| 3 | Dunkelheit ✅

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kayleen

Vier Stunden später war es stockdunkel und Jupiter war nirgends zu entdecken. Außerdem war ich wirklich müde und wollte nun endlich gehen. Es war vollkommen überfüllt und der Garten roch nach Alkohol und Schweiß. Nicht gerade der angenehmste Duft. Müde schleppte ich mich durch den Garten und stellte fest, dass Jupiter nicht mehr hier war.

Sie war weg und nahm auch nicht ihre Anrufe entgegen. War ihr etwas passiert? Meine Müdigkeit verflog augenblicklich und ich suchte erneut jede einzelne Ecke nach ihr. Wo war sie bloß? Vielleicht war sie Zuhause und ladete gerade ihr Handy auf, um mir zu sagen, dass sie bereits weg war. Diese Ungewissheit brachte mich noch um den Verstand.

Seufzend rieb ich mir meine Augen und wich einem betrunkenen Typen aus, der auf den Boden fiel. Well, fuck. Wäre ich eine schlechte Person, wenn ich einfach weggehen würde? Schließlich packte mich mein Mitleid und ich kniete mich zu ihm nieder.

"Alles klar?", fragte ich und stupste ihn an der Schulter an. Er brummte als Antwort. Gut, er war nicht tot. Ich wollte mich gerade erheben, als er mir eine Antwort gab. "Abgesehen von den Kopf- und Gliederschmerzen geht es mir prima."

Ich klopfte dem Fremden auf die Schulter und stand auf. "Wenn das so ist, dann viel Spaß noch." Mit diesen Worten drehte ich mich um und rannte direkt in eine harte Brust hinein. Erleichtert atmete ich aus, als ich Dante sah, der sogar diesmal ein Shirt trug.

"Komm, ich begleite dich nach Hause. Deine Freundin habe ich eben nach Hause getragen, also mach dir keine Sorgen um sie." Ich liebte diesen Kerl! Dankbar lächelte ich ihn an und nickte leicht. Er war mir wirklich sympathisch geworden in diesen zwei Tagen.

"Sag mir nicht, dass ich dich auch tragen muss.", scherzte er mit einem Schmunzeln, doch ich schüttelte den Kopf, während wir aus dem Garten gingen und zur dunklen Straße liefen. "Du könntest ein Mörder sein und mich in eine Falle locken.", murmelte ich, aber ich lehnte mich an seine warme Brust und spürte seinen Arm um meiner Schulter.

"Glaub mir, als Mörder würde ich mir nicht die Mühe machen dich zwei Tage lang zu jagen. Das wäre mehr als nur anstrengend und ich bezeichne mich eher als ein Energiesparer."

"Gut zu wissen.", kommentierte ich schmunzelnd und drehte mein Gesicht dann zu ihm. "Wenn du willst, kann ich dich zum Haus deiner besten Freundin begleiten, dann musst du mir nicht deine Adresse nennen.", schlug er fragend vor und ich hob meine Daumen als Zustimmung.

"Geht es Jupiter gut?", wollte ich etwas besorgt wissen und seine Mundwinkel zuckten hoch. "Ihr geht es gut, sie war bloß müde und hat nach dir gesucht. Ich habe ihr versichert, dass ich dich nach Hause führen würde, nachdem ich sie zu ihrer Haustür bringe.", erklärte er und lächelte mich leicht an.

"Danke." Eine angenehme Stille kehrte ein, während wir durch die kühle Dunkelheit liefen. Entweder mir wurde gerade ein bester Freund vom Himmel geschenkt oder er war Serienkiller. Beides würde mich zufriedenstellen. Ob nun mit einem neuen Freund oder tot. "Ist dein Bruder noch auf der Party?" Mit gerunzelter Stirn blickte er geradeaus. "Wahrscheinlich schon. Ihm gefallen diese lauten Orte." "Dir nicht?"

"Ich mag ruhige Orte, Partys und all der andere Kram sind ziemlich nervenauftreibend. Ich lerne lieber verrückte Mädchen auf der Toilette kennen." Ich gab ihm einen leichten Hieb gegen die Brust. "Ich hoffe, du hast keine anderen Leute dort kennengelernt. Sonst gibt es Prügel." Dante warf mir einen gespielt empörte Blick zu. "Als würde ich das jemals tun." Seine Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln.

Abrupt blieb ich stehen. Dante schaute stirnrunzelnd zu mir. "Würdest du dein Leben für mich riskieren?", wollte ich ruhig wissen und schien ihn noch verwirrter zu machen. "Äh, was?"antwortete er schulterzuckend und ich nickte einfach, sah das als ein Ja. "Gut, denn es kommen gerade drei betrunkenen Typen her."

Nach diesen Worten versteckte ich mich hinter seinem Rücken und hörte Dante lachen. "Lach nicht!", flüsterte ich fassungslos und schlug ihm auf den Rücken.

Ich wagte es einen Blick auf die drei Typen zu werfen, die allerdings bloß an uns vorbeigingen und mich nicht ermordeten. Erleichtert atmete ich aus. "Puh, ich dachte schon, dass ich so jung sterbe."

Wie als wäre nichts passiert setzte ich meinen Weg fort und summte leise eine Melodie. "Ganz schön egoistisch von dir mich eher ermorden zu lassen als dich selbst."

Selbstlosigkeit war noch nie wirklich mein Ding. "Ich würde dich beerdigen, falls dich das glücklich machen würde." Dante verdrehte amüsiert seine Augen. "Ich spende eine meiner Nieren, um dir ein tolles Grabstein zu kaufen."

Gespielt gerührt wischte er sich seine imaginären Tränen ab. "Wie einfühlsam von dir. Das wird meiner Leiche bestimmt gefallen." Stolz nickte ich.

"Äh Dante, wo zur Hölle sind wir?" Wir beide schauten uns um, aber nirgends war das allzu bekannte Haus meiner besten Freundin zu sehen. Hier waren auch keine Wege, an die ich mich erinnern konnte. Wieso musste ich auch das Gedächtnis eines Goldfisches haben?

"Keine Ahnung, ich bin bloß dir gefolgt.", murmelte er total entspannt und ging weiter über die Straße. "Ich dachte, du achtest darauf wohin wir gehen. Na toll, wir werden sterben. Ich wollte noch so vieles tun. Wie zum Beispiel mir ein Trampolin holen oder eine Katzenfamilie-"

"Wir werden nicht sterben, Kayleen.", unterbrach er mich und schob mich durch eine Hand am Rücken mit sich mit. "Das sagst du doch nur, um mich aufzumuntern."

Seine Augen konzentrierten sich nun voll und ganz auf die Straße, als könnte er in dieser Dunkelheit sehen. Dumbass. "Hast du ein Handy da? Dann sterben wir heute vielleicht nicht." Zu meinem Pech schüttelte Dante den Kopf und stoppte plötzlich.

Wer hatte bitte kein Handy bei sich? Heute war ein scheiß Tag. Erst gab mein Handy seinen Geist auf, dann brachte ich einen angetrunken Teenager fast um und nun das hier. "Wenn wir schon hier verloren sind, dann lass uns wenigstens in dieses Lokal gehen. Als unser Abschiedsessen." Fucking genius.

Wer würde schon Nein zu Essen sagen, wenn er sich mit einem Fremden verirrt hatte und bald einen Nervenzusammenbruch bekam?

Auf jeden Fall nicht ich.

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Before I Met YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt