| 15 | Der gemeinsame Abend ✅

477 25 0
                                    

kayleen

Seit zwei Stunden war Dante bereits hier, wobei er mit Fragen bombardiert wurde und nun saßen wir zu viert mit meiner Mutter, meinem Vater, Dante und mir im Wohnzimmer. Ich schaute belustigt dabei zu, wie er auf alle Fragen eine klare Antwort gab und sein Lächeln nicht verlor. Respekt. An seiner Stelle wäre ich bereits vor Überforderung auf den Boden gefallen und nie wieder aufgestanden.

"Was machen deine Brüder denn zurzeit?", hörte ich meine Mutter fragen, die ihm einen Keks in die Hand drückte. Niemand konnte sich meiner Mutter widersetzen, wenn es um Essen ging. Dies schien auch Dante gelernt zu haben, denn er aß brav den Keks auf. "Hunter geht mit mir in dieselbe Schule, Damen studiert gerade und Alec hat die Firma meines Vaters übernommen."

Ich hatte bereits all seine Brüder gesehen, außer Alec. Er war wohl sehr mit der Firma beschäftigt. "Und Damen kümmert sich um dich und Hunter?" Auf die Frage meiner Mutter nickte er.

"Er ist der Einzige, der gut kochen kann und da er erst um zwölf in die Uni muss, kocht er währenddessen und an Wochenenden übernimmt Alec das Kochen.", erzählte er und schielte zu meinem Dad, der ihn bloß still beobachtete und bis jetzt kam geredet hatte.

"Oh, Damen muss wohl sehr gestresst sein.", murmelte Mom nachdenklich, doch Dante winkte ab. "Nicht wirklich. Er ist eine ruhige und organisierte Person, bei ihm ist alles durchgeplant und perfekt durchdacht. Wir hätten uns auch eine Köchin holen können, aber dagegen hatte er sich strikt geweigert."

Verstehend nickte meine Mutter. "Und wie ist es so? Fühlst du dich denn nicht einsam?" Mit einem kurzen Blick auf mich schüttelte er den Kopf und seine Mundwinkel zuckten hoch. "Nicht mehr."

Wie als würde ich einen Film schauen stopfte ich meinen Mund mit Popcorn voll und meine Augen wanderten von meiner Mutter zu Dante. "Du scheinst ein sehr lieber Junge zu sein, Dante. Pass gut auf meine Tochter auf." Protestierend zog ich die Luft ein. Ich konnte selber auf mich aufpassen!

"Das wird sie nicht nötig haben, aber ich gebe mein Bestes." Triumphierend lächelte ich und unsere Blicke trafen sich. Seit er hier war hatte er noch kein einziges Mal irgendwie nervös oder gar aufgeregt ausgesehen. Er wirkte so unbeschwert und glücklich. Wie als wäre er hier Zuhause.

Vielleicht erinnerte ihn das an seine Eltern. Oh man, daran hatte ich gar nicht gedacht. "Dante.", sprach Dad auf einmal und erhob sich. Dieser hielt seinen Blick stand und wartete geduldig darauf, dass mein Vater etwas sagte. Sein strenger Blick entging uns allen nicht. "Richard-"

"Ich zähle auf dich, verbock es nicht.", sagte Dad und auf seinen Lippen bildete sich ein ehrliches Lächeln. Er klopfte Dante auf die Schulter und dieser erwiderte sein Lächeln. "Keine Sorge, Kayleen ist bei mir sicher."

Nach dem Satz schaute er zu mir und ich unterdrückte das Verlangen, seine Grübchen anzufassen. "Oh ja, das bin ich.", summte ich zustimmend und warf ein Popcorn in die Luft, um es mit dem Mund aufzufangen. Nennt mich Profi.

Dieser Abend war wie ein Familienabend, so unbeschwert und ruhig. Ich kicherte, als ich Dante einen Popcorn zuwarf, der auf seiner Wange landete und er mir einen verdatterten Blick schenkte. Zu meiner Überraschung griff er in die Schüssel und schoss es in die Luft. Mit Leichtigkeit fing er es auf und schaute grinsend zu mir. Oh, das bedeutete Krieg.

Nachdem wir das fünf Minuten machten, fiel mir ein Popcorn auf die Wange. Schmollend sah der Blauäugige zu mir und wollte mir seinen Gewinn anscheinend nicht an die Nase reiben. Das hätte ich andersrum aber gemacht. Er rückte näher zu mir und legte seinen Arm um meine Schulter.

Natürlich fiel das meiner Mom auch auf und sie schenkte mir ein wissendes Schmunzeln. "Du bist stets eingeladen, Kindchen. Kayleen freut sich bestimmt über deine Gesellschaft." Dieser schaute mich mit einem selbstsicheren Grinsen an. "Wie viel Geld hast du ihr gegeben, damit sie das sagt?"

Ein raues Auflachen verließ seine Kehle. "Ruhe, kleines Kind.", ermahnte er mich gespielt böse und piekste in meine Seite. Ich hielt seine Hand fest und schaute ihn finster an. "Tz, wen nennst du hier kleines Kind? Du hängst wie ein Baby an mir.", zog ich ihn auf, was ihn zum Schmunzeln brachte.

"Und du hängst an meinem Geld.", konterte er, was mich empört nach Luft schnappen ließ. "Nein, natürlich nicht! Ich hänge an der Vogelspinne deines Bruders!" Dies brachte ihn zum Lachen, was meine Mundwinkel hochzucken ließ.

"Wow, das tat weh. Bin ich so leicht ersetzbar?" Ich knuffte ihm in die Wange und schob meine Unterlippe hervor. "Natürlich bist du das. Du bist nicht so cool wie eine Vogelspinne." Gespielt beleidigt entfernte er meine Hand von seiner Wange und schaute bockig weg. "Ich bin viel cooler als eine dämliche Vogelspinne."

Damn right, das war er wirklich. "Dante, möchtest du denn nicht heute hierbleiben? Es ist schon spät und wir würden uns alle freuen, wenn du bei uns übernachten könntest, falls das natürlich bei dir geht."

Ich wusste bereits, dass er immer Zeit hatte, weil er so gut wie immer alleine und unbeschäftigt war. Seine Augen wanderten zu mir, warteten auf eine Reaktion meinerseits. Mit einem Grinsen zwinkerte ich ihm zu, was seine Mundwinkel hob.

"Wenn es euch nichts ausmacht-" "Natürlich nicht! Fühl dich wie Zuhause, Schätzchen." In Dantes Blick änderte sich etwas. Er sah so aus, als hätte er diese Worte lange nicht mehr gehört. Meine Mutter und er würden eine starke Bindung aufbauen, das wusste ich direkt. Ich wusste zwar nicht, was mit seinen Eltern passiert war, doch die Liebe meiner Mutter ließ ihn sanft werden. Sanfter als sonst.

Er lächelte und ich konnte sogar die Freude in seinen Augen aufblitzen sehen. Oh ja, er mochte es ja nicht alleine zu sein. Mich mit ihm anzufreunden zu wollen war eine absolut perfekte Entscheidung gewesen. "Komm, ich gebe dir etwas zum Anziehen."

Enthusiastisch zog Mom Dante auf die Beine und zog ihn hinter sich her. Er genoss es in vollen Zügen. Was war bloß passiert, dass so eine liebenswerte Person wie Dante innerlich am Leiden war? "Er hat keine Eltern, hm?", hakte Dad leise nach und sein Blick glitt zu mir.

Ihm war es also auch aufgefallen. "Er spricht nicht darüber, aber es muss wohl hart für ihn und seine Brüder gewesen sein.", sagte ich bloß und seufzte. Mom kam zurück ins Wohnzimmer und grinste breit.

"So ein Schatz!", schwärmte sie glücklich und ließ sich neben mir nieder. "Wo wird er schlafen?", kam es sofort aus meinem Vater, der mich streng musterte. "Auf dem Sofa in Kayleens Zimmer."

Bevor er etwas einwenden konnte, kam sie ihn zuvor. "Richard.", warnte sie ihn, woraufhin er bloß laut ausatmete und schwieg. Ich stand auf und lief nach oben in mein Zimmer. Dante war wahrscheinlich im Badezimmer und zog sich um.

Gerade als ich mich auf mein Bett setzte, kam er herein. Die alte Jogginghose meines Vaters passte ihm perfekt und das schwarze Shirt war etwas enganliegend, doch dadurch konnte man seine Muskeln eindeutig sehen. Mhm.

"Deine Eltern sind echt nett.", murmelte er, während er sich neben mich legte und die Augen schloss. "Wirklich?" Er nickte. "Ich hätte gedacht, dass dein Vater mich nicht mag, aber anscheinend akzeptiert er mich und deine Mutter liebt mich mehr als dich."

Ich schmunzelte bloß. "Das kann ich ihr nicht übel nehmen. Du bist einfach viel zu knuffig." Ich tippte ihn auf die Nasenspitze und meine Mundwinkel zuckten hoch. Anders als bei vielen Typen, störte es ihn nicht, dass ich ihn süß oder knuffig nannte. Er lächelte bloß und sagte nichts dazu, weil es ihm gefiel.

Das Wort Teddybär wurde für ihn erschaffen, denn das war er. Ein großer, kuscheliger Teddybär.

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Before I Met YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt