Kapitel 31 ✔️

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Lexa streckte sich gemütlich und schubste die Decke zur Seite. Gähnend stand sie auf. Statt wie sonst erst ins Bad zu gehen, lief sie direkt zur Zimmertür. Ihr Magen grummelte laut und ihr Baby vollführte Saltos in ihrem Bauch.

„Du bekommst gleich was, du kleine Fressraupe", sprach sie ihre Rundung tätschelnd. Dann drehte sie sich grinsend zum Bett um. „Kommst du mit, du Faulpelz, oder gehst du nachher wieder jagen?" Ein tiefes Brummen kam unter der Decke hervor.

Achselzuckend setzte sie ihren Weg fort. Als sie die Treppe hinabstieg, umschmeichelte sie ein betörender Geruch, der aus der Küche zu ihr drang. Lexa spitzte die Ohren. Metall auf Holz. Jemand schnitt Fleisch klein. Auf Zehenspitzen schlich sie näher heran und linste in den Raum. Wa-Ya-Ga-Da stand mit dem Rücken zur Tür und hantierte mit einem Messer herum.

„Gute Morgen, Nizhoni. Frühstück ist gleich fertig." Schmunzelnd trat sie ein. Egal, wie leise sie lief, der Alpha hörte sie trotzdem.

„Dein Schleichen wird besser. Bald übertrumpfst du noch meinen Sohn." Lexa schüttelte den Kopf. Sie würde es nie mit einem Basterianer aufnehmen können. Feine Härchen kitzelten ihre Beine. Sie bückte sich hinunter und streichelte das samtweiche Katzenfell, das im Sonnenlicht wie Obsidian schimmerte.

„Na du Faulpelz, doch mal aufgestanden?" Seine rosa Zunge schoss aus seinem geöffneten Mäulchen, leckte zweimal schnell über die lakritzschwarze Nase. „Ach so, der Fleischgeruch hat dich unter der Decke hervorgelockt. Da lässt sich doch etwas regeln."

Lexa klaute zwei rohe Fleischwürfel aus der Schüssel und warf ihrem Haustier eins zu. Geschickt schnappte er es aus der Luft, entblößte dabei seine spitzen Reißzähne. Ihr Puls erhöhte den Takt. Wie gebannt starrte sie auf den Kater, wie er mit Leichtigkeit das Fleisch verschlang. Ihre stumpfen Eckzähne waren ein Witz dagegen. Nachdenklich kaute sie auf ihrem Stück. Katze müsste man sein.

„Lass das. Der wird zu fett. Und du bekommst gleich dein Frühstück." Der Alpha packte sie am Handgelenk bei ihrem erneuten Versuch, etwas aus der Schüssel zu stibitzen. Ein tiefes Knurren hallte durch den Raum. Wa-Ya-Ga-Da ließ Lexa los und drehte sich zu ihr um. Sie nutzte den Moment und schnappte sich ein weiteres Stück. Chu-Lahs Vater neigte den Kopf und betrachtete sie mit verengten Augen. Sein Blick wanderte zu ihren Haaren und er blinzelte einige Male schnell.

„Ich glaube, das Frühstück muss warten." Der Alpha drückte der überraschten Lexa die Fleischschüssel in die Hände und hob das Mädchen hoch. In Windeseile trug er sie zum Gleiter und setzte sie auf den Beifahrersitz. Was er nur wieder hatte? Sie zuckte mit den Schultern und futterte weiter das rohe Fleisch. Der Kater hopste maunzend auf ihren Schoß. Fragend sah sie zu Wa-Ya-Ga-Da.

„Der soll ruhig mitkommen. Solange er sich benimmt, habe ich keine Probleme mit ihm." Sie atmete tief ein und kostete den Moment aus. Wärme breitete sich in ihrem Körper aus. Der Vater ihres Gefährten entpuppte sich immer mehr als fürsorglicher und liebevoller Schwiegervater.

Eine Szene von ihrer Ankunft auf Gangalon tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Seine abweisende, ja fast feindliche Haltung und ihre Reaktion darauf. Entgegen ihren Erwartungen hatte er sie weder gefressen noch anderweitig ihr geschadet. Er hatte nur versucht, sein einziges überlebendes Kind vor einer Enttäuschung zu bewahren. Sie überlegte krampfhaft. War die Abnahme der Eizellen seine Idee gewesen? Sie seufzte leise. Was machte es noch für einen Unterschied? Sie war schwanger und in wenigen Monaten bekamen die Basterianer eine ganze Generation an männlichen Welpen.

Lexa linste abermals zum Alpha, der den Gleiter die Straßen entlang jagte. Er umklammerte das Steuer, seine Fingerknöchel waren dunkelgrau statt wie sonst schwarz. Seine Körperhaltung wirkte starr, unnatürlich auf sie. Sorgte er sich ihretwegen? Nein. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. Er war angespannt, doch gleichzeitig freute ihn etwas.

Der BasterianerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt