Kapitel 6 ✔️

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Sehnsüchtig sah Emma immer mal wieder zum Eingang des kleinen Teilbereichs im DAX, wo die Mädchen sich seit einer Stunde an einem Tisch aufhielten. Im Bus hatte Lexa sich nach kurzer Zeit darüber gewundert, wie fleißig ihre Freundin Textnachrichten verschickte. Ständig hatte das Smartphone gepiept, wenn sie eine Nachricht empfing. Mit irgendwem war sie verabredet. Klar war sie dort schon öfters gewesen, kannte dementsprechend die Leute, die ein- und ausgingen. Nur verstand die Brünette nicht, warum sie jetzt so aufgeregt war. Es passte nicht zu ihrer sonst so entspannten Art.

„Schieß los, auf wen wartest du?"

„Wirst du bald merken. Sie werden bald hier sein", lächelte Emma geheimnisvoll. Ihre Augen schimmerten dabei vergnügt. Wer auch immer gleich auftauchen sollte, es musste jemand Besonderes sein. Moment, das blonde Mädchen hatte den Plural verwendet. Demnach stießen wenigstens zwei Personen zu ihnen. Darauf verzichtete Lexa liebend gern. Denn entweder unterhielten die sich nur mit Emma oder die Brünette würde diesen Abend gezwungenermaßen mit jemandem reden. Ihrer sozialen Phobie gefiel die Aussicht nicht. Eine kleine Stimme in ihrem Kopf zeterte prompt drauflos.

Wie kann sie uns das nur antun? Sie weiß doch, dass wir Fremde nicht mögen.

So verliefen die nächsten paar Minuten, bis Lexa von einem Schmerz in ihren Rippen aus den Gedanken gerissen wurde. Die Zicke hatte sie doch glatt geboxt. Mürrisch rieb das Mädchen über die schmerzende Stelle, folgte dann aber mit den Augen dem ausgestreckten Arm, der in Richtung Eingang wies. Alexandras Atmung stockte. Das war nicht wahr. Was hatten die hier verloren? Regungslos wartete sie ab, dass ihr Untergang den Tisch erreichte.

„Schön, dass Ihr da seid." Der Blonde mit den Locken trat grinsend heran, stellte sich auf Emmas Seite, während sein Kumpel Lexas Nähe suchte. Obwohl er etwa dreißig Zentimeter entfernt stand, brannte seine Körperwärme auf ihrer Haut. War der Kerl ein Atomreaktor? Der geringe Abstand irritierte das braunhaarige Mädchen und sie guckte überall hin, nur nicht zu ihm. Es war ihr so schon unangenehm, kam jemand anderes als Emma oder die Eltern ihr so nah. Sogar wenn sie die Person kannte. Aber ein Fremder? Das empfand sie als Folter. Lexa schluckte die aufkommende Panik hinunter, kalter Schweiß bildete sich unter ihren Haaren am Nacken. Sie unterdrückte ein Zittern.

Komm schon, das ist kein tollwütiger Hund.

Nee, aber womöglich war er genauso bissig. Zumindest betrachtete er die Brünette, als ob sie ein leckeres Stück Fleisch wäre. Blindlings rückte sie näher an Emma heran, die ihre Verzweiflung bemerkte.

„Das ist übrigens Jonas," sie zeigte auf Blondie, der seine Augen auf das unbekümmerte Mädchen geheftet hatte, „und das ist Felix." Damit war der Braunhaarige gemeint. Schön und gut, jetzt kannte Lexa die Namen ihrer Alpträume. Warum zum Teufel waren die hier? Wann hatten sie es mit Emma vereinbart? Zufall war es nicht, dass sie hier aufkreuzten. Sie hatten die Nummern ausgetauscht, einander geschrieben. Vermutlich hatten die Jungs mit der Blondine im Dean&David gesprochen, als die Brünette auf der Toilette war. Geil. Wäre die Busverbindung nach Hause nicht so scheiße, würde sie jetzt flüchten. Stattdessen ergab sie sich und wartete auf das Desaster, das sicher kam.

Eine Stunde später brach es über sie herein. Lexa kam von der Toilette zurück und erblickte bei ihrer Rückkehr nur Felix am Tisch.

„Emma und Jonas wollten tanzen gehen", teilte er ihr lächelnd mit. Seine weißen Zähne strahlten dabei bedrohlich im Schwarzlicht. Suchend sah Lexa sich um, doch entdeckte sie ihre Freundin nicht auf der kleinen Tanzfläche in diesem Teilbereich des DAX. Das bedeutete, dass sie in einem der anderen Räume war. Kurz überlegte die Brünette, sie zu suchen, doch bei der großen Menge an Menschen war es ein hoffnungsloses Unterfangen, wie sie sich eingestand. Obendrein hatte sie keine Lust, dass ihr wieder jemand an den Hintern griff, so wie auf dem Hinweg zur Toilette. Mit etwas Abstand setzte das Mädchen sich notgedrungen zu Felix, der davon wenig hielt und sofort an sie heranrückte. Dabei hatte Lexa ihm in der vergangenen Stunde deutlich gezeigt, dass sie kein Interesse hatte. Nicht einmal an einem Gespräch mit ihm. Warum suchte er sich nicht stattdessen ein unwiderstehliches Mädel und ließ im Gegenzug sie in Ruhe? Wäre ihnen beiden geholfen.

Der BasterianerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt