Kapitel 8 ✔️

1.3K 73 3
                                    


Kaum angekommen, verabscheute Lexa bereits diesen Ort. Die trockene heiße Luft flimmerte vor ihren Augen. Der Nacken war nassgeschwitzt und unter ihren Armen bildeten sich regelrecht Pfützen. Mal abgesehen von ihren Beinen, an denen die verdammte schwarze synthetische Hose wie eine zweite Haut klebte. Polyester war für diese Verhältnisse absolut ungeeignet. Die Lufttemperatur betrug mindestens fünfunddreißig Grad und war staubtrocken. Staub, ein grandioses Stichwort. Das Fahrzeug, wenn man es denn so bezeichnen wollte, glitt über den staubigen Boden dahin und wirbelte ihn auf, so dass hinter ihnen eine riesige Staubwolke in der Luft hing. Aufgrund der gleitenden Fortbewegungsart bezeichnete das Mädchen das Teil, in dem sie saßen, als Gleiter. Ihre Vorliebe für Star Wars Filme, vor allem die ursprünglichen drei, stellte sich als großer Vorteil heraus. Wie hatten die Autoren in den Büchern den Antrieb genannt, der es ermöglichte, dass Fahrzeuge sich schwebend fortbewegten? 

Mist, die schwitzende Brünette kam nicht drauf. Die Hitze vernebelte ihr Gehirn. Auf jeden Fall irgendein Anti-Schwerkraft-Dingens. Ihr Fortbewegungsmittel war geschätzte sieben Meter lang und hatte einen halbrunden Bug. Wenn sie nicht alles täuschte, war es aus demselben Material wie die Rüstungen der Chonsaner hergestellt. Zumindest hatte es die gleiche Farbe. Die Frontscheibe war gewölbt und schien, obwohl sie hauchdünn war, extremen Belastungen standhalten zu können. Glas oder gewöhnliches Plastik war das nicht. Lexa lugte nach links, wo Niyol saß, die Hände entspannt am Steuer. Es war kein Steuerrad wie bei einem Auto, sondern erinnerte das Mädchen mehr an diese seltsamen Steuerknüppel in Flugzeugen. Na ja, nicht wie ein typischer Steuerhebel. Es gab in modernen Fliegern andere Teile, aber sie hatte keine Ahnung, wie diese hießen. Zugegebenermaßen konnte sie nicht alles wissen, verdammt. Alexandra bildete sich auf jeden Fall ein, dass ihr Fahrer zuverlässig war. Oder es sprach aus ihr nur die Hoffnung, dass er sie beide nicht gegen die nächste Felswand beziehungsweise in einen Abgrund flog. Denn in dieser völlig anderen Welt brauchte sie etwas, an das sie sich klammern konnte. Und wenn es ein humanoides Reptil war.

Aber zurück zum Fahrzeug. Das Cockpit, falls man es so nannte, war vollgestopft mit diversen Anzeigen, von denen sie keine Ahnung hatte. Woher auch? Die Brünette hatte weder Autofahren gelernt, noch war ihr klar, was so ein Gleiter brauchte. Kompass? Tacho? Spritanzeige? Fuhr dieses Dingsbums überhaupt auf Sprit? Sie seufzte. Niyol drückte kurz ihre Hand, die auf ihrem Oberschenkel lag, dann konzentrierte er sich wieder auf die Fahrt. Lexa war nicht klar, was sie davon hielt. Während des Flugs hatte er sich um das verstörte Mädchen gekümmert und sie beschützt. War es sein Auftrag, sie zu beschützen? Von seiner Anführerin ihm auferlegt? Oder handelte er aus freiem Willen so?

Lexa kam wieder das wütende Zischen in den Sinn, das sie gehört hatte, kurz bevor sie das Bewusstsein verlor. Hatte er das ausgestoßen? Die Brünette grübelte und grübelte, doch bekam sie keine Antwort. Außerdem, was kümmerte es sie überhaupt?

Weil wir jetzt auf diesem Stück Geröll und Staub festsitzen und jede erdenkliche Hilfe, die wir bekommen, benötigen.

Die Stimme in Lexas Kopf hatte Recht. Ohne Unterstützung war sie hier verloren. Man brauchte sich doch nur umzuschauen. Rotbraune Erde, nein Staub, wohin das Auge blickte. Kleine, zähe und vermutlich dornige Sträucher wuchsen mal hier, mal dort. Soeben huschten sie an einer Steppenhexe vorbei, wodurch diese ins Rollen geriet und davonraste. Diese Gewächse kappten die Verbindung zu ihren Wurzeln, wenn die Zeit dazu gekommen war, ihre Samen zu verteilen. Lexa hatte dies im Bio-Unterricht gelernt, als der Lehrer über die Ausbreitungsstrategien von Pflanzen gesprochen hatte. Zuvor hatte das Mädchen das herumrollende Gestrüpp, das in Westernfilmen gern in der Einöde auftauchte, nur für vertrocknetes Unterholz gehalten. Es weckte ihre Neugierde, dass hier Bodenläufer vorkamen. Gab es mehr, dass dem Leben auf der Erde ähnelte? Sie beobachtete weiter die vorbeiflitzende Umgebung. Manchmal sah sie einen toten Baum am Wegesrand. Als Zeuge einer Zeit, in der es hier einst mehr Wasser gegeben hatte.

Der BasterianerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt