Kapitel 11 ✔️

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Einige Monate lebte Lexa inzwischen bei Niyol. An die Hitze auf Chonsana hatte sie sich gewöhnt. Aufgrund des täglichen Trainings hatte sie einen fitteren Körper denn je. Sie war ausdauernder, stärker. Mental war sie ebenfalls widerstandsfähiger und entspannter, da sie sich meist in der Abgeschiedenheit des kleinen Dorfes aufhielten. Nur für die regelmäßigen Tests schleppte ihr Echsenbruder sie in die Stadt. Ja, sie hatte in ihrem Aufpasser einen Bruder gefunden.

„Kleine Schwester, wir müssen los. Dezba wartet nicht gern."

Alexandra seufzte. Geheuer war ihr die Anführerin der Chonsaner noch immer nicht. Vor allem, weil das Mädchen bemerkt hatte, dass Niyol lieber einen Bogen um die Echse machte, obwohl er zu ihren besten Leuten zählte. Außerdem waren sicher wieder Ahiga und Bidziil, Dezbas zwei Höllenhunde, anwesend.

Beide waren der Brünetten unheimlich. Mit Bidziil verband sie eine tiefgehende Feindschaft. Er zeigte offenkundig, dass er sie entweder auffressen oder von diesem Geröllhaufen verbannen wollte. Menschen hatten seiner Meinung nach auf Chonsana nichts verloren. Insgeheim gab Lexa ihm damit recht. Die Brünette vermisste das Grün, die Wälder und das Wasser ihres blauen Planeten. Dennoch fand sie sein Gehabe übertrieben und würde ihm nur zu gern eins über seinen Dickschädel ziehen. Ahiga dagegen war dem Mädchen ein Rätsel. Dieser schlich regelmäßig um sie herum, wenn sie ihn leider trafen. Mehrfach hatte Alexandra ihn dabei erwischt, wie er an ihrem Hals geschnüffelt hatte. Suchte wahrscheinlich die perfekte Stelle zum Reinbeißen. Niyol hasste ihn abgrundtief. Einen Grund dafür nannte er dem Mädchen nicht. Doch fiel ihr regelmäßig auf, wie er fast schon zwanghaft versuchte, Ahiga von ihr fernzuhalten. Bei näherer Betrachtung von allen dreien und wenn sie es sich recht überlegte, von sämtlichen Chonsanern. Musste er mal weg, durfte sie das Haus unter keinen Umständen verlassen oder jemandem die Tür öffnen.

„Weil ich Angst um dich habe."

Seine Antwort hatte sie verunsichert. Es hatte darüber hinaus ihr eigenes Misstrauen angefacht. Daher gefiel es ihr nicht, an diesem Tag in die Stadt zu kommen. Es standen keine gesundheitlichen Kontrollen an. Die hatte das Mädchen erst eine Woche zuvor über sich ergehen lassen. Großes Blutbild, aber nicht so ein mickriges, dass man unter gleichem Namen auf der Erde bekam. Nein, hier wurden sämtliche Werte bezüglich der Nährstoffe, die sie zu sich nahm, kontrolliert. Seitdem sie das erfahren hatte, wunderte es sie überhaupt nicht mehr, wieso ihr Beschützer so auf die Ernährung achtete. Außer Blutkontrollen lief sie an solchen Tagen verkabelt für zwei Stunden auf einem Laufband, wobei die Auswirkungen des Trainings auf die Sauerstoffwerte im Blut gemessen wurden. Laut Dezba waren sie beim letzten Mal bemerkenswert gewesen. Was wollte sie dann heute von ihr? Oder war Niyol dran und er nahm sie zur Abwechslung mit?

Lexa warf einen Blick auf ihren Fahrer, der verbissen geradeaus starrte, während er den Gleiter Richtung Stadt lenkte. Lexas Laune sank weiter. Er wusste, was los war, durfte es ihr nur nicht mitteilen. Um ihn zu beruhigen, legte das Mädchen die Hand auf sein Knie. Kurz ließ er das Steuer los, drückte ihre Hand und konzentrierte sich dann wieder auf die Fahrt.

Der Gleiter hielt nicht wie sonst vor dem großen Gemeinschaftshaus, sondern etwas weiter außerhalb vor einer riesigen Halle, die Lexa nicht kannte. Ein mulmiges Gefühl beschlich sie, als sie ausstiegen. Warum waren sie hergekommen? Schnell ergriff das Mädchen Niyols Hand. Wie auf Kommando erschienen ihre zwei größten Alpträume, Bidziil und Ahiga. Ersterer starrte missbilligend auf die verschränkten Hände des ungleichen Paares. Zweiterer zischte Alexandras Begleiter gefährlich an. Die Freundschaft, wie wichtig sie für Lexa und Niyol war, wurde von den anderen Chonsanern nicht gern gesehen. Eine Erklärung dafür war ausgeblieben.

„Sie können es halt nicht nachvollziehen."

Mit dieser Antwort hatte die Brünette sich zufriedengeben müssen.

Der BasterianerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt