Kapitel 38 ✔️

1K 71 12
                                    


Lexa wanderte vor der fest verschlossenen Tür hin und her. Immer wieder huschte ihr Blick dorthin, in der Hoffnung, dass sie sich endlich öffnete und jemand herauskam. Doch egal wie lange sie wartete, nichts passierte. Ein Knurren, zuerst kaum wahrnehmbar, dann stetig lauter werdend, drang aus ihrer Kehle.

„Du bist ganz schön knurrig heute." Zwei drahtige Arme schlangen sich um ihren Körper und sie lehnte sich an den Mann, der ihr sanft den Bauch streichelte. „Du solltest dich lieber ausruhen. Stress ist nicht gut für euch beide. Lass mich dich zu deinem Quartier begleiten."

„Wie kann ich mich ausruhen, wenn ich nicht weiß, wie es Bidziil geht und ob er es schaffen wird?" Sie rümpfte entrüstet die Nase. „Du riechst übrigens noch immer ein wenig nach Fisch." Lexa drehte sich um und sah dem grauen Basterianer stirnrunzelnd an. Sie streckte den Arm aus und fuhr mit den Fingernägeln an einem Kamm entlang. Samtige millimeterkurze Haare kitzelten ihre Fingerspitzen. Niyol schloss die Augen und gurrte, genoss die Wärme ihrer Hand. Unvermittelt stoppte das Gurren.

„Deswegen werde ich wohl auch nie eine Partnerin haben. Jede Chonsanerin würde mich bei einem Annäherungsversuch direkt erschießen und Basterianerinnen gibt es zu wenige, noch dazu momentan über fremde Planeten verstreut, als dass ich je eine für mich gewinnen könnte." Er seufzte leise. „Mit meinem genetischen Mix bin ich doch eh nur ein Freak." Sein trauriger Gesichtsausdruck verpasste ihr einen Stich in die Brust. Fieberhaft überlegte sie, wie sie ihn aufheitern konnte.

„Im Notfall kidnappen wir jemanden auf der Erde." Lexa wandte sich von ihrem Cousin ab, um ihr Grinsen zu verdecken. Entsetzt schnappte er hinter ihr nach Luft.

„Das ist nicht witzig!" Niyol boxte sie leicht gegen den Oberarm. Er nickte Richtung Tür, hinter der Ah-senos-te seit einer Ewigkeit daran arbeitete, den bösartigen Tumor aus Bidziils Lunge zu entfernen. „Euer Arzt weiß schon, was er tut. Gib ihm ein wenig Zeit. So eine Operation ist mit Sicherheit schwierig." Er hob Lexa hoch und lief mit ihr den Gang entlang, weg von dem Raum, in den sie am liebsten hineinschleichen wollte. Vielleicht in ihrer Katzenform? Sie schüttelte den Kopf und verwarf den Gedanken. Nein, sie hatte dort nichts verloren. Sie würde nur Ah-senos-te in seiner Konzentration stören.

„Er ist jetzt auch euer Arzt", murmelte sie müde gegen die warme Schulter. Die Geschehnisse auf dem Mutterschiff der Chonsaner, das Wiedersehen mit Niyol und die Angst um Bidziils Leben forderten ihren Tribut. Sie verschränkte die Hände hinter seinem Nacken und kuschelte sich noch enger an ihn.

„Wenn sie uns akzeptieren." Er seufzte abermals tief, drückte Lexa an seine Brust. Sie lauschte seinem Herz, das unregelmäßig schlug. Nervös biss sie auf ihre Unterlippe. Wie konnte sie ihm seine Zweifel, seine Angst nehmen? Er war Teil ihrer Familie. Egal, was die Basterianer davon hielten, sie würde ihn und Bidziil am Verlassen Gangalons hindern, beide notfalls einsperren.

„Das werden sie." Innerlich fluchte sie über den Hauch an Unsicherheit in ihrer Stimme. So überzeugte sie Niyol mit Sicherheit nicht. „Was ist mit dem Rest des Teams?", lenkte sie stattdessen vom Thema ab. „Waren sie etwa ebenfalls auf..." Sie verstummte, biss sich auf die Innenseite ihrer Wange und ignorierte das schmerzhafte Ziehen in ihrem Bauch. Traute sich nicht, die Befürchtung auszusprechen, aus Angst, dass sie sich bewahrheitete.

„Die sind sicher auf Chonsana", brummte ihr Cousin. „Zumindest, wenn man Sicherheit und Chonsana in einem Atemzug nennen darf." Ein leichtes Knurren klang unterschwellig bei seinen Worten mit. Lexa studierte angespannt sein Gesicht. Hatte Dezba ihn misshandelt, nachdem er von der anderen Mission allein zurückgekehrt war? Wie hatte sich überhaupt seine Wandlung vollzogen? Sie löste ihre Hände und strich ihm abermals über den Kopf. Weich wie Basterianerfell.

Der BasterianerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt