Kapitel 1 ✔️

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Alexandra saß genervt im Unterricht. Wahlpflichtfach Mathe am frühen Morgen brachte grundsätzlich Kummer und Sorgen. Ihre Freundin Emma, die sonst neben ihr saß, war zwangsversetzt worden. Ans Ende des Raumes. Wem hatten sie das zu verdanken? Amy, die mal wieder rumgestänkert hatte. Die blöde Kuh war dem braunhaarigen Mädchen zuwider. Im Kindergarten hatte Lexa sich zwangsweise mit ihr arrangiert, aber ab der Grundschule war es damit vorbei. Wegen einer Sache, die ihr damals im Sommer, einem Monat nach ihrem sechsten Geburtstag, zugestoßen war. Doch das war lange her. Noch vor der Einschulung. 

Jetzt hatten die Mädchen das letzte Schuljahr erreicht. Alexandra konnte es kaum erwarten, die ganze Scheiße hinter sich zu lassen und aus der Gegend auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Mit ihren Eltern würde sie den Kontakt nicht abbrechen, obwohl diese in den vergangenen Monaten nervten. Hatte sie den Verstand verloren? Seit Jahren war sie vom Verhalten ihrer Erziehungsberechtigten genervt. Der Mist hatte ebenfalls nach diesem verhängnisvollen Sommer angefangen. Von entspannten Eltern hatten sie sich Richtung Helikoptereltern entwickelt. Ständige Überwachung der außerschulischen Tätigkeiten waren die Norm. Kein Wunder, dass Lexa sich zu einem kleinen Nerd gemausert hatte, der liebend gern seine Zeit auf dem Zimmer am PC oder lernend verbrachte. Immerhin hatte sie dadurch herausragende Noten, zur Freude der Lehrer und der Erziehungsberechtigten. Jeder erwartete von ihr, dass sie mit Eins irgendwas abschloss. 

Die Entscheidung, was sie nach dem Abitur studierte, stand an. Dabei hatte sie weder Lust auf eine Ausbildung noch auf ein duales Studium. Geschichte oder Archäologie wären dagegen cool. Aber das passte den lieben Eltern nicht in den Kram. Ersteres war akzeptabel, doch dann studierte Alexandra am besten auf Lehramt. Das sie nicht lachte. Wer wünschte sich, freiwillig so einen Sauhaufen wie ihre Mitschüler zu unterrichten? Dabei waren sie Gymnasiasten. Bei den anderen Schulformen sah es umso übler aus. Schuld der letzten zwei Generationen Eltern, die sich verpflichtet gefühlt hatten, den Kindern alles zu erlauben und ihnen jeden kleinen Stolperstein aus dem Weg räumten. Ihre Mutter gehörte gleichermaßen dazu. Sie würde ihre Tochter vermutlich am liebsten direkt in den Klassenraum begleiten und während des Unterrichts neben ihr sitzen. Na ja, im Moment war da ein Platz frei.

Die Brünette schaute verstohlen zu der schlanken blauäugigen Blondine, die wutschnaubend vorneweg am Fenster saß. Sie hasste den Mathematiklehrer eh schon. Herr Menge. Faszinierender Name für einen Mathelehrer, oder? Lexas Blick wanderte zu ihm nach vorne. Klein, fett, beginnende Glatze, dicke Brille und Tränensäcke. Das Grauen in Person. Seine Olle unterrichtete ebenfalls an der Schule. Frau Menge war Chemielehrerin und blieb ihr daher erspart. Chemie hatte sie schleunigst abgewählt, sowie sich die Möglichkeit dazu geboten hatte. Nicht, dass sie das Fach nicht verstand. Nein, aber die Chemielehrer waren allesamt durchgeknallte Vollpfosten. Kam von den ganzen Chemikalien, mutmaßte Lexa. Das war vermutlich der Grund, dass Frau Menge mit dem Freak vorne am Whiteboard verheiratet war. Anders ertrug man den sicher nicht.

Augenblicklich laberte er etwas über Geradengleichungen.

„Geraden sind gegeben durch einen Aufpunkt A auf der Geraden und einen Richtungsvektor ..."

Zeit zum Abschalten. Es würde eh gleich klingeln. Nicht, dass die Brünette das Thema nicht verstand. Das war eben nicht das Problem, im Gegensatz zur monotonen Stimme des Lehrers. Die war buchstäblich unerträglich. Kurz darauf klingelte es zum Stundenende. Der Lärm schwoll an, als alle Schüler hastig ihre Sachen zusammen kramten, um fluchtartig den Raum zu verlassen.

„Was haben wir gleich?" Emma gesellte sich Kaugummi kauend zu ihrer Freundin. Dabei spielte sie mit einer Strähne ihrer leuchtenden blonden Haare. Lexas waren eher so ein verwaschenes helles Braun. Die Blondine hatte einen ansehnlichen Hintern und eine große Oberweite, die Brünette dagegen war zwar schlank, dafür aber so flach wie ein Bügelbrett.

Der BasterianerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt