Kapitel 36 ✔️

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Sie öffnete die Augenlider, die sie in ihrer Konzentration geschlossen hatte, und sah an sich herunter. Schlanke, mit flauschigem Fell besetzte Vorderpfoten. Sie schaute über ihren Rücken nach hinten. Ihr Katzenschwanz zuckte verärgert durch die Luft, wies sie auf eine drohende Gefahr hin. Schritte, die sich näherten.

Schnell sah Lexa sich um. Der hohe Schrank lud sie ein. Von dort hatte sie mit Sicherheit einen ausgezeichneten Überblick. Sie spannte die Muskeln ihrer Hinterbeine an. Wie Sprungfedern katapultierten sie sie hinauf in die Luft, auf das kühle Metall. Warum zum Teufel benutzten die Echsen keine organischen Materialien? Sie sehnte sich danach, die Krallen an einem Holzstamm zu wetzen, sie zu tödlichen Waffen zu schärfen. Die Ohren angelegt presste sie sich auf den Schrank und wartete. Dezba. Sie roch die verhasste Chonsanerin bereits, bevor sich die Schiebetür mit einem leisen Zischen öffnete und das Reptil eintrat.

„Das kann doch wohl nicht wahr sein!", schimpfte sie auf Abedju. „Wo ist dein verdammtes Weibchen hin?" Sie drehte sich wieder zur Tür. „Dieses Mal bringe ich Bidziil um!" Zischeln und Knurrlaute folgten, als ob sie in ihrer eigenen Sprache weiter fluchte. Lexa beobachtete jeden ihrer Schritte. Als Panther wäre es ein leichtes, die Anführerin der Chonsaner zu töten. Doch als Katze hatte sie keine Chance. Missmutig starrte sie auf ihre winzigen Krallen.

„Bring Bidziil sofort ins Labor. Nizhoni ist abgehauen", herrschte sie ins Interkom neben der Schiebetür. „Reg dich ab, wir finden dein Weibchen schon", brüllte sie ihren Sohn an, der am anderen Ende scheinbar fluchte. Es irritierte Lexa, dass Dezba auf Abedju sprach. Was steckte da nur wieder dahinter?

Die Echse drehte sich um und verharrte kurz. Ihr Blick schweifte durch den Raum. Kopfschüttelnd lief sie zu dem Tisch, auf dem Lexa gelegen hatte. Sie betrachtete stirnrunzelnd die Gurte.

„Verrate mir mal, wieso der Idiot die Fesseln wieder geschlossen hat. Soll ich etwa denken, dass ein lächerlicher Mensch einfach so entkommt? Sowas wie sie kann sich nicht wandeln." Lexa schnaubte leise in ihrem Versteck. Ihre Pfoten juckten regelrecht vor Sehnsucht danach, der Schreckschraube das Gesicht zu zerkratzen. Stattdessen duckte sie sich noch tiefer auf dem Schrank.

„Weißt du, dass Nizhoni abgehauen ist, ändert so einiges. Ich werde dich jetzt gleich umbringen. Nimm es nicht persönlich, ich habe nur etwas gegen deine Spezies."

„Töte mich, aber lass mein Weibchen und meinen Welpen in Ruhe", knurrte Chu-Lah. Lexa vernahm das Schaben von Krallen auf Metall. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen und ihre Schnurrhaare zuckten nervös. Seine Liebe zu ihr und ihrer ungeborenen Tochter zeigte sich in jedem Wort, jeder noch so kleinen Betonung. Die schaurige Gewissheit, dass er jederzeit bereit war, für sie zu sterben, zog einen eiskalten, metallenen Ring um ihren Brustkorb. Sie schnappte leise nach Luft, noch immer darauf bedacht, nicht von der Chonsanerin entdeckt zu werden.

„Du törichtes Tier. Ich werde sie mir zurückholen. Doch du bist dann bereits tot. Ich hätte zwar gern etwas länger mit dir gespielt. Dir zum Beispiel einen Tumor eingepflanzt, wie bei diesem nutzlosen Reptil, das Vatergefühle für ein Menschenmädchen entwickelt hat. Das muss man sich mal vorstellen. Ein stolzer Chonsaner, ein Ausnahmekrieger, der sich um einen lächerlichen Menschen sorgt!" Lexas Blut brodelte glühend heiß in ihren Adern, drohte sie innerlich zu verbrennen. Die Beleidigungen, die in Dezbas Worten versteckt an sie gerichtet waren, störten sie wenig. Doch was dieses Miststück Bidziil angetan hatte, dafür gab es keine Entschuldigung.

„Du bist töricht, wenn du denkst, damit durchzukommen. Die anderen Völker haben es satt, wie ihr euch aufführt." Ein tiefes Knurren begleitete seine Worte. Lexa knurrte ebenfalls, wenn auch viel leiser, in ihrem Versteck.

„Und ob ich damit durchkomme. Eure Vernichtung ist nur noch eine Frage der Zeit und mit dir fange ich jetzt an." Dezba packte ein langes Messer vom Tisch mit den Folterwerkzeugen. Die Schneide war gezackt und an einigen Stellen klebte altes, braunes Blut. Lexas Fell stellte sich auf ihrem Rücken auf, als sie aufstand und ihn nach oben streckte. Ein waschechter Katzenbuckel, schoss es ihr durch den Kopf, bevor sie sich vom Schrank auf die Anführerin der Chonsaner stürzte. Während des Sprungs fühlte sie ihren Körper wachsen, massiver werden. Ihre Vorderbeine wurden kräftiger, die Pfoten breiter und die Krallen schärfer.

Der BasterianerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt