Kapitel 34 ✔️

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Lexa lächelte versonnen. Die Reise mit dem Raumschiff neigte sich nach etwa einer Woche dem Ende zu. Sie hatte versucht, einen geregelten Tagesablauf einzuhalten, doch die Schwärze des Weltraums vor den Fenstern hatte ihr jegliches Zeitgefühl genommen. Meist hatte sie sich daher, so wie in diesem Moment, auf dem Zwischendeck mit den Pflanzen aufgehalten. Sie atmete tief die frische Luft ein, die von diversen Blumendüften durchmischt, ihren Geruchssinn kitzelte und sie dazu einlud, die unterschiedlichen Düfte zu benennen.

„Wusste ich es doch, dass ich dich hier finde." Chu-Lah setzte sich neben sie ins weiche, blaue Moos, das die gesamte Bodenfläche des Decks bedeckte. Er streichelte ihr sanft über den Bauch, entlockte ihr ein Schnurren. Sie rutschte näher an ihren Gefährten heran und lehnte den Kopf an seine Schulter. Schnell schlangen sich seine Arme um sie, zogen sie noch enger an seinen warmen Körper. Das Band zwischen ihnen nahm mit jedem Tag weiter zu und sie zweifelte, dass sie, stieß ihm etwas zu, ohne ihn weiterleben könnte.

„Wir sollten uns fertigmachen. Der Planet ist in Reichweite. Mein Vater bleibt auf dem Mutterschiff und wir fliegen mit dem Shuttle runter. Beim letzten Mal hattest du vermutlich keine Zeit, dir den Markt anzuschauen." Lexa seufzte leise. Tränenflüssigkeit sammelte sich in ihren Augen. Er sprach genau ihren wunden Punkt an. Der Gedanke an die misslungene Mission verpasste ihr unzählige Stiche ins Herz und sie krümmte sich zusammen.

„Was ist los, Liebste? Hast du dir wehgetan?" Besorgt tastete Chu-Lah vorsichtig ihren Bauch ab und atmete erleichtert auf, als er keine Wunde fand.

„Es ist nichts", murmelte sie und zwinkerte die Tränen weg. „Es ist nur", stockte sie und starrte ins Leere. Dort, auf diesem verflixten Planeten hatte sie ihn verloren. Ihretwegen hatte er nicht aufgepasst und seine Unachtsamkeit mit dem Leben bezahlt. Ihre Kehle schnürte sich zu und sie schloss die Augen. Ihr Gefährte räusperte sich.

„Tut mir leid. Es ist meine Schuld." Er strich ihr sanft eine Haarsträhne hinters Ohr. „Ich habe nicht nachgedacht, was es für dich bedeutet. Für mich ist der Ausflug hierher eine schöne Erinnerung, weil ich dich hier gefunden habe. Aber für dich", er verstummte und atmete tief durch. „Wenn du willst, können wir auch woanders hin."

„Nein!" Lexa schüttelte vehement den Kopf. „Ich muss das jetzt durchziehen. Wenn Niyol doch nur nicht den Helm abgenommen hätte!" Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, bis es schmerzte. Mit einem tiefen Seufzer löste sie die krampfenden Finger. Es war sinnlos. Die Vergangenheit ließ sich nicht ändern.

„Du vermisst ihn noch immer, nicht wahr?" Lexa horchte auf. Chu-Lahs Stimme war frei von jeglichem negativen Unterton. Einzig Besorgnis klang mit. „Ihr habt einander wirklich sehr nahe gestanden." Zärtlich küsste er sie auf die Stirn. Sein weicher Mund hinterließ einen kribbelnden Pfad, wo er entlangfuhr. Die sanfte Berührung stoppte. Lexa hob den Blick und sah, wie ihr Gefährte in die Ferne starrte. Die Stirn glatt, den Mundwinkel neutral, schien er nachzudenken. Von seinem üblichen Hass auf die Chonsaner fehlte jede Spur. Bedeutete dies, dass sie ihm endlich von ihren Freunden erzählen konnte, ohne dass er direkt laut wurde und über die Echsen fluchte? Einen Versuch war es ihr wert. Angestrengt suchte sie nach den richtigen Worten. Gab es diese überhaupt? Sie seufzte leise.

„Er war der Erste, bei dem ich mich sicher gefühlt habe. Auf Chonsana war er wie ein großer Bruder zu mir. Nie zuvor habe ich jemandem so vertraut wie ihm." Mit fahrigen Bewegungen wischte sie über ihre feuchten Augen.

„Halte deine Tränen nicht zurück. Manchmal ist es weiser, die Emotionen herauszulassen, damit sie einen nicht innerlich verbrennen. Weine ruhig. Ich werde dich dafür nicht verurteilen." Chu-Lah zog sie auf seinen Schoß und schnurrte leise. Sanft streichelte er in langen Zügen über ihren Rücken.

Der BasterianerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt