| 8 | Übernachtung? ✅

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kayleen

"Ich kann nicht mehr!", keuchte ich erschöpft und legte das Skateboard auf den Boden. Dante schielte belustigt zu mir rüber und stellte seins ebenfalls auf den Boden. Seit wann war Skateboardfahren so anstrengend?

Zugegeben, diese Skaterhalle war mehr als nur cool. Es war wie eine riesige Sporthalle voller Rampen, Stangen und Hindernissen. Und Dante fuhr, als wären das nur kleine Steine unter seinen Füßen. 

"Gut, dann lass uns einen Film schauen.", entschied er schulterzuckend und wir beide brachten die Boards in eine kleine Kammer, wo unzählige Skateboards auf Regalen hingen.

Er hatte mehr von diesen Teilen als fünfzig Leute insgesamt. "Die meisten davon habe ich geschenkt bekommen.", erzählte der Braunkopf nebensächlich, da er anscheinend meinen Blick bemerkt hatte. 

Schweigend verließen wir die Halle und gingen durch einen langen Flur, der in zwei Richtungen führte. Orientierungslos folgte ich Dante, der unbeeindruckt nach links bog.

"Wir gehen kurz in mein Zimmer.", informierte er mich schmunzelnd und stieg die Treppen hinauf. Oh Mann, Dante musste sich wohl wirklich sehr einsam in solch einem großen Haus fühlen. 

Leise summend trat ich in sein Zimmer und band meine Haare in einen unordentlichen Zopf, während Mr. Reich hinter einer Tür verschwand. Da ich ihm nicht wie eine Zecke an der Haut kleben wollte schaute ich mich etwas um.

Auf einer Kommode neben der Tür lag eine silberne Kette, ein Armband mit einer Sonnenblume als Anhänger und noch zwei Ringe. Fasziniert betrachtete ich das silberne Armband, welches ein geflochtenes Muster hatte und meine Finger strichen zart über den kleinen Anhänger. Das Armband war wunderschön.

"Das gehörte meiner Mutter. Sie hat es mir geschenkt.", hörte ich Dante hinter mir sagen und ich drehte mich langsam zu ihm. Seine Augenbrauen waren zusammengezogen, sein Blick klebte an dem Armband. 

"Hier." Er reichte mir ein schwarzes Shirt und dazu eine graue Jogginghose, als ich das Armband wieder weglegte. Ich hob eine Braue. "Ist das eine indirekte Einladung zu einer Übernachtung?", fragte ich mit einem breiten Grinsen.

Vielleicht meldete sich mein Instinkt irgendwann, um mir zu sagen, dass ich nicht bei einem halbfremden Typen schlafen sollte. Schnell verwarf ich den Gedanken und richtete meine Augen wieder auf Dante."Kommt drauf an ob du eine Diebin bist."

Nachdenklich legte ich den Kopf schief. "Das einzige, was ich jemals geklaut habe war Jupiters Wimperntusche und davon weiß sie immernoch nichts.", gestand ich und erinnerte mich an mein dreizehnjähriges Ich, welches neidisch auf ihre beste Freundin war und auch so tolle Wimpern wie sie haben wollte. 

"Gut, dann hättest du vielleicht Lust hier zu übernachten?", schmunzelte er amüsiert und erhielt ein Nicken meinerseits. "Klar, ich wollte schon immer sehen wie ein Schnösel lebt." Augenverdrehend drehte sich Dante um und zog sich sein Shirt aus. Überfordert blickte ich auf seinen breiten Rücken.

"Willst du dich umziehen gehen oder weiter starren?" Ich löste mich aus meiner Starre und verließ schweigend das Zimmer. Wo war hier bitte ein Badezimmer? Wieso gab es keine Schilder auf den Türen, damit man irgendwie eine Ahnung hatte wo man gerade war.

"Okay Kayleen, du schaffst das. Es kann doch nicht so schwer sein ein Badezimmer zu finden.", ermutigte ich mich selbst und stolzierte entschlossen durch den Flur. "Schrei einfach ganz laut, falls du dich verirrst!", rief mir Dante noch zu, was mir zugegeben sehr gelegen kam.

"Komm her und hilf mir, ich kann nicht durch Türen sehen!", sagte ich in derselben Lautstärke und öffnete eine beliebige Tür. Oh. "Vergiss, was ich gesagt habe!", fügte ich schnell hinzu und schloss die Tür des Badezimmers. Ha, ich hatte es geschafft! Da hast du's Mom, ich kann auch alleine einen Raum finden! 

Bevor ich mich umzog rief ich meine Mutter an und sagte ihr, dass ich bei Jupiter übernachtete. Wenn ich ihr erzählen würde, dass ich bei Dante schlief, dann würde sie mich am nächsten Morgen ausquetschen und mich zwingen ihn zum Essen einzuladen, damit sie ihn kennenlernen konnte.

Als dies auch erledigt war zog ich mich eilig um und rollte den Bund der Jogginghose runter, sodass es besser aussah und ich nicht stolpern konnte. Das Shirt kam mir bis zu den Oberschenkeln und die Ärmel endeten bei mir unter den Ellbogen. Gerade als ich die Tür aufsperren wollte vibrierte mein Handy.

"Wir haben eine neue Mission, Kayley.", drang Jupiters Stimme durch den Hörer und es raschelte kurz. Wahrscheinlich hatte sie einen vollkommen organisierten Plan, der im Endeffekt nicht klappen würde. 

"Ich habe heute keine Zeit, ich lasse mir von einem Halbfremden die Kehle im Schlaf aufschlitzen.", meinte ich mit entschuldigender Stimme und hörte sie nach Luft schnappen. "Du bist bei dem Typen?!" Ich bejahte es. "Sein Name ist Dante."

"Und wann wolltest du mir davon erzählen?" Nach fünf Minuten, in denen ich meiner besten Freundin erklären musste, wie und warum ich bei Dante war klopfte es leise an der Tür. "Psht!", flüsterte ich an Jupiter gerichtet, die augenblicklich verstummte.

"Lebst du noch? Falls ja, dann komm die Treppen runter. Ich habe Kekse gefunden." Nach diesen Worten entfernten sich seine Schritte. "Ich erzähl dir morgen alles." Ich legte mein Handy beiseite und trat aus dem Bad. Meine Kleidung legte ich schön gefaltet auf Dantes Schreibtisch und lief dann mit meinem Handy in der Hosentasche hinunter.

Zum Glück war die Küche nicht so schwer zu finden. "Ich hoffe dir gefallen Schokokekse." Schulterzuckend drückte er mir eine Packung der Kekse in die Hände und seine Hand legte sich auf meinen Rücken, um mich sanft nach vorne zu schieben.

Ich ließ mich von ihm durch das Wohnzimmer führen, wo wir dann nach rechts abbogen und dann durch die dritte Tür in einem schmalen Gang gingen. Mir fiel fast die Kinnlade zu Boden, als ich den Raum musterte. "Oh mein Gott, wie cool!", kreischte ich aufgeregt und rannte wie ein kleines Kind zum riesengroßen Bildschirm, der noch schwarz war.

Davor standen gefühlt zwanzig bequem aussehende Einzelsofas in Vierer-Reihen hintereinander aufgestellt. Auf eins dieser Sofas passten vier Leute, da es sehr breit war. An den Lehnen waren Getränkehalter und noch dazu gab es ein ganzes Buffet. Eine Popcornmaschine, Nachos, Chips, verdammt, es gab sogar eine Eiscrememaschine!

"Wow.", staunte ich und sah zu Dante, der mich mit einem schiefen Grinsen musterte. "Ich habe meinen ältesten Bruder letztes Jahr dazu überreden können." Während wir uns am Buffet bedienten konnte ich nicht aufhören zu grinsen. Das hier war das, was ich mir unter Himmel vorstellte. 

"Gibt es einen bestimmten Film, den du anschauen willst?" Ich grübelte. In Gedanken versunken setzte ich mich in die erste Reihe auf den zweiten Platz. Dante tat es mir nach und blickte prüfend zu mir, um indirekt zu fragen, ob es okay war, dass wir beide gemeinsam auf einem Sofa saßen.

Ich nickte schmunzelnd. "Wehe du jammerst wegen dem Film." Misstrauisch runzelte er die Stirn. "Du wirst es lieben."

Die Wahrscheinlichkeit, dass er Barbie - die Prinzessin und das Dorfmädchen mögen würde lag bei nicht einmal einem Prozent. Einen Versuch war es trotzdem wert.

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Before I Met YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt