist. Aber warum sind es fünf Teller?
Ich drehe mich zu Katie und will sie gerade fragen was hier los ist, als es an der Tür Klingelt.
»Du solltest aufmachen Süße, ich denke das ist deine Überraschung.«
Ich quieke vor Aufregung und stürme zur Tür.
Wer kann das nur sein?

AVER - fire & iceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt