kayleen
Ich hatte vieles erwartet. Bloß nicht, dass ich einen betrunkenen Dante in einem Wald suchen musste. Wo zur Hölle steckte er? Und warum reagierte er nicht auf meine Anrufe?
Die Sprachnachricht, die er mir geschickt hatte, bestand nur daraus, dass er irgendwelche Worte vor sich hinnuschelte und irgendetwas über einen Wald erzählte, der in der Nähe von seinem Zuhause war.
Und nun rannte ich wie eine Bekloppte mit einer Stoßstange und Taschenlampe alleine um Mitternacht durch den Wald. Ich dachte, Dante trank nichts. Fest umfasste ich die Stange und gab keinen Mucks von mir.
Hysterisch schrie ich auf, als es im Gebüsch raschelte. Ohne zu zögern hielt ich meine Stange kampfbereit, doch aus dem Busch kam nur ein einsamer Hase heraus, der an mir vorbeihopste.
Ich fasste mir an die Stirn und atmete erleichtert aus. Glück gehabt. Es war immernoch kein einziges Lebenszeichen von Dante zu hören oder sehen.
Ich lehnte mich an einen Baum und schaute nachdenklich auf den Boden, als mir etwas auffiel. Ein Handy lag auf dem Boden vor mir. Ich hob es auf und musterte es prüfend. Das war Dantes Handy.
Gerade als ich mich weiter auf die Suche machen wollte, hörte ich ein Geräusch über mir. Erschrocken blickte ich nach oben. What the fuck? "Dante?!"
Dieser Vollidiot lag quer auf einem niedrigen Ast und seine Arme und Beine baumelten in der Luft herum. Er kniff die Augen zu, da die Taschenlampe ihn blendete und zeigte mir bloß das Peacezeichen mit seiner Hand.
"Oh, Kayleen. Ich habe mein Handy fallen lassen.", murmelte er rau und legte seinen Kopf auf den Ast. "Dante, ich bringe dich jetzt nach Hause, okay?" Er gähnte müde.
"Das geht nicht." Ich war so kurz davor, ihm eine mit meiner Stoßstange zu verpassen. So kurz. "Es ist Mitternacht und außerdem arschkalt. Ich habe mir verdammte Sorgen gemacht und jetzt willst du nicht mitkommen?"
Er summte unsicher und streckte sich ausgiebig. "Ich will nach Hause. Ich komme aber nicht runter." Baff starrte ich ihn an und blinzelte überfordert. Der Ast war nicht hoch, er kam mir bis zu den Schultern.
Für einen Riesen wie Dante sollte das Absteigen kein Problem sein. Ich legte meine Stange auf den Boden und ging einen Schritt nach vorne. "Du wirst mich runterschubsen, habe ich recht?", fragte er erschöpft und öffnete die Augen.
"Natürlich werde ich das tun." Dann fiel er auch schon mit dem Rücken auf den Boden und ächzte leicht auf. "Ich sterbe.", jammerte er und schloss gequält die Augen.
"Du bist so fies, Kayleen.", schmollte er und setzte sich langsam auf. Seufzend half ich ihm hoch und stützte ihn ab. Die Stoßstange legte ich in Dantes freie Hand und hielt die Taschenlampe vor uns, sodass wir nicht in der Dunkelheit verloren waren.
"Wieso hast du getrunken, Dante?" Fragend schaute er zu mir und legte den Kopf schief. "Hm? Ich habe nicht getrunken." Verwirrt vom jeweils anderen starrten wir einander an. Er hatte nicht getrunken?
"Ich habe gelernt und wollte mir eine Schlaftablette holen, aber irgendwie habe ich die falsche genommen. So eine Entspanntablette." Oh man, das hörte sich wirklich nach ihm an.
"Und wieso muss ich dich dann abstützen?" "Ich bin so müde, Kayleen. Mein Körper schmerzt und außerdem ist mir kalt. Kalt, kalt, kalt, kalt.", brummte er in einem leidenden Ton und lehnte seinen Kopf an meinen.
"Ich mache dir einen Tee und dann gehst du schön ins Bett und schläfst erstmal, einverstanden?" Eifrig nickte er und stolperte fast an einem Stein, doch ich bewahrte ihn davor, mit dem Gesicht auf den Boden zu fallen.
"Kayleen, du hast mich gerettet.", nuschelte er und verbeugte sich, woraufhin ich ihm einen Klaps gegen den Hinterkopf verpasste.
Nachdem wir noch weitere fünf Minuten durch den Wald gingen und Dante irgendwelche Sachen sagte, die keinen Sinn ergaben, kamen wir endlich bei dem riesigen Haus an.
Seinen Schlüssel hatte er auch vergessen, weswegen ich wohl oder übel klingeln musste. Ein kaum erschöpfter Damen öffnete mit einem Kaffee in der Hand die Tür und wusste sofort, was los war.
Kopfschüttelnd half er seinem Bruder ins Wohnzimmer und legte ihn auf das Sofa. "Du kannst lernen gehen, Damen. Ich schaffe das schon alleine.", sagte ich entschlossen und ging in die Küche, um einen Tee zu machen.
Damen folgte mir still und zögerte. "Mach dir keine Sorgen, ich habe alles unter Kontrolle." Immernoch skeptisch nickte er, doch er verließ den Raum und überließ die Situation mir.
"Kayleen, komm zurück.", hörte ich Dante vom Wohnzimmer jammern, doch ich bereitete seinen Tee vor und legte die Tasse auf den kleinen Wohnzimmertisch.
"Schläfst du bei mir in meinem Bett?" Ich zuckte mit den Schultern. "Ich will aber, dass du bei mir schläfst. Du bist so warm und kuschelig." Schmunzelnd reichte ich ihm seinen Tee und natürlich verbrannte sich der Vollkoffer.
"Schlafen, schlafen, schlafen.", redete er mit sich selbst und schloss die Augen, während er vorsichtig am Tee nippte. Nach zehn weiteren Minuten, in denen er es schaffte den Tee zu trinken, gingen wir gemeinsam hinauf in sein Zimmer und hauten uns beide in der Dunkelheit die Köpfe an der Tür an.
"Hat es wehgetan?", flüsterte er leise und rieb sanft meine Stirn. Wie ein Baby nahm er mein Gesicht in seine Hände und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
Mit großen Augen beobachtete ich ihn in der Dunkelheit und genoss seine warmen Hände auf meinen Wangen.
Wir traten ins Zimmer und suchten orientierungslos nach dem Bett. Als wir dann auf dem Bett lagen, atmete Dante entspannt aus und grummelte.
Ohne Warnung ließ er sich auf mich plumpsen und summte zufrieden. Ich strich ihm über den Rücken und ließ zu, dass er mir mit seinem Gewicht die Luft abschnürte.
Meine Fingernägel strichen über seinen Rücken, als er plötzlich nach meinen Händen griff und sie aufs Bett drückte. "Mach das nicht.", raunte er mit rauer Stimme.
"Hm? Wieso?" Er ließ meine Hände los und machte es sich wieder gemütlich. "Es turnt mich an.", nuschelte er und versteckte sein Gesicht mit seinen Händen.
Ich hatte noch nie erlebt, wie Dante sich über etwas schämte. Er rollte sich von mir weg und presste sein Gesicht in das Kissen. Leise lachend beobachtete ich ihn und kuschelte mich an seinen Rücken.
Warte mal, wieso hatte diese Familie Entspanntabletten, die jemanden fast schon high machten?
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Before I Met You
Romance"she's like a sunflower and he's like the sun. Whenever he touches her, she blooms." ° ° ° ° "Wir brechen bei dir Zuhause ein?", hakte ich verwirrt nach, doch Dante schaute sich suchend um. "Wir brechen nicht ein. Ich habe bloß meinen Schlüssel ver...