Kapitel 37 ✔️

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Das schrille Heulen der Schiffssirenen hallte durch das Shuttle, drang in die Ritzen der entferntesten Räume ein und ließ das Metall vibrieren. Lexas Pantherohren zuckten in alle Richtungen. Sie hob die Nase in die Luft und witterte. In ihrem Magen formte sich ein eisiger Klumpen. Hatte die Explosion des Mutterschiffs der Chonsaner das Shuttle beschädigt oder hatten die Echsen das kleine Raumschiff etwa sabotiert? Für den Fall, dass ihr und Chu-Lah die Flucht gelang.

Lexa sprang auf ihre Pfoten und wanderte ziellos umher. Immer wieder hielt sie inne und lauschte. Ein Ruck, der durch das basterianische Raumfahrzeug verlief wie eine Tsunamiwelle, warf sie zurück auf den Boden. Sie ächzte, als ihre Schulter das harte, kalte Metall unsanft berührte.

„Bleib liegen. Wir sind in einen Fangstrahl geraten." Chu-Lah lief leichtfüßig zur Tür, die sich leise zischend öffnete. Er warf Lexa noch einen beruhigenden Blick zu, bevor sich das Metall zurück auf seinen Platz schob und ihr die Sicht auf ihren Gefährten nahm. Sie legte den Kopf auf die Pfoten. Sie war sich dessen bewusst, dass sie nicht ewig in ihrer Pantherform herumlaufen konnte. Doch seitdem ihre Wut verflogen war, fühlte sie sich eins mit ihrer inneren Raubkatze, die sie fast ihr ganzes Leben schon begleitete. Hätte sie sich bereits früher in ein Raubtier verändern können? Oder hatte erst das wiederholte Essen Basterianerfleisches und die Schwangerschaft ihren Körper darauf vorbereitet?

Sie linste zur Tür. Fangstrahl hatte er vor seinem Verschwinden gesagt. Hatten weitere Chonsaner auf der Lauer gelegen oder hatte eine fremde weltraumerfahrene Spezies sie erwischt?

Ein Knall riss sie aus ihren Überlegungen. Was war das? Defekte Schaltungen? Ein kurzschließendes Relais? Lexa richtete sich auf. Ein Knistern drang an ihr Ohr. Feiner Rauch zog an ihrer Nase vorbei, die sie angewidert rümpfte. Verbrannter Kunststoff.

Ein zweiter Knall dröhnte durch den Raum, traf auf die Metallwände und hallte unheimlich wider. Die Schalttafel bei der Tür, die zum Maschinenraum führte, glühte für einen Moment orange auf. Ein Funkenregen blendete Lexa. Ihre Rippen wanden sich enger um ihre Lunge. Das Metall um sie herum vibrierte erneut. Die Triebwerke bäumten sich ein letztes Mal auf, dann schalteten sie sich ab. Stille. Nur das Knistern der kleinen Brände in den Schaltkreisen war zu hören. Wo blieb nur Chu-Lah? Von einer tiefen inneren Unruhe getroffen warf sie einen Blick in die Richtung des Cockpits. Ein langer Gang führte hinter der geschlossenen Schiebetür dorthin, wo ihr Gefährte und ihr Adoptivvater nun auf das über sie hereinzubrechen drohende Unheil warteten.

Ein neuerlicher Ruck ging durch das Shuttle. Leises Kratzen an der Außenhülle, wie das Ziehen eines Autoschlüssels über die Karosserie. Ein Klacken wie vom Koppeln zweier altertümlicher Eisenbahnwaggons, die sie mal in einem Western im Fernsehen gesehen hatte. Das Raumschiff hatte angedockt.

Lexa positionierte sich direkt vor der großen Luke, die nach draußen führte. Einer Raubkatze gleich duckte sie sich auf den Boden, spannte jede Muskelfaser in ihrem Körper bis zum Bersten an. Ein kaum hörbares Klicken, erstes Licht von außerhalb drang durch die Ritzen. Sie hielt den Atem an. Die Luke schwang auf. Lexa stieß sich vom kalten, harten Metallboden, wartete nicht auf das Ausfahren der Rampe, sondern stürzte in einem enormen Satz nach draußen. Gleißendes Licht, das von der Decke das Andockhangars wie die Strahlen einer riesigen Sonne brannte, blendete sie. Blinzelnd blieb sie vor einer hochgewachsenen Gestalt stehen. Seine intensive Aura zwang sie in die Knie. Sie atmete erleichtert aus.

„Nizhoni." Finger kraulten sie unterm Kinn. Ein leises Schnurren drang aus ihrer Brust. Alpha Wa-Ya-Ga-Da stand vor ihr, streichelte ihr schneeweißes Fell. Seine Miene war sanft, sein Blick voller Liebe und Bewunderung.

„Du hast es also geschafft, dich zu verwandeln." Seine Hand glitt an ihrem Kopf weiter hoch und kraulte sie hinter dem Ohr. „Du bist in Sicherheit, meine Schwiegertochter." Von einer Sekunde auf die andere wurde sein Gesichtsausdruck hart. Er visierte ein Ziel hinter ihr an. Ein tiefes Grollen entwich seiner Kehle. Lexa sah sich um.

Der BasterianerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt